Das Leben von Startenor Piotr Beczała scheint nur aus Höhepunkten zu bestehen. Auch musikalisch - beim Programm mit den Münchner Symphonikern jagt ein Opernhit den nächsten. Um das durchzuhalten, ist Ruhe unerlässlich.
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Zu Gast bei den Münchner Symphonikern
Interview mit Piotr Beczala
BR-KLASSIK: Herr Beczała, ich möchte mit Ihnen gerne über Höhepunkte sprechen. Sie singen einen Konzertabend in München mit Opernarien zusammen mit den Münchner Symphonikern. Sind Sie denn generell jemand, der Höhepunkte jagt, oder haben Sie es auch gerne mal ruhig im Leben?
Piotr Beczała: Man muss eine gute Balance finden. Wenn man einen Liederabend gestaltet, dann kann man nicht alle zwei Minuten einen Höhepunkt erwarten, sondern die Attraktivität liegt ganz woanders. Und bei solchen Konzerten wie jetzt in München erwartet man Opernhits und dass man so ein Zwei-Stunden-Konzert möglichst von Anfang bis Ende auf einem Höhepunkt verbringt.
BR-KLASSIK: Klar, genau das sind die Erwartungen an so einen Abend. Wenn man so ein Star ist wie Sie – Sie haben drei Wohnungen auf der Welt verteilt, Wien, Zürich, New York, Sie führen ein Leben, das, wenn man so will, einen Höhepunkt an den anderen reiht –, haben Sie dann eine Sehnsucht nach einer gewissen Beständigkeit, nach einem gewissen Alltag, der einem einen Abstand bietet nach diesen dauernden Höhepunkten?
Piotr Beczała: Selbstverständlich. Es gibt ja nicht jeden Tag eine Galavorstellung. Zwischen den Vorstellungen und den Konzerten habe ich zwei, drei Tage frei. Klar, muss ich da neue Sachen einstudieren, also auch proben und so, aber es gibt Momente, wo man auf den Golfplatz geht, wo man sich mit Freunden trifft, wo man auch für fünf, sechs Tage abtaucht. Wir haben ein Haus in Südpolen, wo wirklich totale Ruhe herrscht. Ein Platz, wo man sich richtig entspannen kann. Auch bei einer schwierigen Opernproduktion. Ich war zum Beispiel vor dem Sommer in München für die Tosca-Vorstellungen. Da haben wir dazwischen auch draußen gewohnt, nicht in der Stadt, dass man zwischen den Vorstellungen ein bisschen normales Leben, Natur tanken kann.
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Das Verhör mit Tenor Piotr Beczała
BR-KLASSIK: Ein anderer Teil dieses Lebens findet ja bei Social Media statt. Das ist etwas, da muss vermutlich jemand wie Sie stattfinden …
Piotr Beczała: Naja, es heißt, wenn man nicht auf Facebook ist, dann existiert man nicht.
BR-KLASSIK: Ja, genau. Ich hab mir jetzt mehr noch Ihren Instagram-Account angeschaut. Auch da haben Sie viele Menschen, die Ihnen folgen, die an Ihrem Leben interessiert sind. Sie teilen da auch viele schöne Momente. Ist das etwas, das Ihnen Spaß macht, oder ist das eher so eine Jobseite, wo Sie sagen: "Ja, gehört dazu, sonst existiere ich nicht"?
Piotr Beczała: Beides. Es ist durch den kleinen Druck entstanden, dass man mit den Leuten, die sehr weit weg wohnen, Australien, Neuseeland, Island, teilen kann, was man erlebt, was wir machen. Ich teile es nicht mit jemandem, mit dem ich irgendetwas Privates zuhause mache, darum geht es nicht. Das ist eine Plattform, um mit den Fans Kontakt zu halten.
BR-KLASSIK: Das bringt dann ja auch fast schon wieder ein bisschen Normalität in das Höhepunktleben ...
Piotr Beczała: Dass die Leute wissen, dass unser Leben nicht nur aus Kaviar, Champagner und Rotem Teppich besteht, sondern dass wir auch normale Menschen sind.
BR-KLASSIK: Vielen Dank, Piotr Beczała! Und ein wunderbares Konzert wünsche ich Ihnen mit den Münchner Symphonikern.
Piotr Beczała: Danke, ich werde es sehr genießen. Alles Liebe!
Sendung: "Allegro" am 18. November 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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