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NUEJAZZ-Festival in Nürnberg Es darf getanzt werden!

Eine der ältesten Traditionen des Jazz ist, dass man zu ihm tanzen kann. Daran knüpft das NUEJAZZ-Festival in Nürnberg konsequent an. In seiner neunten Ausgabe dominieren internationale und regionale Bands, die den Jazz mit unwiderstehlichen Beats und Grooves spielen.

Die Londoner Saxophonistin Cassie Kinoshi und ihre Band Seed | Bildquelle: Kezia Quarcoo

Bildquelle: Kezia Quarcoo

Einigen der insgesamt siebzehn Bands, die vom 26. – 28. Oktober in der Kulturwerkstat Auf AEG und am 29. Oktober im Z-Bau in Nürnberg auftreten werden, geht es mit ihrer Musik in besonderem Maße auch um ihre kulturelle Identität in der Verbindung der eigenen Wurzeln mit einer ganz persönlichen Auswahl dessen, was sie umgibt an musikalischen Einflüssen, aber auch an gesellschaftspolitischen Gegebenheiten.

Die Londoner Saxophonistin Cassie Kinoshi etwa bezieht mit ihrem zehnköpfigen Ensemble Seed unmissverständlich Stellung gegen Rassismus und Ausgrenzung und für ein Miteinander von Menschen aller Ethnien und Geschlechter. Mit treibenden Afrobeats, engagierten Texten und starken Bläsersätzen stemmt sich ihre Band mit positiver Kraft gegen gesellschaftliche Missstände. Die treiben auch den Pariser DJ und Keyboarder Fred N'Thepe um, der sich den Künstlernamen "Neue Grafik" gegeben hat und das aktuelle Programm seines Ensembles dem 2016 unter ungeklärten Umständen bei seiner Verhaftung ums Leben gekommenen Adama Traoré gewidmet hat. Um ein Gemeinschaftsgefühl, das sich aus der Diaspora-Erfahrung herleitet, geht es dem Londoner Djembe-Spieler Yahael Camara Onono. Sein "Balimaya Project" ist ein multikulturelles, panafrikanisches Ensemble mit sechzehn Musikern. Zu den ausgemachten Groove-Bands im NUEJAZZ Line-up gehören außerdem die Band "Elephantine" des Kairoer Gitarristen Maurice Louca, das Hamburger Sextett "We don't suck, we blow", das Quartett des Londoner Schlagzeugers Yussef Dayes, der "Zeitgeist Freedom Energy Exchange", und auch das "Heavy Metal" Jazztrio des israelischen Pianisten Ron Minis.

Virtuosen und Geschichten

Auf die ganz "klassischen" Trio- und Quartettbesetzungen des Jazz verzichtet das Festival aber keineswegs. Mit dem amerikanischen Pianisten Christian Sands holt es einen absoluten Virtuosen der jungen Generation nach Nürnberg. Seine Kompositionen sind von der zutiefst swingenden Jazztradition geprägt, die er in alle Richtungen neu ausdeutet und abstrahiert. Die ruhige Kraft des Jazz zelebriert sein Landsmann Julian Lage mit seinem Trio. Der gefeierte Gitarrist setzt mit seinem satten, erdverbundenen Sound auf ganz subtiles, instrumentales Songwriting, das er mit feinsten Improvisationen anfüttert. Und als musikalischer Geschichtenerzähler erster Güte liefert der norwegische Trompeter Mathias Eick mit seinem Quartett den Soundtrack für einen Film im Kopf, der in weitläufigen Gefühlslandschaften spielt.

Einen Teil seines Konzertprogramms bietet das NUEJAZZ FESTIVAL zu freiem Eintritt an. So kann man im kleinen Konzertsaal Auf AEG unter anderem die fast schon jazzsymphonischen Welten des Nürnberger Ensembles "The Big Leppinski" kennenlernen und die Hip-Hop Crew "Fo Sho" der Schwestern Miriam, Siona und Bethlehem Endale. Sie sind Ukrainerinnen mit äthiopischen Wurzeln aus Charkiv.

Dieses Angebot, auch ohne Konzertkarten einfach mal vorbeizuschauen, passt zum Anspruch der Macher*innen von NUEJAZZ, mit dem Festival auch einen Begegnungsraum zu schaffen, aus dem heraus dann die Türen zum Jazz in der ganzen Vielfalt seiner spannenden Stilverschmelzungen aufgemacht werden können. Daran arbeiten Gitarrist Frank Wuppinger und Bassist Marco Kühnl, seit sie als Vorstände des Nürnberger Jazzmusiker Vereins das Festival 2013 aus der Taufe gehoben haben, mit einer hochmotivierten Crew. Und lassen dabei auch die ganz junge Generation nicht außer Acht. Mit Kinder- und Jugendkonzerten tagsüber und dem Preisträger*innenkonzert des Bruno-Rother Jazzwettbewerbs für Student*innen der Nürnberger Musikhochschule. Und so entsteht ein "Rundum-Paket Jazz" mit schönen Überraschungen für junges Publikum jeden Alters und dem Potenzial für jede Menge Entdeckungen.

NUEJAZZ-Festival auf BR-KLASSIK

Videolivestream vom Mathias Eick Quartett und dem Julian Lage Trio am 27. Oktober ab 19.30 Uhr
"Jazztime" am 2. November 2022 ab 23.05 Uhr auf BR-KLASSIK
"Jazztime" am 30. November 2022 ab 23.05 Uhr auf BR-KLASSIK
"Jazztime" am 14. Dezember 2022 ab 23.05 Uhr auf BR-KLASSIK
"Jazztime" am 11. Januar 2022 ab 23.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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