Anna Netrebko soll bei den Maifestspielen in Wiesbaden auf der Bühne stehen. Doch das Land Hessen und die Landeshauptstadt Wiesbaden sprachen sich am Montag gegen den Auftritt der russischen Opernsängerin aus.
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Soll sie auftreten oder lieber nicht? Bei den Maifestspielen in Wiesbaden will Anna Netrebko ihr Debüt als Abigaille in Giuseppe Verdis Oper "Nabucco" geben. Der Wiesbadener Intendant Uwe Eric Laufenberg hat die russische Opernsängerin für die Festspiele engagiert, die in diesem Jahr allen politischen Gefangenen in dieser Welt gewidmet sind. Das Programm wird am 13. Februar offiziell bekannt gegeben.
Das Hessische Staatstheater Wiesbaden steht hinter den geplanten Auftritten von Anna Netrebko. In einer Mitteilung des Theaters heißt es: "Wir in der westlichen Welt, die wir gerade erleben, wie unsere Freiheit in der Ukraine leider auch mit Waffen und Menschenleben verteidigt werden muss, dürfen nie Künstler und Menschen ausschließen, die zu uns gehören und die wir für den Kampf gegen Unrechtsregimes wie das von Wladimir Putin dringend auf unserer Seite brauchen. In unserem gemeinsamen Kampf gegen Unrecht und Willkür sollten uns alle russischen Menschen ebenso selbstverständlich willkommen sein wie auch alle ukrainischen Menschen und diejenigen aller anderen Nationen."
Wir dürfen nie Künstler und Menschen ausschließen, die zu uns gehören.
Anders sehen das die Vertreter des Landes Hessen und der Landeshauptstadt Wiesbaden. Sie sprachen sich am Montag gegen Anna Netrebkos Auftritte aus. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein will sogar seine Schirmherrschaft für die Festspiele ruhen lassen. In der gemeinsamen Erklärung des Stadt und des Landes hieß es, die Festspiele seien denjenigen gewidmet, die aufgrund ihrer Meinung im Gefängnis säßen, etwa der russische Aktivist Alexej Nawalny. Angesichts dessen sei es nicht zu vermitteln, weshalb Netrebko bei den Festspielen auftreten solle. Man habe den Intendanten erfolglos gebeten, darauf zu verzichten.
Es ist nicht zu vermitteln, weshalb Anna Netrebko bei den Festspielen auftreten soll.
Die Ukraine hat im Januar 2023 Dutzende Personen des öffentlichen Lebens auf eine Sanktionsliste gesetzt, darunter Anna Netrebko. | Bildquelle: Anna Netrebko Die international gefeierte Sopranistin Anna Netrebko war nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine in die Kritik geraten, weil sie sich nicht klar von Präsident Vladimir Putins Politik distanziert hatte. Netrebkos Manager Miguel Esteban betonte allerdings später, der Opernstar habe sich mehrfach vom russischen Krieg in der Ukraine distanziert. In ihrer russischen Heimat wurde Netrebko von der umjubelten "Volkskünstlerin" zur Verräterin degradiert und bekommt derzeit auch keine Auftritte auf russischen Bühnen. Auch in der Ukraine ist die Opernsängerin unerwünscht: Sie steht auf einer Liste von Personen, die mit Sanktionen belegt wurden.
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Sendung: "Allegro" am 24. Januar 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (16)
Montag, 30.Januar, 07:12 Uhr
Neuhauser
@Auernheimet
…da haben Sie in Wien offensichtlich schlecht gesessen oder nicht gut zugehört. Frau Netrebko war, trotz eines kleinen Räuspern, hervorragend, und das hat man auch neben der, noch etwas besseren Garanca bemerkt. Ihre abfällige Bewertung ist ziemlich daneben.
Sonntag, 29.Januar, 16:20 Uhr
Auernheimet
Netrebko
Frau Netrebko hat Ihren Horizont schon lange überschritten. Es ist also kein Verlust, wenn Sie da nicht auftritt. War ja schon in Wien zu hören.
Freitag, 27.Januar, 09:32 Uhr
Neuhauser
Wichtigtuer setzen sich über das GG
Artikel 3 Absatz 3 unseres Grundgesetzes: "Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden."
Donnerstag, 26.Januar, 17:32 Uhr
Christoph Drese
Mächtige ./. Künstler und Menschen
Was können die fahrenden Künstler dafür, wenn ihre Landesherren sich bei Kriegen amüsieren? Ich würde sagen, der Genuss des Kunstschaffens von lebenden Künstlern sollte pausieren, wenn sie mit Mächtigen, die zu Menschenverächtern mutiert sind, zu verbindlich und tief verbunden sind. Kunstschaffende Künstler können an sich keine todbringenden Menschenfeinde sein. Aber manchmal mischen sie sich ein, weil sie ihre Gefühle gleich unter der Zunge mit sich führen und daher eben manchmal Angst um sie haben.
