Der Münchner Gasteig bekommt einen neuen Chef. Am 1. März übernimmt Max Wagner die Leitung des Kulturzentrums. Damit löst er nach 18 Jahren Brigitte von Welser ab. Der Jurist, Musiker und langjährige Intendant des Gärtnerplatztheaters sieht im Umbau des Gasteigs eine große Chance.
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Vom Dach des Münchner Gasteigs aus sieht man die Isar, die Muffathalle, das Deutsche Museum, weiter hinten die Oper, die Frauenkirche, am nördlichen Horizont die Allianz-Arena. Die ganze Stadt mit all ihren Pilger- und Kulturstätten hat man im Blick. Und hier, auf dem Dach der größten Kulturstätte von allen, will Max Wagner ein Café installieren.
"Ich stelle mir das so vor, dass jeder umsonst da hochfahren kann, nichts konsumieren muss, die Aussicht genießen, ein Foto machen und wieder runterfahren kann", sagt Max Wagner, der neue Chef des Münchner Gasteigs. Er möchte, dass alle die Aussicht genießen können - kostenlos. "Wer Lust hat, kann ins Café gehen und einen Kaffee trinken. Und da muss es dann auch etwas geben, was sich jeder leisten kann. Und dafür werde ich sorgen."
Ein Café für alle mit einem der schönsten Blicke, die man in München finden kann: Das ist nicht nur eine bezwingende Idee, sondern auch Teil eines größeren Konzepts: das eigentlich sehr erfolgreiche, aber von kaum jemandem bewunderte oder gar geliebte Kulturzentrum sichtbar zu öffnen. Aus dem zweckmäßigen Ziegelbau am Isar-Hochufer soll eine leuchtende Kulturstätte gemacht werden. "So ein Café oder Restaurant da oben würde ja wirklich in die Stadt hineinstrahlen."
Das Café wäre natürlich nur ein Detail eines gigantischen Umbauprojekts. Denn an Besucherzahlen gemessen ist der Gasteig das größte Kulturzentrum in Deutschland - mit fünf Sälen, einer riesigen Volkshochschule, Stadtbibliothek sowie Teilen der Hochschule für Musik und Theater. "Das ist ja diese wunderbare demokratische Idee, die in den 70er Jahren hier geboren wurde: dass man die Gesellschaft hier abbildet", so Wagner. Bis zu 10.000 Besucher hat der Gasteig am Tag.
Bildquelle: © Matthias Schönhofer Kirtisiert wird immer wieder die Akustik in der Philharmonie. "Burn it!", hat Leonard Bernstein einst gesagt. Dabei ist nicht klar, ob er tatsächlich den Saal gemeint hat oder das dort aufgeführte, von ihm selbst geschriebene Stück. Doch ist die vielgeschmähte Akustik wirklich so schlecht? Der gefragteste Akustiker der Gegenwart Yasuhisa Toyota hat sie jetzt untersucht. "Er hat festgestellt, es ist alles gar nicht so schlecht - vor allem im Zuschauerraum", sagt Wagner. Toyota habe fünf Maßnahmen vorgeschlagen, ergänzt er. "Diese sollen vor allem die Akustik auf der Bühne verbessern. Denn dort ist sie nicht so gut." Dazu gehört unter anderem ein vierzig Tonnen schweres Akustiksegel über der Bühne, die selbst etwas mehr in die Mitte des Saals gerückt werden soll.
Das macht uns einzigartig.
Doch für Max Wagner ist die Philharmonie nur einer von vielen Teilen. Für ihn soll der Gasteig nach dem Umbau das werden, was er ohnehin schon ist, aber eben noch besser: ein Kulturort für alle - mit noch mehr Veranstaltungen, die das ganze Haus einbeziehen, mit einer größeren Bibliothek, mit etlichen Umbauten, damit sich Konzertbesucher und Volkshochschüler noch öfter über den Weg laufen. "Das ist unsere Einzigartigkeit", erklärt Wagner. "Wir haben kein anderes Zentrum gefunden, das so aufgestellt ist wie wir."
Allerdings muss der Münchner Stadtrat den vermutlich vier Jahre dauernden Umbau überhaupt genehmigen. Doch die Stadt scheint dem neuen Chef sehr gewogen. Und das ist gut nachvollziehbar. Der 1,90 Meter große 47-Jährige sprüht vor Begeisterung - und bleibt gleichzeitig erkennbar auf dem Boden der Tatsachen. Als geschäftsführender Direktor des Münchner Gärtnerplatztheaters hat er gelernt, was Umbaumaßnahmen bedeuten. Als Jurist kann er Verträge richtig lesen. Als studierter Bassbariton weiß er, wie die Künstlerseele funktioniert. Er habe keinerlei Scheuklappen, heißt es von allen Seiten. Er hört gut zu, kann moderieren und legt Wert auf die Meinung seiner Mitarbeiter. Mit jedem einzelnen der 140 hat er sich schon getroffen. "Ich glaube, unsere Generation möchte mehr gemeinsam Dinge entwickeln. Es ist nicht so wichtig, sich am Ende ein Denkmal zu setzen. Ich jedenfalls brauche das nicht."