BR-KLASSIK

Inhalt

Mariss Jansons: So erinnert sich sein Orchester "Er hat die Emotionalität in unsere DNA geschrieben"

"Es herrscht Sprachlosigkeit im Orchester", sagt Solo-Bassist Heinrich Braun vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Die Musiker und ihr Dirigent verband eine ganz besondere Beziehung. Und das schon von Anfang an.

Es war Liebe schon nach den ersten fünf Minuten: Ende 2002 trat der Vorstand des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (BRSO) an Mariss Jansons heran - mit der Frage, ob er die Leitung des Orchesters übernehmen wolle. Chefdirigent Lorin Maazel hatte kurz zuvor seinen Rücktritt angekündigt. Jansons erbat sich eine Testwoche, um zu sehen, ob es mit ihm und dem Orchester funktioniert.

Mariss, das ist dein Orchester!
Irina Jansons, Witwe von Mariss Jansons

Nach den intensiven Proben in Bad Kissingen kündigte der Dirigent an, dass er es sich in einigen Wochen überlegen wolle. Dabei war seine Entscheidung zu dem Zeitpunkt längst gefallen, erzählt Heinrich Braun, Solo-Bassist und ehemaliger Orchestervorstand im BRSO: "Jahre später habe ich seine Frau gefragt, ob es eine so schwierige Entscheidung gewesen sei", so Braun. "Sie erzählte mir dann, sie sei damals gleich in der ersten Probenpause zu ihm gegangen und habe gesagt: 'Mariss, das ist dein Orchester'. Und er habe nur geantwortet: 'Das wusste ich nach fünf Minuten.'"

Jansons und das Orchester: Eine emotionale Beziehung

Was Jansons und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks von Anfang an verband, war der emotionale Zugang zur Musik. "Er hat immer ein Orchester gesucht, das zu seiner Emotionalität passt", sagt Braun. Und: "Er hat die Emotionalität in unsere DNA geschrieben."

Das Orchester hatte schon seit den ersten Gastspielen von Jansons beim Bayerischen Rundfunk ein Auge auf den Dirigenten geworden, erzählt Heinrich Braun: "Wir sind damals zu ihm gegangen: 'Herr Jansons, machen Sie sich doch mal Gedanken: Es ist schon einmal ein Dirigent von Pittsburgh nach München gekommen…' – das haben wir ihm mit einem Augenzwinkern gesagt." Damit meinten die Musiker Lorin Maazel, der Jansons nicht nur in München, sondern auch in Pittsburgh als Chefdirigent vorausging.

Es herrscht Sprachlosigkeit im Orchester.
Heinrich Braun, Solo-Bassist im BRSO

Letztendlich war Mariss Jansons 16 Jahre lang Chefdirigent von Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Und nun? "Es herrscht Sprachlosigkeit im Orchester", sagt Braun. Am vergangenen Montag entschied sich das Orchestermanagement für ein Gedenktreffen anstalle einer Probe. "Es war eine sehr ruhige Zusammenkunft des Orchesters, so ruhig sind wir in den Proben nie", erzählt Braun.

Es bleiben die Erinnerungen an den Chefdirigenten, alte und neue. Als das Orchester etwa im Herbst 2019 Schostakowitschs 10. Symphonie probte, lobte Jansons seine Musiker mit den Worten 'Sie müssen nach Sankt Petersburg kommen und den Orchestern zeigen, wie man Schostakowitsch wirklich spielt.' "Es ist das größte Kompliment, was man als Orchester bekommen kann", findet Heinrich Braun.

Sendung: "Leporello" am 4. Dezember 2019 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (3)

Kommentieren ist nicht mehr möglich.

Freitag, 06.Dezember, 17:55 Uhr

Leonore Born Warmensteinacher Str. 42a 95448 Bayre

Trauer um Maris Jansons

Dankbarkeit für seine Zusammenarbeit mit dem Symphonie-
orchester und das Erlebnis seines Dirigats und sein Musiker-
lebnis. Danke!

Donnerstag, 05.Dezember, 16:08 Uhr

Michail Berschadskij

Unsere Trauer um Maris Jansons

Maris ist Der Beste Mensch uns Musiker

Donnerstag, 05.Dezember, 07:53 Uhr

paul-ludwig voelzing

mj

alle immer noch sprachlos und traurig

    AV-Player