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Kissinger Sommer Rafał Blechacz, Kent Nagano und das DSO live

Spritzige Tonkaskaden von Rossini, dramatische Klaviermusik von Mozart, ein soghaftes Crescendo von Maurice Ravel: Ikonische Meisterwerke mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin unter Kent Nagano live bei BR-KLASSIK.

Der polnische Pianist Rafał Blechacz | Bildquelle: Marco Borggreve

Bildquelle: Marco Borggreve

Genau vierzig Jahre nach der großen Martha Argerich gewann 2005 ein junger Pole den legendären Chopin-Wettbewerb in Warschau: Rafał Blechacz. Begeistert schwärmte die Grande Dame der Klaviermusik von ihm als einem „außergewöhnlichen, sehr ehrlichen und sensiblen Künstler“. Er ist sich in dieser Hinsicht treu geblieben – Musik beinhaltet für ihn viel mehr als nur das Spiel auf den schwarzen und weißen Tasten des Klaviers: In seiner Dissertation im Fach Philosophie widmete er sich vor fünf Jahren der Metaphysik und Ästhetik in der Musik. Das habe ihm sehr geholfen, „die Freiheiten und Grenzen musikalischer Interpretationen besser zu verstehen“.
Beim Kissinger Sommer interpretiert Rafał Blechacz das Klavierkonzert c-Moll KV 491 – eines der beiden Moll-Konzerte Mozarts, in denen er Dramatik und Intensität auf die Spitze treibt. Nicht zufällig ist es zeitgleich mit der Oper „Le nozze di Figaro“ entstanden.

Das Konzert auf BR-KLASSIK

Live auf BR-KLASSIK am 1. Juli 2023, ab 19.30 Uhr
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Italien – Mutterland der Musik

Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin | Bildquelle: Peter Adamik Bildquelle: Peter Adamik Als roter Faden zieht sich in diesem Jahr „Italien“ durch das Festival. Und dieses Thema spielt auch im Konzert des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin eine prägende Rolle: Mit Gioachino Rossini steht ein italienischer Komponist auf dem Programm, der selbst einmal zur Kur in Bad Kissingen weilte. Das war im Sommer 1856, er erhoffte sich Gesundung von einer Krankheit, um die man besser den Mantel des Schweigens hüllt. Die Heilung blieb zwar aus, aber immerhin fand er die Lust am Komponieren wieder und schrieb einige kleinere Werke. In Erinnerung daran ist der kleine Saal im Regentenbau heute nach Rossini benannt. Im großen Saal, dem Max-Littmann-Saal mit seiner akustisch hervorragenden Holzvertäfelung, erklingt von Rossini die Ouvertüre zur Oper „Guillaume Tell“ sowie ein Ballett, an dem er zumindest indirekt beteiligt ist. Am 5. Juni 1919 führten die legendären „Ballets russes“ von Sergej Diaghilev ein Ballett nach Melodien Rossinis auf – zusammengestellt und orchestriert von Ottorino Respighi. Eine Suite daraus veröffentlichte Respighi unter dem Titel „Der Zauberladen“ (La Boutique fantasque).

Soghafte Wirkung

Auch der „Bolero“ von Maurice Ravel ist ursprünglich eine Ballettmusik, 1928 geschrieben für die Tänzerin Ida Rubinstein. Heute ist es eines der populärsten Orchesterwerke überhaupt. Ravel selbst zählte es nicht zu seinen besten Kompositionen, sagte im Rückblick sogar mit einer gewissen Bitternis: „Ich habe nur ein Meisterwerk gemacht, das ist der Bolero; leider enthält er keine Musik.“ Seine Befürchtung war, dass der Bolero sein sonstiges, weitaus komplexeres und abwechslungsreicheres Schaffen in den Schatten stellen könnte. Doch gerade sein vermeintliches Manko, die kompositorische Simplizität, macht auch seine größte Stärke aus: Die stetige Wiederholung des immer gleichen Themas entfaltet eine soghafte Wirkung und steigert sich, angetrieben von einem unerbittlichen Crescendo, in einen trance-artigen Rausch.

Sendung: Festspielzeit live am 1. Juli 2023 ab 19.30 Uhr auf BR.KLASSIK

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