BR-KLASSIK

Inhalt

Johannes und Benjamin Moser auf Tournee "Wenn wir streiten, geht es immer nur um die Sache"

Sie sind Brüder, spielen seit ihrer frühen Kindheit Cello und Klavier, haben aber kaum zusammen Musik gemacht. Jetzt gehen Johannes Moser und sein Bruder Benjamin erstmals gemeinsam auf Tournee.

Johannes Moser Cellist / Benjamin Moser Pianist | Bildquelle: Sarah Wijzenbeek / Benjamin Moser

Bildquelle: Sarah Wijzenbeek / Benjamin Moser

BR-KLASSIK: Wenn Geschwister im richtigen Leben miteinander spielen, dann kann das entweder richtig gut gehen oder richtig schlecht. Ihr seid zwei Jahre auseinander. Wart ihr von jeher ein richtiges Spielteam?

Benjamin Moser: Wir spielen in unserem Programm am Ende immer eine Zugabe, und zwar den "Schwan". Und das war das erste, aber auch das einzige Stück, das wir in unserer Kindheit zusammen gespielt haben. Wir sind jetzt eigentlich erst vor zwei Jahren dazu gekommen, zusammen Konzerte zu spielen. Damals hatten wir zusammen den Brahms-Preis in Schleswig-Holstein gewonnen. Davor hat jeder von uns eher so sein eigenes Ding gemacht.

BR-KLASSIK: Abgesehen vom Instrument kann man ja als Kind auch so zusammen spielen - mit Autos oder Förmchen. Wie ist es da bei Ihnen gewesen? Waren Sie da ein gutes Team miteinander?

Johannes Moser: Zeitweise. Wir haben uns auch ziemlich gekloppt, wie sich das für zwei Jungs ja auch irgendwie gehört. Aber ich glaube, die Musik war schon immer verbindendes Element, auch wenn wir sie nicht zusammen ausgeübt haben. Es ist in unserer "musikbelasteten" Familie ein vorherrschender Gedanke, dass man über die Musik immer wieder zusammenkommt.

Wir waren immer ganz dankbar, wenn es auch mal keine Musik gab.
Johannes Moser, Cellist

BR-KLASSIK: Sie sind in einem Musikerhaushalt aufgewachsen: Ihre Mutter Edith Wiens ist Sängerin, Ihr Vater Kai Moser Cellist. Das schreit doch geradezu danach, mal etwas gemeinsam zu machen. Vor allem, wenn es dann auch noch einen Pianisten gibt, der begleitet.

Johannes Moser: Es war eigentlich eher so, dass wir immer ganz dankbar waren, wenn es mal keine Musik gab. Weil sie ja schon immer so prominent im Arbeits- und Studienleben war. Wir haben es ab und zu mit Hausmusik probiert - gerade zur Adventszeit mit Weihnachtsliedern - aber das war jetzt nicht so grandios.

BR-KLASSIK: Benjamin Moser, hätte es für Sie denn überhaupt eine Alternative zum Musikmachen gegeben - beruflich?

Benjamin Moser: Ich habe schon über andere Möglichkeiten nachgedacht. Denn die Musikerlaufbahn ist nicht die sicherste und schon gar nicht die einfachste. Aber es war dann doch relativ schnell klar, dass Musik das war, was ich am meisten liebte und was natürlich auch in meiner Familie am meisten getragen wurde. Und auch mein Lehrer an der Münchner Musikhochschule, Michael Schäfer, hat mich sehr motiviert.

Das hat mich so frustriert, dass ich wie ein Besessener angefangen habe zu üben.
Johannes Moser, Cellist

Johannes Moser: Bei mir scheiterte es so ein bisschen an Alternativen. Ich hatte eigentlich gleich sehr früh alles auf eine Karte gesetzt. Und ich hatte ein besonderes Erlebnis: Ich bin mit 14 Jahren bei "Jugend musiziert" auf Landesebene rausgeflogen. Das hat mich so frustriert, dass ich wie ein Besessener angefangen habe zu üben. Das hat sich seitdem nicht mehr geändert.

