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Kritik - Puccinis "Trittico" an der Bayerischen Staatsoper Petrenko herausragend, de Beer harmlos

Haben die drei Stücke von Puccinis "Trittico" nun etwas miteinander zu tun oder nicht? Regisseurin Lotte de Beer will sich da lieber nicht so genau festlegen. Ja, einerseits irgendwie schon - signalisiert das einheitliche Bühnenbild, ein riesiger grauer Trichter. Nein, andererseits irgendwie auch nicht - signalisieren die kontrastierenden Kostüme, die jede Geschichte konsequent in der jeweiligen historischen Epoche verorten.

Szenenbild aus der Puccinioper "Il Trittico" | Bildquelle: © Wilfried Hösl

Bildquelle: © Wilfried Hösl

Der Trichter soll eine Art Zeittunnel symbolisieren. Die weite Öffnung, muss man wissen, ist die Vergangenheit, die schmale Röhre ist die Gegenwart und dahinter, am Ausgang des Trichters, kommt die ungewisse Zukunft. Das jedenfalls erfährt man aus Interviews mit dem Regieteam. Aus dem Bühnengeschehen erschließt es sich nicht. Was sich in diesem hochsymbolischen Einheitsraum abspielt, ist nämlich ziemlich konventionell. Lotte de Beer erzählt die drei Geschichten ohne übertriebenen Ehrgeiz.

Szenisch harmlos

Das ist handwerklich meist ordentlich gemachtes, nicht besonders aufregendes Operntheater. Etwas hölzern agieren die Figuren im ersten Teil: Mit dem drastischen Realismus von "Il tabarro" kann Lotte de Beer am wenigsten anfangen, die altvertraute Operngestik wirkt ungelenk. Besser liegt ihr die überspannte Nonnen-Mystik von "Suor Angelica". Zumal die Hauptrolle von einer fantastischen Sängerdarstellerin verkörpert wird: der albanischen Sopranistin Ermonela Jaho. Zum Ende erlaubt sich Lotte de Beer sogar eine kleine szenische Pointe: Nicht die Muttergottes erscheint der sterbenden Angelica, sondern die böse Fürstin. Was immer das bedeuten mag. Auf nette Weise komisch wird’s dann in "Gianni Schicchi". Das ist lieb gemacht und wuselig bunt, ohne in die Klamotte abzugleiten. Am Schluss kommen alle Figuren aus allen drei Einaktern auf die Bühne. Warum und was das alles nun mit dem tiefsinnigen Trichter-Bühnenbild zu tun hat, bleibt offen. Szenisch war der Abend harmlos, aber nicht verkehrt. Musikalisch dagegen herausragend.

Überzeugendes Sängerensemble

Wolfgang Koch muss als betrogener Ehemann in "Il Tabarro" ziemlich müde über die Bühne schlurfen, zeichnet die Figur aber stimmlich mit beeindruckend düsterer Intensität. Eva-Maria Westbroek als Giorgetta hat ein unruhiges, aber ausdrucksstarkes Timbre. Mit seinem kraftstrotzenden, etwas kehligen Tenor trumpft Yonghoon Lee als Luigi demonstrativ auf. Schlechthin und in jeder möglichen Bedeutung groß ist Ambrogio Maestri als Gianni Schicchi. Ein komödiantisches Urgestein.

Auch stimmlich zieht Ambrogio Maestri souverän alle Register - vom satten Bariton bis zum näselnden Falsett. Mit Rosa Feola und Pavol Breslik ist auch das junge Liebespaar Lauretta und Rinuccio erstklassig besetzt. Ebenso die Fürstin in Suor Angelica: Michaela Schuster verleiht ihr bösartige Größe. Sie alle werden überstrahlt von Ermonela Jaho. Mit betörendem Piano lässt sie die arme Schwester Angelica alle Schmerzen einer von ihrem Kind getrennten Mutter durchleiden, psychologisch intensiv und mit berührender Innigkeit.

Von Maestro Petrenko musikalisch auf Händen getragen

Diese exzellente Besetzung wird von Kirill Petrenko am Pult musikalisch auf Händen getragen. Petrenko ist Mastermind und Motivator, hält alle beisammen und gibt jedem den nötigen Raum zur Entfaltung. Beseelt und präzise zugleich, hochemotional, aber frei von aller Sentimentalität, dramatisch zupackend und dennoch mit einem betörend durchsichtigen, farbenreichen Orchesterklang. Ein Glücksfall.

Termine und Infos

Giacomo Puccini: "Il trittico"
Drei Opern in je einem Akt
Inszenierung: Lotte de Beer

Wolfgang Koch, Yonghoon Lee, Kevin Conners, Ermonela Jaho, Michaela Schuster, Claudia Mahnke, Ambrogio Maestri, Rosa Feola, Michaela Schuster und anderen

Bayerisches Staatsorchester
Chor der Bayerischen Staatsoper

Musikalische Leitung: Kirill Petrenko

Weitere Infos und Termine: staatsoper.de

Sendung: "Allegro" am 18. Dezember 2017 ab 6.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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