Nachdem die Hammond-Orgel in den 70er und 80er Jahren eine kleine Flaute erlebt hatte, war er es, der ihr wieder zu neuem Glanz verhalf: Joey DeFrancesco. Nun ist der fünffach grammy-nominierte Jazzorganist im Alter von 51 Jahren gestorben.
Bildquelle: Ralf Dombrowski
"Die Liebe meines Lebens ist jetzt in Frieden bei den Engel. Im Moment habe ich nur wenige Worte", schrieb Gloria DeFrancesco vergangenen Freitag auf Instagram und verkündete so den Tod ihres Mannes. Eine Todesursache nannte sie nicht.
Joey DeFrancesco galt als einer der kreativsten und einflussreichsten Jazzorganisten seit Jimmy Smith. Bereits als kleines Kind fing er an, auf einem Spielzeugklavier zu spielen. Als sein Vater dann jedoch eine Hammond-B-3-Orgel nach Hause brachte, war es um den kleinen Joey geschehen: "Ich fing an zu spielen, und der Klang hat mich einfach berührt", erinnerte er sich später. "Ein vierjähriger Junge zu sein und zu entscheiden, was man für den Rest seines Lebens machen will – ich hatte wirklich Glück."
Der Einstieg ins Musikleben war dann nur noch ein Katzensprung. Mit neun Jahren brachte ihn sein Vater an eine Schule in Philadelphia, die bekannt dafür war, junge Talente zu fördern. Ein Jahr später hatte er seinen ersten professionellen Gig. Mit 16 nahm er sein erstes Album auf und als er als Teenager in einer TV-Show auftrat, bei der Miles Davis Ehrengast war, war der Erfolg seiner Karriere endgültig besiegelt: Miles Davis war begeistert und Joey DeFrancesco durfte mit ihm über sechs Monate lang auf Tour.
Mit 18 fing er an, mit seinem eigenen Quartett zu touren und nahm in den darauffolgenden Jahren über 30 Alben unter eigenem Namen auf. Auf zahlreichen weiteren war er als Sideman zu hören und spielte mit Größen wie Jimmy Smith, John McLaughlin oder Pat Martino. Doch ob Sideman oder nicht: Joey De Francesco war eine Rampensau. "Wenn du auf der Bühne nicht so aussiehst, als hättest du Spaß, wie soll es dann jemand im Publikum haben?", sagte er einmal.
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“Roll With It,” from Joey DeFrancesco’s album More Music.
Im Laufe der Jahre probierte sich DeFrancesco jedoch auch auf anderen Instrumenten aus, darunter Trompete und Gesang. Auf seinem letzten Album, das er erst vor knapp einem Jahr herausgebracht hatte, trat er erstmals auch als Tenorsaxofonist in Erscheinung – ein Nebeneffekt des ersten Corona-Lockdowns, wie er damals erklärte.
Und obwohl er mit Orgel, Synthesizer, Klavier, Keyboards, Trompete, Gesang und Tenorsaxofon durchaus als Multi-Instrumentalist bezeichnet werden konnte, blieb seine Liebe doch zeitlebens bei der guten alten Hammond B-3-Orgel: "Ich liebe die Synthesizer und spiele all diese Instrumente, aber niemand kann den Sound der B3 aus mir herausschlagen", sagte er 1991 der Associated Press. "Das Instrument hat einen sehr warmen Ton. Es trägt ein bisschen etwas von jedem Instrument in sich. Es ist, als hätte man ein ganzes Orchester zur Hand."
Mit Joey DeFrancesco geht ein Meister der Hammond-Orgel und des Jazz von uns, der noch lange nicht am Ende seiner Karriere angekommen war. In den kommenden Monaten hatte er zahlreiche Konzerte geplant – und wer weiß, wie viele Alben uns noch erwartet hätten. Seine Schaffenskraft, sein tolles Spiel und seine humorvolle Bühnenpräsenz haben ihm weltweit viele Fans eingebracht, die ihn nun zusammen mit seiner Familie und seinen Freunden schmerzlich vermissen werden.
Im ARD Radiofestival auf BR-KLASSIK: "Music makes everything better"
In Erinnerung an Joey DeFrancesco. Der lässig groovende Hammond-B3-Orgel Virtuose und Multi-Instrumentalist ist am 25. August 2022 im Alter von 51 Jahren gestorben.
Eine Sendung von Beate Sampson am Montag, den 29.8.2022 ab 23:30 Uhr auf BR-KLASSIK.
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