Nein, Zwillinge sind sie nicht. Aber ein Klavierduo, das für Aufsehen sorgt! Jetzt treten die Brüder Lucas und Arthur Jussen in der Münchner Isarphilharmonie auf. Ein Werk von Fazil Say wird weltweit erstmals zu hören sein.
Bildquelle: Sanja Marusic
"Als würde man zwei BMWs gleichzeitig fahren." So beschrieb der Dirigent Michael Schønwandt einmal ein Konzert mit Lucas (28) und Arthur Jussen (24). Nun spielen die holländischen Brüder gleich zwei Mal in der Isarphilharmonie in München: am 14. und 16. Januar. Begleitet werden sie von den Münchner Philharmonikern unter John Storgårds.
Am Freitag wird das Duo ein Werk des türkischen Komponisten Fazil Say uraufführen: ein Klavierkonzert zu vier Händen mit dem Titel "Anka Kuşu". Say hat es speziell für die Brüder Jussen geschrieben. Für Lucas Jussen steckt das Auftragswerk voller Energie. Viele Jazzelemente mit Perkussion, aber auch arabische Klänge werden zu hören sein. Der Titel "Anka Kuşu" steht für einen weisen Vogel aus der persischen Mythologie, der - wie der Phönix - verbrennt und aus der Asche wiedergeboren wird. Immer wieder neu.
Für die Jussen-Brüder passt das Bild des Neuanfangs sehr gut: Sie spielen zum ersten Mal in der Münchner Isarphilharmonie - und sind sehr beeindruckt von dem neuen Saal. "Der Klang ist schön klar, was für dieses Stück insbesondere auch sehr wichtig ist. Du hörst alles", erzählen sie im Interview mit BR-KLASSIK. Im Concertgebouw in Amsterdam, wo sie öfter auftreten, sei die Akustik etwas verschwommener. "Viele von diesen kleinen Nuancen gehen verloren." Ihren München-Aufenthalt genießen die beiden Brüder sehr.
Lucas und Arthur Jussen wurden im niederländischen Hilversum geboren und stammen aus einer musikalischen Familie: Ihre Mutter ist Flötenlehrerin, ihr Vater Pauker im Radiophilharmonieorchester in Hilversum. Schon in ihrer Kindheit musizierten die Brüder oft als Klavierduo. Seit 2010 haben Lucas und Arthur Jussen einen Vertrag mit der Deutschen Grammophon Gesellschaft. In der Saison 2021/22 sind sie "Artists in Residence" am Konzerthaus Berlin.
Das Klavierkonzert, das Lucas und Arthur Jussen in München zur Uraufführung bringen, ist nicht das erste Werk, das Fazil Say für sie komponierte. Vor einigen Jahren hatten Lucas und Arthur Jussen die spontane Idee, Fazil Say zu kontaktieren. Doch sie hätten nicht erwartet, dass der renommierte Komponist sich tatsächlich bei ihnen zurückmeldet. So entstand das erste Auftragswerk "Night", das sie 2016 uraufführten. Es sei ein großes Geschenk, dass Fazil Say dieses Stück für sie geschrieben habe, sagt Lucas Jussen. "Ich weiß nicht, ob ich es eine Freundschaft nennen darf, aber von unserer Seite fühlt es sich doch ein bisschen so an."
Die Konzerte mit den Münchner Philharmonikern finden im Rahmen des Festivalmonats "Neo" statt, das in drei Wochen drei Uraufführungen präsentiert. Eingerahmt wird die Uraufführung "Anka Kuşu" von skandinavischem Repertoire. Neben Carl Nielsens "Helios"-Ouvertüre stehen die Symphonien Nr. 6 und Nr. 7 von Jean Sibelius auf dem Programm. Beide Konzerte sind ausverkauft.
BR-KLASSIK sendet den Konzertmitschnitt aus der Münchner Philharmonie am Mittwoch, den 26. Januar 2022 um 20:05 Uhr.
Sendung: "Allegro" am 14. Januar 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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