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Neuer Studiengang an Musikhochschule Nürnberg Mäusen lauschen

Jaulen, Quaken, Zirpen: Den Sound der Natur versuchen Komponistinnen und Komponisten schon seit Jahrhunderten einzufangen. Doch keine Kopie ist besser als das Original. Ein neuer Studiengang an der Musikhochschule Nürnberg widmet sich deshalb nun den Tiergeräuschen selbst.

Maus | Bildquelle: picture alliance / dpa | Peter Steffen

Bildquelle: picture alliance / dpa | Peter Steffen

Wer kennt es nicht: Eine Waldwiese voller Vogelgesang, ein Kuckuckskonzert an einem strahlenden Sonntagmorgen, Tiere, die untereinander, füreinander und miteinander singen. Menschen hätten sich seit je davon faszinieren lassen, erklärt Martin Ullrich von der Musikhochschule Nürnberg. "Der große geschichtliche Hintergrund zeigt uns", so Ullrich, "dass sich Menschen, solange unsere Überlieferung zurückreicht, mit tierischen Klängen, Tierstimmen und eben auch der Frage nach Tiermusik befasst haben. Und das ist in vielen, vielen historischen Situationen auch immer wieder kontrovers diskutiert worden. Es erzählt uns also etwas über die Entstehung unsere eigenen Musiken, wenn wir uns mit der Musik der Tiere befassen."

Mäuse singen wie Vögel, wir hören es nur nicht

Einzige Hürde: die menschlichen Sinne, die vieles von dem, was Tiere an Tönen erzeugen, gar nicht wahrnehmen können. Zum Glück gibt es die Technik, meint Martin Ullrich. "Es kommen ständig neue Tiere dazu, die wir singen hören, weil wir mit unseren technischen Geräten auch hohe und tiefe Frequenzen erfassen und so feststellen: Mensch, Mäuse, die singen ja, und das klingt wie Vogelgesang! Wir können das nur nicht hören, weil sich das im Ultraschallbereich bewegt."

Klicktipp

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Ab dem kommenden Wintersemester soll Tiermusik in Nürnberg erforscht und gelehrt werden. Ab Herbst kann man nämlich im Rahmen des neuen Masterstudiengangs "Interdisciplinary Music Research" an der Nürnberger Musikhochschule auch Human-Animal-Studies studieren. Studierende aus aller Welt sollen sich dann in die zoologische Musikforschung stürzen, deswegen ist das Studium überwiegend digital – und auf Englisch.

Musik jenseits des menschlichen Standpunkts

Teil des Lehrteams ist auch Lisa Herrmann-Fertig. Sie möchte ihren Studierenden vor allem vermitteln, dass Musik nicht nur vom menschlichen Standpunkt aus betrachtet werden kann. Sie halte den Musikbegriff für "menschenzentriert", sagt sie. "Unser Verständnis, unsere Forschung ist von Speziesismus sowie menschlichem Exzeptionalismus geprägt. Und wir arbeiten daran, dass wir unser Musikverständnis und vor allem aber auch unser Hören, auch das, was Musik sein kann, Musik ist oder Musik sein darf, erweitern."

Auch der Mensch sei ja letztlich ein Tier, betont die Ethnomusikologin. Mit ihrer Arbeit will sie den Horizont der klassischen Musikhörerinnen und -hörer weit über Olivier Messiaen und Michael Jackson hinaus erweitern. Vielleicht werden wir dann bald statt Wagners "Waldweben" die Mutter Natur selbst singen hören. So wie es die indigenen Kaluli in Papua-Neuguinea tun, die ihren Gesang in die Soundscape des Regenwalds integrieren, sozusagen mit der Natur musizieren, dem Rasseln der Insekten, Zwitschern der Vögel und Brüllen der Frösche. Eine neue musikalische Welt, die man sich bei uns noch erschließen muss.

Info

Noch bis zum 15. April kann man sich für den Studiengang Human-Animal-Studies an der Musikhochschule Nürnberg bewerben.

Sendung: "Allegro" am 28. Februar ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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Dienstag, 28.Februar, 00:58 Uhr

Fassungsloser

Steuerverschwendung

Und was befähigt Lisa Herrmann-Fertig der "Tiermusik" Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen? Durch welche magischen Fähigkeiten kann sie ihre menschliche Subjektivität überwinden und in die Tiersubjektivität eintauchen, und infolgedessen die "menschenzentrierte" Musikauffassung überwinden?

Leider ist heute nicht der 1. April.

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