Kosmos Musik: Der Urknall als dumpfes Grummeln. Pulsierende Sterne und klingende Gravitationswellen. Der neue Wissenspodcast von BR-KLASSIK startet mit der Frage wie das Weltall klingt – etwa auch die spektakuläre Verschmelzung schwarzer Löcher.
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Ein mächtiges Summen und Grummeln. So würde die Expansion des Weltalls etwa 380.000 Jahre nach dem Urknall klingen, wenn man sie in Töne übersetzen würde. Je größer das Universum, desto tiefer der Ton. Der Physiker John G. Cramer der University of Washington hat die Ausdehnung des Universums für das menschliche Ohr hörbar gemacht.
Richtige Geräusche gibt es im Universum nicht. Da das All größtenteils leer ist, kann sich der Schall nicht ausbreiten. Kurz nach dem Urknall war das allerdings anders. Damals war das Universum gefüllt mit einem ganz heißen, dichten Gas, das aus geladenen Elementarteilchen und Photonen bestand. All diese Teilchen waren in Schwingungen begriffen. Das heiße Plasma war so dicht, dass es durchaus echte Schallwellen transportieren konnte, erklärt die Astrophysikerin Sibylle Anderl im BR-KLASSIK-Podcast "Kosmos Musik".
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Sound of the Big Bang
Die Vorstellung, dass das Universum klingt, gab es schon in der Antike. Damals ging man davon aus, dass die Himmelskörper auf festgelegten Kristallsphären kreisten und dabei Töne erzeugten, so Sibylle Anderl. "Sphärenmusik" nannte man diese angeblichen Harmonien aus dem All. Dass die Menschen diese "himmlischen Klänge" nicht hören konnten, begründete Aristoteles damit, dass Menschen sie eben schon immer gehört hatten und sie deshalb einfach nicht mehr wahrnahmen.
Fördert Klavierspielen die Intelligenz? Warum ist Singen gut fürs Immunsystem? Und wie klang Musik in der Steinzeit? Auf diese und andere spannende Fragen antwortet der neue Wissens-Podcast "Kosmos Musik". Host ist die angehende Astronautin Suzanna Randall. Alle Folgen bei BR Podcast, in der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt.
Die angehende Astronautin Suzanna Randall ist Host des Wissens-Podcasts "Kosmos Musik". | Bildquelle: ©BR/Markus Konvalin Mittlerweile ist klar: Planeten geben natürlich keine Töne von sich. Aber Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können das Weltall trotzdem hörbar machen, indem sie Gravitationswellen akustisch abbilden. Gravitationswellen entstehen, wenn sehr große Massen im Weltraum beschleunigt werden. Das passiert zum Beispiel, wenn zwei Schwarze Löcher sich sehr nahekommen und einander gegenseitig anziehen. Die beiden schwarzen Löcher beschleunigen dabei stark, dadurch entstehen Wellen in der Raumzeit, die sich mit Lichtgeschwindigkeit im Universum ausbreiten. So klingt die Verschmelzung der Schwarzen Löcher in Schallwellen übersetzt:
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Sound of two black holes colliding
Schon Albert Einstein hat vor über hundert Jahren vorhergesagt, dass es Gravitationswellen geben muss. Aber erst 2015 gelang es den Wissenschaftlern Rainer Weiss, Barry Barish und Kip Thorne, Gravitationswellen direkt nachzuweisen – ein Meilenstein in der Astrophysik. Die drei amerikanischen Physiker bekamen für ihre Beobachtung 2017 den Nobelpreis für Physik verliehen.
Auch Neutronensterne können wir hörbar machen. Denn wie schwarze Löcher verursachen auch sie bei starker Beschleunigung messbare Gravitationswellen. Schnell rotierende Neutronensterne werden auch als "Pulsare" bezeichnet. Sie bestehen aus extrem dicht gepackten Neutronen. So dicht, dass ein Teelöffel Neutronenstern mehrere hundert Millionen Tonnen wiegen würde!
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Listen to the sound of two neutron stars colliding
Das Weltall in Töne zu verwandeln, kann aber auch richtig atmosphärisch klingen, wie Künstlerinnen und Künstler im Internet zeigen. Sie haben Bilder des Universums vertont, beispielsweise das Hubble Deep Field, in dem sich unzählige weit entfernte Galaxien befinden. Ein Blick tief hinein ins Universum, der die Fantasie beflügelt. Wer weiß? Vielleicht hatten die Griechen der Antike ja auch solche Klänge im Sinn, als sie an ihre Sphärenmusik dachten.
Sendung: "Allegro" am 27. Januar 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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