Fast 50 Jahre ist es her, dass Manfred Eicher ECM in München mitbegründete. Mit seiner einzigartigen Klangästhetik (und den ebenso unverwechselbaren Plattencovern) hat dieses deutsche Label die Entwicklung der Musik in den letzten viereinhalb Jahrzehnten bemerkenswert beeinflusst - das gilt für Jazz und Avantgarde gleichermaßen. Am 12. Februar wurde Manfred Eicher in den Kreis der Honorary Fellows der Londoner Royal Academy of Music aufgenommen.
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Die fast 200 Jahre alte Royal Academy of Music zählt zu den weltweit renommiertesten musikalischen Institutionen. Die Liste der Ehrenmitglieder - der "Honorary Fellows" - ist auf jeweils einhundert Personen begrenzt, die sich mit ihrem Wirken um die Musik verdient gemacht haben. Zu Eichers Vorgängern bzw. Kollegen zählen Komponisten von Mendelssohn bis Birtwistle sowie ausübende Musiker wie Martha Argerich und Sir Simon Rattle. Allerdings ist es nicht alltäglich, dass ein Produzent in diese Liste aufgenommen wird.
Es gibt nur wenige Produzenten, deren Namen allein schon einen bestimmten Klang heraufbeschwören.
Zur Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Manfred Eicher, der im Juli 75 Jahre alt wird, heißt es in der Laudatio: "In der Geschichte der Musikaufnahmen gibt es nur wenige Produzenten, deren Namen allein schon eine bestimmte Ästhetik und einen bestimmten Klang heraufbeschwören. Manfred Eicher gehört zu diesem erlauchten Kreis. Ebenso bemerkenswert ist, dass er die überwiegende Mehrheit der mehr als 1.500 Alben, die von seinem eigenen Label, der Edition of Contemporary Music oder ECM, veröffentlicht wurden, selbst produziert hat."
Sein "Köln Concert" war einer von ECMs größten Erfolgen: der Pianist Keith Jarrett | Bildquelle: ECM Records/ Rose Anne Colavito Die Geschichte des Labels begann 1969: Eicher, studierter Kontrabassist und aktiver Jazz- und Orchestermusiker, produziert seine erste Aufnahme für ein Label, das er auf Anregung des Geschäftsmannes Karl Egger gründet. Es entsteht die "Edition of Contemporary Music", ECM. "Free at last" heißt die erste Platte - mit dem damals in München lebenden Jazzpianisten Mal Waldron. Der Bogen der seitdem aufgenommenen Einspielungen spannt sich vom Avantgarde-Jazz der Anfangsjahre bis hin zu großen Werken der klassischen und der neuen Musik.
Keith Jarrett, Chick Corea, Pat Metheny, das Art Ensemble of Chicago, Egberto Gismonti, Enrico Rava, Manfred Schoof: Ganze Epochen des Jazz kann man mit den Künstlern abbilden, die Eicher aufgenommen hat. Und mit Interpreten der klassischen Musik, von András Schiff bis Thomas Zehetmair, viele weitere spannende Facetten entdecken - sowie nicht zuletzt mit vielen Komponisten, wie György Kurtág, Arvo Pärt und Valentin Silvestrov. Für ihn sei Eicher von Anfang an der perfekte Produzent gewesen, sagt Keith Jarrett, einer der akribischsten und in künstlerischen Prozessen schwierigsten Musiker unserer Zeit. Und in dieser Hinsicht auch der beste Freund, den er habe. Nicht nur ihn, sondern große Teile der Musikwelt hat Manfred Eicher mit seinem bisherigen Lebenswerk begeistert und überzeugt.