Für den Wiener Opernball hat Olga Peretyatko sich mit einer Stunde Yoga fit gemacht. Am Freitagabend hat die Sopranistin ein Konzert mit den Münchner Symphonikern gesungen. Welche Tricks sie sonst noch anwendet, um sich und ihre Stimme perfekt für einen Auftritt vorzubereiten, verrät sie im Interview.
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Olga Peretyatko im Interview
"Du brauchst nur Sportschuhe und los!"
BR-KLASSIK: Frau Peretyatko, Sie haben ja vor Kurzem für BR-KLASSIK beschrieben, wie das ist, beim Opernball aufzutreten. Sie hatten verraten, dass Sie eine obligatorische Yoga-Stunde vor Auftritten einlegen. Wie genau sieht das aus?
Olga Peretyatko: Das kommt erst am Ende. Es fängt mit verschiedenen Asanas, diesen Posen mit bestimmter Atemtechniken, an. Das beruhigt und ist für den Gesang auch sehr nützlich. Ich mache das immer, wenn ich ein Konzert oder eine Vorstellung habe.
BR-KLASSIK: Stimmband-Yoga – wäre das denkbar?
Olga Peretyatko: Das hängt alles zusammen. Das hat alles mit dem Körper zu tun. Wenn ich zum Beispiel überhaupt nicht fit bin, dann gehe ich joggen. Vor der letzten Vorstellung "Rigoletto" an der Met bin ich morgens aufgewacht und die Stimme war nicht da – es kam nichts. Nach zwei Kaffee kam immer noch nichts! Ich habe verstanden: Okay, ich gehe joggen! - im Central Park genau gegenüber. Nach einem Kilometer war meine Stimme immer noch nicht da. Aber nach zwei Kilometern! Dann bin ich nach Hause gelaufen und zum Schluss habe ich den besten "Rigoletto" der Saison gesungen.
BR-KLASSIK: Man muss halt wissen, wie!
Olga Peretyatko: Man muss sich selbst kennen. Das ist sehr wichtig bei unserem Job!
BR-KLASSIK: Apropos Fitness: Ich habe gelesen, dass Sie nicht nur Yoga machen, sondern auch Karate. Sie haben sogar den roten Gürtel, stimmt das?
Olga Peretyatko: Das ist meine Vergangenheit. Jetzt mache ich das nicht mehr. Dazu braucht man einen Trainer oder Sparrings-Partner - die habe ich nicht. Ich bin immer alleine, deswegen mache ich Yoga und jogge. Das ist Sport, den kannst du überall machen. Du brauchst nur Sportschuhe und los!
BR-KLASSIK: Oder ein Stück Holz und dann Zack!
Olga Peretyatko: (lacht) Ich zerstöre keine Möbel in meinem Hotelzimmer, normalerweise.
BR-KLASSIK: Ich habe auch gelesen, dass Sie zur Entspannung vor Auftritten Jazz hören. Hilft das auch, um die Stimme 'runterzukriegen?
Olga Peretyatko: Es ist einfach meine Musik. Ich suche jetzt grad in meinem Smartphone das erste, was kommt: "Air" (spielt den Song vor) Es ist kein Jazz, es ist Elektronik. Ein bisschen loungig.
BR-KLASSIK: Und damit können Sie entspannen?
Olga Peretyatko: Ja, es macht dich lässig. Und auch die Maskenbildner haben mich schon nach der CD gefragt.
BR-KLASSIK: Hilft diese Musik auch bei Rossini?
Olga Peretyatko: Ja, denn es ist einfach in meinem Beruf so wichtig, entspannt zu sein. Du musst fit bleiben, Kraft haben und dabei darf man die Elastizität nicht verlieren. Und relaxt zu sein, hilft dabei.
BR-KLASSIK: Frau Peretyatko, Sie singen sehr viel Werke von Rossini. Auch heute Abend im Konzert mit den Münchener Symphonikern steht ausschließlich Rossini auf dem Programm. Aber im Juni werden Sie mit den Münchener Philharmonikern und Paavo Järvi Alban Bergs "Sieben frühe Lieder" aufführen.
Olga Peretyatko: Paavo Järvi hat mir dieses Programm vorgeschlagen. Das erste Mal hatte er mich übrigens für ein gemeinsames Projekt angefragt, nachdem er meine Aufnahme mit den "Vier letzten Liedern" von Richard Strauss gehört hatte. Und schon damals hatten alle gesagt: "Olga, du bist wahnsinnig, das ist nichts für dich, damit singst du dich kaputt." Aber so etwas höre ich immer wieder. Auch bei der Partie der Gilda in Verdis "Rigoletto" haben alle gesagt, es sei noch zu früh. Und nun ist diese Rolle mein Markenzeichen geworden. Ich kann das nicht planen, wann ich welche Stücke singe. Man muss einfach loslassen. Die "Sieben frühen Lieder" von Alban Berg sind perfekt und musikalisch wunderschön. Aber sie sind von der Sorte Musik, die man nicht einfach so für sich zu Hause mal lernt; dazu sind sie zu kompliziert. Aber wenn ich sie einmal gelernt habe, kann man mich morgens um drei Uhr anrufen und ich werde sie aus dem Stand heraus einmal komplett - sogar von rechts nach links - singen.