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Kritik - "Der verschwundene Hochzeiter" in Bayreuth Videoschnee über Bayreuth

Die letzte Novität liegt schon ein Weilchen zurück. 1882 wurde das Bühnenweihfestspiel "Parsifal" im Festspielhaus uraufgeführt. Jetzt beauftragten die Bayreuther Festspiele den Grazer Komponisten Klaus Lang mit einer Novität, die am 24. Juli im Rahmen der von Marie Luise Maintz kuratierten Reihe "Diskurs Bayreuth" in der Kulturbühne "Reichshof", einem ehemaligen Kino, Premiere hatte.

Szenenbild "Der verschwundene Hochzeiter" - Oper von Klaus Lang - Uraufführung der Bayreuther Festspiele 2018 | Bildquelle: © Diskurs Bayreuth - Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath

Bildquelle: © Diskurs Bayreuth - Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath

Klaus Lang nahm eine niederösterreichische Sage als Vorlage: Ein Mann fällt auf dem Weg zu einer Hochzeit durch die Zeit(en) und zerfällt in der finalen Szene – nach sehr langer Wanderschaft – zu Staub. Inhaltlich ist das von Richard Wagners Mythenwelten ziemlich weit entfernt, es würde eher zu Siegfried Wagners Märchenstoffen passen. Die frappierende Verknüpfung liegt in der Musik, wie beim "Parsifal" gibt es auch im "Hochzeiter" überwältigende, gleichsam inszenierte Klangräume. Klaus Lang schreibt eine meta-minimalistische Partitur, genau konstruiert, mit unterschiedlichen Valeurs für die jeweiligen (Seelen-)zustände des durch die Zeit Reisenden und seiner Erlebnisse.

Zimmer mit zwei Fenstern

Szenenbild "Der verschwundene Hochzeiter" - Oper von Klaus Lang - Uraufführung der Bayreuther Festspiele 2018 | Bildquelle: © Diskurs Bayreuth - Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath Szenenbild "Der verschwundene Hochzeiter" | Bildquelle: © Diskurs Bayreuth - Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath Aus sehr begrenztem Material kreiert Lang ein unglaubliches Spektrum musikalischer Farben und Emotionen. Das fabelhafte Ictus Ensemble und der exzellente Chor Cantando Admont sind ums Publikum herum und auf der Galerie positioniert, es gibt zwei Sänger (Countertenor Terry Wey und Bassist Alexander Kiechle) sowie zwei Darsteller (die Zwillinge Jiří und Otto Bubeníček), letztere werden wiederum häufig gespiegelt, verdoppelt, vervielfacht. Regisseur Paul Esterhazy und Videokünstler Friedrich Zorn lassen das Geschehen in einem Zimmer mit schmuckloser Heizung und zwei Fenstern spielen, vorne ist ein Gazevorhang.

Zeitdehnung bis ins Extrem

Videoprojektionen, spektakuläre Hologramme machen die Sache zu einer veritablen virtuellen Oper. Oft fällt Videoschnee, und manchmal dehnen sich erzählte und musikalische Zeit bis ans Äußerste oder, je nach Sichtweise, Innerste. Diese phänomenale Uraufführung wird in den kommenden Tagen begleitet von einem Symposion, hinzu kommt ein ganzes Füllhorn klug konzipierter Konzerte und Gespräche.

Mehr Informationen

"Der verschwundene Hochzeiter"
Oper von Klaus Lang

Musikalische Leitung: Klaus Lang
Inszenierung: Paul Esterhazy

Kulturbühne "Reichshof" Bayreuth

Details zu weiteren Terminen und Vorverkauf finden Sie auf der Homepage der Bayreuther Festspiele.

Sendung: "Leporello" am 26. Juli 2018 ab 06:05 Uhr in BR-KLASSIK

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