Er setzt Maßstäbe bei Tonschönheit und feiner Kontrolle des eigenen Spiels – der Saxophonist Mark Turner. Doch er gehört nicht zu denen, die sich mit ihrer enormen Spieltechnik und dem hohen Niveau ihrer Improvisation nur an Spezialisten-Kreise oder Nerds richten. Turners Musik ist offen für alle, die feines Spiel schätzen und den Sinn für Nuancen teilen. Sein jüngstes Album, "Return from the Stars", packt auch mit besonders stimmungsvollen Melodien.
Bildquelle: ECM
Der CD-Tipp zum Anhören
Diese Stimmführung. Diese Klarheit der Töne. Eine Trompete und ein Tenorsaxophon. Ganz pur zunächst in diesem Stück mit dem Titel "Bridegetown", dann mit dem Rest der Band. Dieser Rest ist nicht groß – nur ein Kontrabass und ein Schlagzeug außer den beiden Blas-Instrumenten. Kein Keyboard, keine Gitarre. Und es entsteht ein ganz eigener Zauber.
Es ist das neue Quartett des Saxophonisten Mark Turner. Schönheit durch bewusste Beschränkung. Schnell wird auf diesem Album klar, dass diese Beschränkung die Musik weder ärmer noch weniger interessant macht. Ganz im Gegenteil. Stück für Stück fasziniert durch eine verblüffend organische Musikalität und ungewöhnliche Klangschönheit.
In dieser Musik passiert einfach nur: das Wesentliche. Aber nicht etwa auf dürre, schmucklose Art. Sondern in künstlerisch allerfeinster Abstimmung. Das ist Reinheit mit Reichtum. Ein Reichtum, der nicht materiell auftrumpft, sondern sich in tragenden musikalischen Gedanken, in einer wie traumwandlerisch beherrschten Form und im Spiel der sowieso atemberaubend beherrschten Instrumente niederschlägt. Viel Schönes – und sehr Kunstvolles - ereignet sich da ganz beiläufig.
Jason Palmer, Trompete, Joe Martin, Bass, und Jonathan Pinson, Schlagzeug: Das sind die musikalischen Partner des seit Jahren zu den besten seines Fachs gehörenden Saxophonisten, der auch alle Kompositionen dieses Albums geschrieben hat. Es ist ein Traumquartett, das eine ästhetische Sicherheit wie ein seit langem zusammengeschweißtes klassisches Kammermusik-Ensemble ausstrahlt.
Schon wieder eine ganz andere Atmosphäre: Ein Album, um sich hörend fallen zu lassen in packende Stimmungen. "Return from the Stars", nach einem Buchtitel des Science-Fiction-Autors Stanislaw Lem, heißt es. Es erzählt von einem Astronauten, der bei seiner Rückkehr zur Erde eine stark veränderte Welt vorfindet. Man muss gar nicht ins All reisen, um in der heutigen Zeit dasselbe festzustellen. Mit den herausfordernd klaren Tönen Mark Turners im Ohr kommt man dabei immer wieder in großer Ruhe zu sich.
Mark Turner: "Return from the Stars"
Mark Turner (Tenorsaxophon)
Jason Palmer (Trompete)
Joe Martin (Bass)
Jonathan Pinson (Schlagzeug)
Label: ECM
Sendung: "Leporello" am 26. April 2022 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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