BR-KLASSIK: Der Weg ist also das Ziel. Klingt nach einer ganz typischen Musikerbiografie. Wenn man Ihre Biografien so liest, fällt auf, dass Sie beide den Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau mitgemacht haben. Johannes, Sie haben 2002 den zweiten Preis im Fach Cello gewonnen. Und Sie, Benjamin, haben fünf Jahre später unter anderem den Publikumspreis abgeräumt. Ist das so ein familiärer Meilenstein, den Sie beide angesteuert haben?

Benjamin Moser: Ich habe russische Musik seit jeher sehr gemocht. Und es gibt eigentlich gar nicht so furchtbar viele deutsche Pianisten, die gerne russische Musik spielen und das auch von Herzen lieben. Es ist nicht so, dass ich da hinfahren wollte oder musste, weil mein Bruder da war. Mein Vater war übrigens auch schon dort.

BR-KLASSIK: Auch in Ihrem morgigen Konzert spielen Sie Werke russischer Komponisten: Tschaikowsky, Prokofjew und Rachmaninow. Johannes Moser, sind Sie auch ein Freund russischer Cellomusik?

Johannes Moser: Ja, das liegt so ein bisschen an meiner musikalischen Sozialisation. Mein Lehrer David Geringas hatte bei Rostropowitsch in Moskau studiert. Insofern war die russische Musik in meinem Studium natürlich immer ein großes Thema. Das ist aber auch einfach Musik, die sich in dieser Kombination sehr anbietet. Sie ist sehr episch, sehr weitflächig und es macht einfach riesengroßen Spaß, sie zu spielen. Und es ist Musik, die uns beiden am Herzen liegt.

Schon bei der Probenarbeit war eine gemeinsame Wellenlänge da.
Benjamin Moser, Pianist

BR-KLASSIK: Ist es nicht schwierig, mit Ihren verschiedenen Konzertterminen überhaupt zusammen zu proben? War das ein Problem oder konnten Sie das gut organisieren?

Johannes Moser: Wir haben uns in Berlin zum Proben getroffen. Wir haben beide viel zu tun, da gibt es natürlich nur begrenzte Probenzeit. Wir haben versucht, das dann in drei, vier Tagen zu stämmen. Aber das Schöne an so einer Tournee ist ja, dass man sich von Konzert zu Konzert mit dem Repertoire beschäftigt und weiterentwickelt. Und so ist das eigentlich eine sehr spannende musikalische Reise.

BR-KLASSIK: Spürt Sie denn beim Musizieren die gemeinsame DNA? Hilft das, besser zueinander zu finden?

Benjamin Moser: Auf jeden Fall. Schon bei der Probenarbeit war so eine gemeinsame Wellenlänge da. Man spürt einfach, dass man viele Dinge gar nicht sagen muss. Es funktioniert einfach. Das ist ein besonderes und sehr schönes Gefühl. Und ich hoffe, dass sich das auch in den Konzerten widerspiegelt.

Johannes Moser: Es gibt gewisse Dinge, wo wir uns blind verstehen. Aber man ist sich natürlich auch nicht immer einig. Und genau das ist es, was es eigentlich interessant macht: in der Probe mit Ideen konfrontiert zu werden, auf die man alleine nicht gekommen wäre. In der gemeinsamen Arbeit versucht man, aus der Summe der einzelnen Ideen etwas Gemeinsames zu formen. Und dadurch, dass mein Bruder auch viel russisches Repertoire spielt, hab ich da viel mitnehmen können. Ab und zu streiten wir auch - um die Sache. Und es ist sehr angenehm, dass es dann wirklich nur um die Sache geht.

Konzerttermine

Kammermusikwerke von Prokofjew und Rachmaninow

Johannes Moser, Violoncello
Benjamin Moser, Klavier

12. Dezember: Nürnberg
13. Dezember: Wiesloch
16. Dezember: Gauting
17. Dezember: Reutlingen
19. Dezember: Schloß Oranienstein
22. Dezember: Berlin
3. Januar: London



Mehr zum Thema

    AV-Player