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Allgäuer Chorfestival - "Musica Sacra International" Mit Gesang andere Religionen kennenlernen

"Stimmen der Religionen" ist das diesjährige Motto von "Musica Sacra", dem interreligiösen Musikertreffen, das seit Freitag in Marktoberdorf stattfindet. Mit dabei sind heuer elf Ensembles: aus Syrien, Nigeria, Japan, den USA, Norwegen, Tschechien und Deutschland.

Bildquelle: modfestival

Ein Besuch bei "Musica Sacra" in Markotberdorf zum Nachhören

"Stimmen der Religionen"

"Wir singen über die Liebe zu Allah - und für den Frieden." Abdul Rahman Al Kurdi, asylsuchender Sänger aus Damaskus 

Festival-Szenen | Bildquelle: modfestival Der Chor Sama Damaszener beim 13. Festival Musica Sacra Marktoberdorf | Bildquelle: modfestival Vor gut einem Jahr kam der 33-jährige Abdul Rahman Al Kurdi als Flüchtling ins Allgäu - so wie zuvor schon seine ebenfalls geflüchteten Brüder. Mit fünf von ihnen hatte Abdul bereits im Iran das Ensemble "Sama Damaszener" gegründet. Er ist ausgebildeter Rezitator, hat an der Musikhochschule von Damaskus studiert. Doch zunächst jobbte er beim Marktoberdorfer Kammerchorwettbewerb als Organisationshelfer. Bis bekannt wurde, dass die Syrer einen professionellen Sufi-Chor aus Christen und Muslimen bilden. Beim diesjährigen "Musica Sacra"-Festival tritt "Sama Damaszener" in feierlichem Gewand auf - samt Instrumentalbegleitung. Und während die Al Kurdi-Brüder singen, dreht sich vor ihnen ein Sufi-Tänzer.

Für Abdul Rahman Al Kurdi hinterlassen die Auftritte beim Festival in Marktoberdorf gemischte Gefühle: Heimweh nach seiner vom Bürgerkrieg zerstörten und vom Terror heimgesuchten Geburtsstadt Damaskus; und auch Verwunderung darüber, das Sufi-Ritual jetzt in der Fremde zelebriert zu haben.

Das ist das erste Mal, dass wir in Deutschland mit Derwisch auftreten.
Abdul Rahman Al Kurdi

Sufi-Tanz

Sufis haben ihren Namen vom arabischen Wort für "suf", Wolle, weil sie sich traditionell nach dem Vorbild christlicher Asketen in Wollgewänder kleideten. Sie streben nicht nach intellektuellem theologischen Wissen, sondern existenzieller Erfahrung. Ihr Tanz ist eine Form von Gebet und zugleich ein Ritual mit Köperbewegung, Stimme und Atem. Die Derwische drehen sich dabei um die eigene Achse - bis sie in Trance geraten. In der Drehung offenbart sich Allah.

Aktives Publikum bei "Voices of Peace"

Neu ist heuer, dass bei "Musica Sacra" erstmals auch die Singbegeisterten aus den Reihen des Publikums aktiv ins Festival-Geschehen eingreifen können. Sie haben sich im Projektchor "Voices of Peace" zusammengefunden: mit immerhin 130 Sängerinnen und Sängern. Der Chor probt unter der Leitung des afroamerikanischen Gospel-Spezialisten Raymond Wise. Die Idee sammt vom dreiköpfigen Musica-Sacra-Leitungsteam, zum dem auch die Theologin Verena Grüter gehört.

Interreligiöse Verständigung wird lebendig, indem Menschen eine andere Religion singend erfahren können.

Neben christlich geprägtem Gospel und arabischer Sufi-Musik findet sich auch klassischer persischer Gesang im diesjährigen Konzertprogramm. Die in Teheran geborene Maryam Akhondy ist mit ihrem Frauenchor "Banu" zum Festival gekommen. Für sie bedeutet Singen das Bekenntnis zur Freiheit. Vor 30 Jahren musste die Iranerin nach Deutschland emigrieren, weil sie in ihrer Heimat als singende Frau nicht auftreten durfte. Schon gar nicht mit religiösem Gesang. In ihrer Wahlheimat Köln gründete Maryam Akhondy ein Laienensemble aus in Deutschland lebenden persischen Frauen - das jetzt in Marktoberdorf als eines von vielen Ensembles zeigte, wie faszinierend gelebter interreligiöser Dialog sein kann.

"Musik und Religion sind zwei vitale Bedürfnisse in der Geschichte der Menschheit, die ein erhebliches Spaltunspotential haben. Deswegen sind Begegnungen wie hier bei einem solchen Festival besonders wichtig."
Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestages und Schirmherr von "Musica Sacra"                         

"Music for the one god" - Konzert zum Anschauen

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