Der Münchner Gasteig soll saniert werden, das steht nun fest. Die geschätzten Gesamtkosten belaufen sich dabei auf 450 Millionen Euro. Jetzt wird viel gewünscht und gestritten. Auch über die verschiedenen Ausweichquartiere, die die Konzertveranstalter in den Jahren der Gasteig-Schließung beziehen könnten.
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Münchner Gasteig
Sanierung beschlossen
Die bevorstehende Gasteig-Sanierung bereitet manch einem Musikfreund in München Bauchschmerzen. Denn für die im Gasteig beheimatete Philharmonie fehlt bislang ein idealer Ersatzspielort. Am einfachsten wäre es einen Behelfsbau, etwa aus Holz, auf ein Brachgelände im Münchner Stadtteil Riem zu stellen, meint die Stadt. Große Bedenken kommen jedoch von den freien Konzertveranstaltern wie Andreas Schessl, dem Chef von MünchenMusik. Er warnt davor, dass diese Quartierwahl zu drastischen Einbrüchen führen würde, insbesondere bei den Abonnenten.
Klassische Konzerte weg vom Zentrum funktionieren nicht.
Umstrittener Ausweichsort für den Gasteig: Gelände Riem | Bildquelle: © Gaby Weber Sollte Riem wirklich der Ausweichstandort für die Philharmonie werden, will Schessl dort keine Konzerte veranstalten. Auch beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks steht man diesem Interimsquartier kritisch gegenüber. Manager Nikolaus Pont denkt darüber nach, die Zeit der Gasteig-Schließung anders zu überbrücken. Er tendiere sogar dazu, die Konzerte im Herkulessaal zu veranstalten, obwohl der Herkulessaal deutlich weniger Plätze hat als die Philharmonie und dafür Abstriche bei Repertoirefragen in Kauf zu nehmen. Auch die Münchner Philharmoniker würden sich einen Standort wünschen, der näher am Zentrum ist. Die Gefahr, in Riem Publikum zu verlieren, ist da, sagt Stephan Haack, Orchestervorstand der Münchner Philharmoniker.
Der Klangkörper hat seinen Stammsitz in der Philharmonie im Gasteig und präsentiert dort ein breites und qualitativ hochwertiges Angebot an klassischen Konzerten. Diese Konzerte sind Teil der mehr als 1.800 Veranstaltungen, die jährlich im Gasteig stattfinden. Das Haus war von Anfang an als Stätte der Begegnung konzipiert. Rund 6.000 Menschen pro Tag nutzen das Programmangebot, das eine Reihe von fest im Haus ansässigen Institutionen umfasst.
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Als mögliches Ausweichquartier kommt in der hitzigen Diskussion sogar die alte Paketposthalle ins Spiel. Diese Lösung wäre Stephan Haak, dem Orchestervorstand der Münchner Philharmoniker, am liebsten gewesen. | Bildquelle: BR/Antje Dörfner
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So hätte der Konzertsaal in der Posthalle aussehen können. Der Entwurf stammt von der CAMPO Projektentwicklungsgesellschaft. | Bildquelle: CAMPO Projektentwicklungsgesellschaft / jürke architekten / KMS BLACKSPACE
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Auch das Deutsche Museum war als Ausweichspielstätte im Gespräch. Dort eröffnet nun ein ein temporärer Club. | Bildquelle: © Deutsches Museum
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Für Wolfgang Heubisch, FDP-Stadtrat und früheren Kunstminister, kommt auch ein umgebautes Wiesnzelt durchaus in Frage: "Jetzt ist eine Welle der Ablehnung über Riem hereingeschwappt. Obwohl in Riem eigentlich eine optimale U-Bahn-Verbindung ist. Warum könnte man nicht die Theresienwiese, die bekanntermaßen auch eine sehr gute U-Bahn-Anbindung hat, prüfen und so eine Lösung einfach mal diskutieren." | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Bier raus, Musik rein? | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Andreas Schessl, Chef von MünchenMusik, kann sich auch ein Ausweichquartier am Rande Schwabings vorstellen: "Warum stellt man keinen Saal auf den Königsplatz oder vor die Pinakothek?" | Bildquelle: BR
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Schessl weiter: "Natürlich heißt es dann, es geht um den Denkmalschutz, die Verkehrswege und andere Bedenken. Was wollen wir denn gemeinsam für die Stadt? Und wir reden hier auch nicht über permanenten Bau, wir reden über etwas, das nach Jahren wieder abgebaut wird." | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Philharmonie im Gasteig: Während der Sanierung wird dieser Saal still gelegt. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
Einen neuen Vorschlag für einen Standort gab es im Rathaus, in der gemeinsamen Sitzung der zuständigen Ausschüsse für Kultur sowie Arbeit und Wirtschaft. FDP-Stadtrat Wolfgang Heubisch, der frühere Kunstminister, hält ein umgebautes Wiesnzelt für die bessere Lösung. Das Wiesnzelt als kostengünstigere Ausweichspielstätte findet im Stadtrat keine Unterstützer. Sollte sich kein besser geeigneter Standort finden, dann wird das Interimsquartier in Riem entstehen. Im Herbst will der Stadtrat sich festlegen. Bessere Standort gibt es sicher, sagt Konzertveranstalter Andreas Schessl. Die Stadt München bräuchte nur den Willen, auch gegen Widerstände eine bessere Lösung durchzusetzen.