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Beethoven-Zyklus in Hof Christian Zacharias in der Doppelrolle

Ein Highlight am Schluss: Mit der fulminanten 9. Sinfonie endet der Beethoven-Zyklus der Hofer Symphoniker. Christian Zacharias ist im Konzert gleich in zwei verschiedenen Rollen zu erleben: am Konzertflügel und am Dirigierpult.

Christian Zacharias | Bildquelle: Felvégi Andrea

Bildquelle: Felvégi Andrea

BR-KLASSIK: Herr Zacharias, Sie dirigieren schon seit langem, auch mal vom Flügel aus. Wo fühlen Sie sich denn wohler? Auf dem Klavierhocker sitzend oder am Dirigierpult stehend?

Christian Zacharias: Inzwischen doch am Pult stehend. Der Anspruch, den ich als Pianist an meine Hände habe, ist fast nicht mehr zu erfüllen. Mit den Klavierabenden höre ich schon langsam auf. Spielen in Orchesterkonzerten, das geht gerade noch. Aber einige Konzerte mache ich eben nicht mehr. Das vierte und fünfte Klavierkonzert von Beethoven zum Beispiel. Chopin geht eigentlich auch nicht mehr zu spielen und zu dirigieren. Man muss langsam Abschied nehmen von zu großen Ambitionen. Und was das Dirigieren betrifft: Das kann man praktisch bis 90 machen, man sieht das ja an den Kollegen. Und die Leute finden Sie sogar noch toller, je älter Sie sind. (lacht)

BR-KLASSIK: Die Hofer Symphoniker und Sie haben in Sachen Ludwig von Beethoven eine ganz enge Verbindung. Sie brachten zusammen fast alle Symphonien, Klavierkonzerte und das Violinkonzert von Beethoven zur Aufführung. Der Zyklus geht jetzt zu Ende. Können Sie sich denn erinnern, wann bei Ihnen der "Götterfunke Beethoven" übergesprungen ist?

Christian Zacharias: Es ging eigentlich sehr schnell hier in Hof. Es ist ein ganz freundliches und auch ein gutes Orchester. Es ist geradezu ein Wunder, dass eine Stadt wie Hof mit 48.000 Einwohnern so ein gutes Symphonieorchester hat, das auch so eingebunden ist in die Stadt. Wir haben ein bisschen tastend angefangen hier. Es war noch nicht klar: Sollen wir den Zyklus machen? Nach dem ersten Konzert hieß es: Natürlich, absolut! Und dann ging es trotz Covid weiter. Später habe ich angefangen, nicht mehr selbst am Klavier zu spielen, denn langsam merke ich auch, dass es an meine Grenzen geht, ein viertes oder ein fünftes Beethoven-Konzert zu spielen. Jetzt ist der Endpunkt erreicht und zum Glück spiele ich noch einmal: das zweite, das früheste Beethoven-Klavierkonzert, sozusagen als Vortisch. Ich freue mich, dass wir den Zyklus so beenden können.

Die Hofer Symphoniker spielen Beethoven

Der Beethoven-Zyklus der Hofer Symphoniker findet seinen Abschluss am 9. Februar 2024 um 19:30 Uhr in der Freiheitshalle in Hof. Auf dem Programm stehen Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur, op. 19 und Beethovens Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125. Solist und Leitung: Christian Zacharias. Weitere Informationen zum Konzert.

BR-KLASSIK: Beethovens 9. Sinfonie wird sonst in Konzerten immer allein aufgeführt. Hier aber nicht, Sie nehmen nämlich das Klavierkonzert Nr. 2 noch hinzu. Warum?

Christian Zacharias: Wissen Sie, die Neunte ist auch ein bisschen kurz, also in moderneren Versionen. Ich brauche nicht eine Stunde und zwanzig Minuten, sondern vielleicht ein bisschen mehr als eine Stunde. Die Neunte ist natürlichen ein Hammer, sie passt zu Silvester oder zu Weihnachten. Aber wenn wir ein normales Musikprogramm machen, ist es nicht schlecht, wenn vorher 20, 25 Minuten andere Musik gespielt wird.

BR-KLASSIK: Die Neunte ist ja seit langer Zeit politisch konnotiert. Stichwort Europahymne, humanistischer Wertekodex und so weiter. Spielt das für Sie bei der Herangehensweise eine Rolle?

Christian Zacharias | Bildquelle: Constanze Zacharias Christian Zacharias dirigiert die Hofer Symphoniker mit einem Beethoven-Zyklus. | Bildquelle: Constanze Zacharias Christian Zacharias: Ich gehe eher vom Gegenteil aus. Ich möchte eigentlich gucken, was wirklich in den Noten steht. Wenn der große Sänger kommt und sagt, 'O Freunde, nicht diese Töne!' sind die Leute total bewegt, aber ich finde es fast peinlich, weil es immer so pathetisch aufgeladen ist. Was der Sänger sagt, ist eigentlich: 'Es ist entsetzlich, was ihr hier spielt. Hört auf mit diesen fürchterlichen Tönen. Spielt mal was anderes.' Und an wen wendet er sich? An uns, die wir diese furchtbare Musik gerade gespielt haben. Das heißt, es gibt theatralische Elemente, die man vielleicht mal anders probieren sollte. Mal sehen, wie es hier in Hof mit dem Saal geht. Und sonst ist die Musik ein toller später Beethoven. Da ich viele seiner späten Sonaten gespielt habe, ist mir der Zugang nicht ganz fremd.

BR-KLASSIK: Dann wünschen wir Ihnen einen runden Abschluss des Beethoven-Zyklus in Hof. Vielen Dank für das Gespräch!

Christian Zacharias: Danke auch!

Sendung: "Allegro" am 8. Februar 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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Montag, 12.Februar, 16:26 Uhr

Maria ,

9.2. Hofer Symphoniker

Ein wunderbarer Abend! Auch der Choŕ, ein Erlebnis!

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