"Star Wars" ist ein Klassiker der Filmgeschichte, auch wegen der Musik, die ja eigentlich recht spätromantisch ist. Im klassischen Abonnementkonzert hört man die Musik trotzdem selten. Die Münchner Philharmoniker und Krzysztof Urbański stellen nun "Star Wars" neben "The Planets" von Gustav Holst.
Bildquelle: Antonio Cabral (via YouTube)
Die Rolle der Filmmusik im deutschen Konzertbetrieb ist recht einfach: Bei Events, Open-Air-Festivals und Kinderkonzerten sorgt sie für Publikumsandrang und Kartenverkauf. So richtig ernst genommen wird sie aber nicht, erst Recht nicht bei deutschen Spitzenorchestern. Dass "Star Wars" also in der 122. Spielzeit der altehrwürdigen Münchner Philharmoniker in einem klassischen Abonnementkonzert auf dem Programm steht, ist ein Jedi-Ritterschlag für diese Musik.
Nicht, dass das für den erfolgreichen John Williams wichtig wäre, womöglich aber für die Programme künftiger Konzerte. Bei den Philharmonikern steht "Star Wars" nicht neben anderer Filmmusik, sondern – vollkommen gleichberechtigt – neben "The Planets" von Gustav Holst. Dirigent Krzysztof Urbański sagte vor dem Konzert über die "Star Wars"-Musik: "Ich bin mir sicher: Wenn Tschaikowsky 100 Jahre mehr gehabt hätte, dann würde seine 20. Symphonie so klingen."
Dirigent Krzysztof Urbański | Bildquelle: Marco Borggreve
Spätromantisch klingt die Musik von Williams wirklich. Aus dem Filmsoundtrack hat er im Nachhinein ganze Orchesterstücke gemacht. Natürlich gibt es die berühmte Titelmelodie, natürlich kommt Luke Skywalker, natürlich Darth Vader. Die Philharmoniker spielen das in großer Besetzung, das Fortissimo wirkt entsprechend überwältigend. Einer der Höhepunkte ist aber die "Cantina Band", ein kleines Stückchen im Benny-Goodman-Stil. Da kreischen die Klarinetten und Saxophon, die Geigerinnen und Geiger schnipsen, die Schlagzeuger swingen.
"The Planets" sind dazu das richtige Gegenstück – nicht nur wegen der Weltallthematik. Beide Werke bestehen im Konzert aus sieben Sätzen, alle sehr unterschiedlich, manche sehr melodiös, andere eher impressionistische Klangmalereien. Nachdem man "The Planets" gehört hat, hört man bei "Star Wars" überall Bezüge: Der Bösewicht Darth Vader klingt wie der "Kriegsbringer" Mars, die Prinzessin Leia wie die friedvolle Venus. Gustav Holsts Einfluss auf die Filmmusik wird so mehr als deutlich.
Krzysztof Urbański ist genau der richtige für dieses Programm. Er dirigiert auswendig und nutzt den gewonnen Platz auf seinem Podium: Er springt, tanzt, steht mal für einen Moment auf nur einem Bein, grinst schelmisch. Das Orchester macht den Spaß mit, manchmal geht ein wenig die rhythmische und tonliche Präzision verloren, aber das ist nicht schlimm – denn mitreißend ist das alles.
Besonders eindrucksvoll ist das Ende von "The Planets": Ganz leise verschwindet da der Frauenchor des Philharmonischen Chors München in die Weiten des Alls. Die gespannte Stille danach: Die gibt es dann eben doch nur im Konzertsaal.
Sendung: Piazza am 15.02.20 ab 8.05 Uhr auf BR-KLASSIK
Münchner Philharmoniker, Frauenchor des Philharmonischen Chores München, Krzysztof Urbański
Gistav Holst: "The Planets"
John Williams: Musik aus "Star Wars"
14.02.2020, 20 Uhr, Philharmonie im Gasteig
15.02.2020, 19 Uhr, Philharmonie im Gasteig
16.02.2020, 11 Uhr, Philharmonie im Gasteig
Mehr Infos und Karten bei den Münchner Philharmonikern.
BR-KLASSIK sendet einen Mitschnitt des Konzertes am Dienstag, 10. März ab 20.05 Uhr.
Kommentare (2)
Montag, 17.Februar, 12:20 Uhr
Dr. Michael Strobel
Star Wars
Filmmusik ist die Fortsetzung der romantischen Tradition mit anderen Mitteln. Und wer ist schuld? Schönberg mit seiner 12-Tontechnik und der verknöcherte Adorno. Da kommt keine Stimmung auf! Korngold, Nino Rota (gern auch mal von Riccardo Muti dirigiert), John Barry, John Williams: das ist großes Kino. Das Konzert am Samstag war super. Die Münchner Philharmoniker und das Publikum außer Rand und Band. And the Oscar goes to Maestro Urbanski...
Sonntag, 16.Februar, 12:01 Uhr
Darth Vader
Anerkennung der Filmmusik
Dass Filmmusik von deutschen Spitzenorchestern nicht ernst genommen wird, ist so nicht korrekt. In den letzten Jahren ist die Anerkennung dieser Musik enorm gestiegen, speziell was John Williams angeht. Erstmal sollte man daher auch klarmachen, dass Filmmusik nicht gleich Filmmusik ist. "Der Bergdoktor" ist nicht "Star Wars". Dirigenten, die sich mit Williams Musik tiefgründiger befasst haben, attestieren der Musik ein hohes künstlerisches Niveau. Dies sagte auch Urba?ski vor ein paar Tagen im Interview. Ob Musik ursprünglich für Film oder Oper geschrieben wurde, sollte kein Kriterium für ein Urteil über deren Qualität sein. Mich freut es, wenn die Münchener Philharmoniker dieses Programm spielen. Sie sind damit ein weiteres Orchester, wo die Fronten gelockert werden. Zumal die Musiker ja teilweise selbst gerne diese Musik spielen, die ihnen vielleicht schon aus der Kindheit bekannt ist, und nicht zum 1000. mal die 9. Symphony von Beethoven spielen müssen ;)