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Zum Tod des Komponisten Krzysztof Penderecki Er hatte Recht

Erst experimenteller Avantgardist, dann massentauglicher Publikumsliebling: Krzysztof Penderecki faszinierte und provozierte die Musikwelt gleichermaßen. Am 29. März 2020 ist er im Alter von 86 Jahren gestorben, berichtet die Agentur PAP unter Berufung auf seine Ehefrau. Ein Nachruf.

Krzysztof Penderecki | Bildquelle: picture alliance / NurPhoto

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Wenige nur haben die Musikwelt des späten 20. Jahrhunderts so gespalten wie der polnische Komponist Krzysztof Penderecki. Er wird am 23. November 1933 in Debica bei Krakau geboren, erhält in frühen Jahren Violin- und Klavierunterricht und studiert Komposition an der Krakauer Staatsakademie. In Darmstadt und Donaueschingen staunt man in den 1950er Jahren nicht schlecht über den Musik-Pionier aus dem Ostblock. Was Krzysztof Penderecki von jenseits des Eisernen Vorhangs an Klängen mitbringt, lässt Luigi Nono, Mauricio Kagel und Karlheinz Stockhausen aufhorchen.

Penderecki verzückt die Avantgarde

Es sind Werke wie "Anaklasis", "Fluorenscences", "Threnos für die Opfer von Hiroshima", kammermusikalische Miniaturen und experimentelle Streichquartette, mit denen Krzysztof Penderecki die westliche Avantgarde verzückt. Sein kompositorisches Talent, seine brillante Technik, sein virtuoses Spiel mit Klangfarben verschaffen ihm schnell einen Platz bei den Großen.

Dass man meine Musik versteht, war auch Vorwurf gegen mich. Die Leute haben sie verstanden, weil sie gute Musik ist. Musik einfach.
Krzysztof Penderecki

Penderecki schockiert die Avantgarde

Umso größer der Schock, als der Pole nach zwanzig Jahren Karriere der Avantgarde den Rücken kehrt. Als "Penderadetzky" verhöhnt ihn Helmut Lachenmann ob der Dur- und Molltöne. Die Kritiker nennen ihn einen "avantgardistischen Verräter" und bezeichnen die 2. Sinfonie von 1979 als "Breitleinwandschinken." Dass Penderecki Auftragswerke für die UNO und die Olympischen Spiele in München schreibt, dass seine Musik in Luzern und an der Scala erklingt und vom Publikum gemocht wird, macht ihn für die einstigen Weggefährten noch suspekter. Für ihn selbst ist der stilistische Bruch schlicht eine "Synthese", ein "zurück zu den Wurzeln".

Im sowjetischen Polen gibt es für den jungen Penderecki nur Volkslieder und Propagandamusik. "Ich war immer ein Enfant terrible und habe das gemacht, was verboten war. Das war gerade geistliche Musik", sagte der Komponist. Mit der "Lukas-Passion", einem Stabat mater, dem "Utrenja-Zyklus" schreibt Krzysztof Penderecki bedeutende geistliche Vokalmusik. Freunde bringt ihm das im kommunistischen Polen keine ein. "Ich war der Erste, der das gewagt hat und ich habe natürlich viele Probleme dadurch gehabt. Sie wollten mir deswegen meinen Pass entziehen – und haben das auch gemacht."

Keine politische Musik

Was andere über ihn sagen, hat den polnischen Einzelgänger und Vorreiter noch nie sonderlich gekümmert. Zu stark ist dafür die Überzeugung, das Richtige zu tun. Ausreichend stark auch das Selbstbewusstsein. Trotzdem sieht sich Penderecki nie als politischer Künstler.

Ich schreibe eigentlich keine politische Musik, ich schreibe Musik.
Krzysztof Penderecki

Im 21. Jahrhundert sucht Krzysztof Penderecki die alten Formen, schreibt Opern, Sinfonien, Serenaden und Konzerte für Cello, Horn – oder für die Geige, die er selbst als Jugendlicher studiert hat. "Ich habe meine ganze Jugend geübt, manchmal acht Stunden am Tag. Das ist wie Schwimmen, das vergisst man nicht", sagte er. "Entweder man hat das Gefühl für ein Instrument oder nicht. Und ich glaube, ich habe es."

Komplizierte Werke werden neu entdeckt

Krzysztof Penderecki versteht die stilistischen Wandlungen in seinem Kompositionsleben rückblickend nie als Brüche, er hat nur irgendwann genug experimentiert. Gelten lässt er immer alle seine Werke. "Es ist für mich eine Renaissance", sagte er, "weil gerade die kompliziertesten Werke heute mehr gespielt werden als die spätere Musik." Eine Genugtuung? "Natürlich freue ich mich sehr, dass ich doch Recht hatte damals. Jetzt erst versteht man diese Musik."

Sendung: Allegro am 30. März 2020 ab 06.05 Uhr auf BR-KLASSIK.

In Memoriam Krzysztof Penderecki

BR-KLASSIK ändert sein Programm zum Tod des Komponisten:
Dienstag, 31. März, Horizonte um 22.05 Uhr
Mittwoch, 1. April, Der Chor des Bayerischen Rundfunks um 22.05 Uhr

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Sonntag, 29.März, 16:57 Uhr

Dorothea Braun-Ribbat

Lukas Passion

Unvergessen unsere Aufführung der Lukas Passion -Nikolai Chor Kiel unter Hans Gebhard- ca 1971/72 im Kieler Schloß und im Hamburger Michel.Ein beeindruckendes Werk eines grandiosen Komponisten

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