Donnerstag, 26.Januar, 09:44 Uhr
Thomas Preinl
Ganz Hessen, ganz Wiesbaden? Nein, Politiker!
Bitte korrigieren Sie diesen irreführenden Satz
"Doch das Land Hessen und die Landeshauptstadt Wiesbaden sprachen sich am Montag gegen den Auftritt der russischen Opernsängerin aus..."
in
(höflich formuliert)
"Verschiedene Spitzenpolitiker aus Hessen und Wiesbaden sprachen sich am Montag gegen den Auftritt der russischen Opernsängerin aus..."
Mittwoch, 25.Januar, 22:59 Uhr
L. Wilde
Netrebko
Ich finde es sehr schade dass jetzt Künstler dafür bestraft werden nur weil sie aus Russland stammen. Sie haben nichts mit dem Krieg zu tun. Warum muss man alles schöne kaputt machen?! Die Kunst , die Musik. Die Talente! Was soll dann bleiben?
Mittwoch, 25.Januar, 20:59 Uhr
Honegger
Netrepko
Bühnen werden oft stimmungsvoll voll beleuchtet, in der Politik genügen heute einige Armleuchten...
Mittwoch, 25.Januar, 15:21 Uhr
Violeta Shtromas shtromasv@gmail.com
Anna Netrebko
Mit der Kunst hat es nichts zu tun. Aber andererseits - alles hat seine Zeit. Kann man nichts machen
Mittwoch, 25.Januar, 15:17 Uhr
Violeta Shtromas
Anna Netrebko
Und.. was hat es mit der Kunst zu tun???
Mittwoch, 25.Januar, 14:09 Uhr
Karl Bauer
Netrebko
Ich nehme an, auf Grund der Berichte, dass die Politiker unseres Nachbarlandes genau so viel Ahnung haben, wie in unserem Österreich und haben meistens ein Theater nie sonderlich freiwillig betreten! Lasst daher lieber die Finger von der Kultur und dafür die Künstler sprechen/singen!!! In der Kultur sollten keine Zwänge herrschen!
Mittwoch, 25.Januar, 13:04 Uhr
Adalbert Mack
Wiesbaden
Anna Netrebko sollte nicht mit ihrem Auftritt dieses lächerliche Provinzpossentheater veredeln.
Mittwoch, 25.Januar, 09:04 Uhr
Kurt Deutsch
Netrebko
Chapeau dem Intendanten Laufenberg des Staatstheater Wiesbaden, Frau Netrebko nicht auszuladen. Wenigstens soll die Kunst völkerverbindend sein und nicht von Politikern zerstört werden. Warum stellt man an Künstler so hohe moralische Ansprüche ? Als Putin diesen Angriffskrieg einseitig begann verkündete ich sofort , dass auf der Bühne der Jungen Schubertiade Wien Künstler sämtlicher Nationen Platz haben.
Donna Anna feierte übrigens jetzt einen kolossalen Auftritt als Aida an der Wiener Staatsoper.
Künstler wurden durch zu hinterfragende Maßnahmen während des Lockdowns ohnedies schwer geschädigt. Lasst sie daher jetzt arbeiten und das Publikum erfreuen .
Kurt Deutsch/ www.junge-schubertiade-wien.com
Mittwoch, 25.Januar, 07:52 Uhr
Riki
Anna Netrebko
Das Land wird sicher von den Grünen beherrscht
Politik und Künstler bitte trennen.
Dienstag, 24.Januar, 13:09 Uhr
Friedrich Krammer
Wiesbaden und der BR
Erstaunlich das Russen bashing beim BR, dafür ist der gehypte Bayern Tenor heute in Wien wieder einmal ausgestiegen.
Hoffentlich hält er für die BR CHENIER Reise mit dem BR Reiseleiter.
Gruß aus Wien, wo wir heute Frau Netrebko und Frau Garanca in AIDA haben. Ganz ohne Polemik und Demos!
Dienstag, 24.Januar, 13:04 Uhr
Fred Keller
Wiesbaden
Also in Wien sind Publikum und Pressetotal begeistert von der Gesangskunst der Frau Netrebko und darum sollte es doch gehen? Ich hab mich mal für Kaufkarten angemeldet, denn Kunst und Krieg bleiben bei mir getrennt.
Heute Abend AIDA in Wien mit Netrebko und Garanca. Kaufmann ist mal wieder unpässlich und ausgestiegen.
Dienstag, 24.Januar, 11:21 Uhr
Aldo Graziani
Streit um Auftritt in Wiesbaden
Es ist erstaunlich, bzw. fragwürdig wie sehr sich BR-Klassik seit längerem und immer wieder am Auftritt oder Nicht-Auftritt russischer Künstler abarbeitet. Das Thema ist hinreichend beleuchtet
und bedarf keiner Konkretverfolgung durch den BR mehr. Das kann und sollte man inzwischen den örtlichen Stellen überlassen..
Da gäbe es für BR-Klassik ergiebigereThemen, abseits von der Oberfläche.