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Jüdische Kulturtage München "Es geht darum, Brücken zu bauen..."

Wo steht die jüdische Kultur heute? Wie bekannt und akzeptiert ist sie? Bei den Jüdischen Kulturtagen in München stellen Künstler wie der Klarinettist David Krakauer jüdische Musik und Literatur vor - und zeigen, was sich daraus machen lässt.

juedische kulturtage david krakauer | Bildquelle: GMD Three

Bildquelle: GMD Three

David Krakauer eröffnete zusammen mit seiner Band am Sonntag die 29. Jüdischen Kulturtag in München. Seit 25 Jahren tritt der New Yorker Klarinettist regelmäßig in Europa auf. "Es ist immer wieder toll, hierher zu kommen und Teil der verschiedenen jüdischen Kulturfestivals zu sein", erklärt Krakauer. Krakauer hat selbst jüdische Wurzeln. Ganz besonders die Klezmermusik liegt ihm am Herzen.

Es ist wunderbar, dass die jüdische Kultur in Europa geschätzt wird.
David Krakauer, Klarinettist

Bis zum zweiten Weltkrieg habe die jüdische Kultur einen großen Teil der europäischen Kultur ausgemacht, so Krakauer. Dann kam der Holocaust. Die Auseinandersetzung mit der jüdischen Kultur sei heute, wo Europa wieder mit seinem Multikulturalismus hadere, besonders wichtig. "Wir dürfen kein nostalgisches und mitleidiges Thema daraus machen und sagen 'die armen Juden damals'. Es ist ein aktuelles Thema", sagt Krakauer. Vielleicht ist es ihm deshalb auch wichtig, musikalisch nicht auf der Stelle zu treten. Krakauer hat die Klezmermusik weiterentwickelt, indem er sie mit modernen Musikstilen kombiniert. So entsteht etwas Neues.

Klezmermusik - jazzig und funkig

Zum Auftakt der Jüdischen Kulturtage war David Krakauer mit seiner neuen Multi-Media-Show "The Big Picture" im Münchner Carl-Orff-Saal zu erleben - zusammen mit seiner fünfköpfigen Band und einem Videokünstler. Das Programm enthält Melodien aus Filmen, die auf unterschiedliche Weise mit der jüdischen Welt zu tun haben - sei es "Cabaret", "Das Leben ist schön" oder der Klassiker "The Fiddler on the Roof". Krakauer erweckt die Stücke zu neuem Leben - mal jazzig, mal funkig, mal nachdenklich meditativ.

Hintergrund

Die Jüdischen Kulturtage München finden zum 29. Mal statt. Organisiert werden sie von der Gesellschaft zur Förderung Jüdischer Kultur und Tradition. Jeweils für eine Woche gibt es dann Konzerte, Filmvorführungen, Lesungen und Diskussionen zu jüdischen Themen. Mit dabei sind internationale Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler.

Kulturelle Brücken bauen

Die jüdische Kultur mit all ihren Facetten abzubilden, sei Sinn und Zweck der Veranstaltungswoche, sagt Ruwen Schickler aus dem Vorstand des Vereins. "Es ist bei uns immer so, dass das nicht-jüdische Publikum stärker interessiert ist als das jüdische", fügt er hinzu. "Es ist in der Tat eine Annäherung der Kulturen. Man versteht sich dann besser, glaube ich." Davon ist auch Klarinettist David Krakauer überzeugt. "Es geht darum, zwischen den Kulturen Brücken zu bauen," erklärt er. "Es geht um eine lebendige Kultur, mit der man zeigen kann, dass es die Möglichkeiten gibt, im interkulturellen Dialog wunderbare Dinge auszudrücken." Dass Künstler wie David Krakauer mit ihrer Art zu Musizieren auch frischen Wind in die jüdische Kultur bringen, freut Ruwen Schickler sehr.

Wir wollten etwas bringen, das nicht alltäglich ist.
Ruwen Schickler, Vorstand der Gesellschaft zur Förderung Jüdischer Kultur und Tradition

Dirigent Daniel Grossmann leitet das Jewish Chamber Orchestra München. | Bildquelle: OJM / Christine Schneider Daniel Grossmann leitet das Orchester Jakobsplatz, das am Montag das Abschlusskonzert der Jüdischen Kulturtage spielt. | Bildquelle: OJM / Christine Schneider Spannende Begegnungen und ungewöhnliche Kombinationen ziehen sich durch das ganze Programm. Die Band Melech Mechaya aus Lissabon beispielsweise mixt Klezmer mit portugiesischem Fado, während die Band Yemen Blues aus Israel jemenitische Melodien mit Jazz, Funk, Blues und westafrikanischen Grooves kombiniert. Das tschechische Janáček Trio führt Musik jüdischer Komponisten auf, die in Konzentrationslagern gefangen waren. Und das Orchester Jakobsplatz München hat eine multimediale Veranstaltung konzipiert, das sich mit der Geschichte jüdischer Flüchtlinge in Shanghai beschäftigt. Ruwen Schickler ist stolz darauf, dass bei den Jüdischen Kulturtagen so viele verschiedene Aspekte berührt werden - neben dem kulturellen auch der historische und politische. "Die Vielfalt bringt's, find ich."

29. Jüdische Kulturtage München

15.- 23. November 2015

Eine Übersicht des diesjährigen Programms finden Sie hier.

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