Sie stammen aus Israel, Frankreich und der Türkei, leben in Istanbul und singen auf Hebräisch, Arabisch, Türkisch und Farsi. Drei Musiker mit ganz unterschiedlichem musikalischen und kulturellen Background. Die Lieder der Band Light in Babylon tragen den gesamten Nahen Osten in sich.
Bildquelle: picture alliance/dpa | Martin Schutt
Light in Babylon, das sind der französische Gitarrist Julien Demarque, der türkische Santur-Spieler Metehan Çiftçi und die israelisch-iranische Sängerin und Songwriterin Michal Elia Kamal. Sie ist Kopf und treibende Kraft der Band, ihre wichtigste Botschaft ist ihre Multikulturalität.
Wir sind alle Träumer. Wir machen nicht nur Musik, wir öffnen unseren Geist.
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Die drei Musiker:innen haben sich vor zwölf Jahren in Istanbul kennenglernt, und in ihren Liedern trifft hebräischer Gesang auf türkische Volksmusik, iranische Klänge und sephardische Melodien. Daraus kreieren sie ihren ganz eigenen Sound.
Die Konflikte und Widersprüche des Nahen Ostens mit seinen unterschiedlichen Volksgruppen, Religionen und politischen Ausrichtungen sollen in der Musik überwunden werden.
Als Istanbul im Jahr 2010 europäische Kulturhauptstadt war, hat Light in Babylon seine Musik zuerst auf der Straße präsentiert. Die Istiklal Straße, die pulsierende Geschäfts- und Flaniermeile im modernen Teil der Stadt, war die erste Bühne der Band. Wir haben das riesige Potential in dieser Straße gesehen und einfach beschlossen, dort Musik zu machen, sagt Michal Elia Kamal. Das Publikum, das sie dort erreichten, ist schließlich mitgekommen, als die Band langsam professioneller wurde und in richtige Veranstaltungsorte gezogen ist.
Von Istanbul aus verströmt Light in Babylon den Klang des Vorderen Orients. Die Band ist jedoch längst international erfolgreich und tritt in Deutschland, Frankreich, Griechenland oder Spanien auf vielen wichtigen Weltmusik-Festivals auf.
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LIGHT IN BABYLON - Hinech Yafa - Istanbul
"Unsere Band repräsentiert diese schöne Mischung von Istanbul", sagt Michal Elia Kamal. "Menschen aus Ost und West kommen hier zusammen." In den Liedern von Light in Babylon mischen sich nicht nur die unterschiedlichen Musikstile, sondern auch die Sprachen. Schon der Name der Band steht für Vielfalt und polyglotten Austausch. Babylon, das ist die mythische Stadt des alten Orients mit ihrer sprichwörtlichen Sprachverwirrung, in die schließlich das Licht der Verständigung gebracht werden soll. Und Michal Elia Kamal, die sich mit ihrer Band als aktuelle und junge Stimme des Nahen Ostens versteht, will durch ihre Musik Grenzen sprengen.
Die heutige Generation hat es satt im ständigen Kampf und unter Kontrolle zu leben.
Zwar schreibt die Sängerin ihre Texte meistens in ihrer Muttersprache Hebräisch, in ihren Liedern kommen aber auch Verse auf Arabisch oder auf Farsi vor. Was wie ein Widerspruch klingt, wird in der Musik von Light in Babylon zu etwas Selbstverständlichem. Es ist der Wunsch, dass verfeindete Länder und Völker wieder zueinander finden.
Bildquelle: Light in Babylon Die Frontfrau von Light in Babylon wurde in Tel Aviv geboren, ihre Eltern stammen jedoch aus dem Iran und sind während der islamischen Revolution nach Israel geflohen. Die persische Kultur hat Michal Elia Kamal also in den Genen. Das Land ihrer Vorfahren, in das sie mit ihrem israelischen Pass nicht einreisen darf, und das sich gerade gegen die Unterdrückung des Regimes auflehnt, liegt ihr besonders am Herzen. Dass es Frauen im Iran sogar verboten ist zu singen, macht sie sehr traurig. Deshalb widmet sie jenen Frauen, die sich heute die Kopftücher herunterreißen und für Gleichberechtigung demonstrieren, eines ihrer Lieder, das sie schon vor vielen Jahren geschrieben hat und das heute aktueller denn je erscheint: "The women of Teheran".
Mir ist bewusst, wie viel Glück ich habe. Alles, was ich tue, könnte ich im Iran niemals tun.
Nicht nur die expressive und farbenreiche Stimme von Michal Elia Kamal verleiht der Musik von Light in Babylon einen ganz besonderen Klang, sondern auch das Instrument, das Metehan Çiftçi spielt: die Santur, eine Art Hackbrett, das ursprünglich aus der klassischen persischen Musik stammt und in mehreren Ländern des Vorderen Orients gespielt wird. Dieser Klang ruft bei mir Erinnerungen an eine irgendwie magische, weit entfernte, unerreichbare Heimat wach, verrät Michal Elia Kamal, deren Traum es ist, einmal ein Konzert in dieser fernen Heimat Iran zu geben. In ihrer tatsächlichen Heimat Israel tritt sie hingegen immer wieder auf.
Es ist schön zu sehen, dass jemand wie ich Fans sowohl in Israel als auch in Palästina, im Iran, in Marokko oder Algerien hat. Also zum Teil in Ländern, in die ich noch nicht einmal einreisen darf, sagt Michal Elia Kamal und berichtet von einem Auftritt in einem sehr konservativen Viertel in Istanbul, wo sich die Leute von ihrer Musik mitreißen ließen, auch wenn die Worte des Gesangs ihnen fremd waren. Die Sprache der Musik könne Unverständliches verständlich machen, meint sie. Diese Botschaft will sie gemeinsam mit ihren Musikerkollegen Julien Demarque und Metehan Çiftçi, die sich zusammen Light in Babylon nennen, in die Welt tragen.
Sendung: "Musik der Welt" am 18. Februar 2023 ab 23:05 Uhr auf BR-KLASSIK