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Komponist und Dirigent Oliver Knussen gestorben Ein Gigant mit vielen Talenten

Als Komponist vollbrachte Oliver Knussen das Kunststück, sowohl anspruchsvoll als auch ansprechend zu schreiben. Als Dirigent war er einer der Grundpfeiler der zeitgenössischen Musikszene, dirigierte Klassiker der Moderne ebenso wie die Werke junger Kollegen. Am 8. Juli 2018 ist Knussen im Alter von 66 Jahren gestorben. Noch im vorausgegangenen Juni hatte er in Aldeburgh ein Konzert dirigiert.

Der Komponist und Dirigent Oliver Knussen | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Oliver Knussen wurde am 12. Juni 1952 in Glasgow geboren. Sein Vater war Erster Kontrabassist beim London Symphony Orchestra. Knussens erster Kompositionslehrer war John Lambert, später erhielt er in den USA, unter anderem in Tanglewood, Unterricht von Gunther Schuller. Von 1986 bis 1993 war er in Tanglewood auch administrativ tätig. Außerdem wirkte er von 1983 bis 1998 als Stellvertretender Künstlerischer Leiter des Aldeburgh Festival sowie von 1998 bis 2002 als Künstlerischer Direktor der London Sinfonietta.

Von Anbeginn seines künstlerischen Schaffens war Knussen sowohl als Komponist wie auch als Dirigent aktiv; bereits die Uraufführung seiner (später zurückgezogenen und überarbeiteten) Ersten Symphonie leitete er als Fünfzehnjähriger persönlich. Er setzte sich besonders für zeitgenössische Musik ein, zum Beispiel für die Werke Hans Werner Henzes und Elliott Carters, die er auch für die Schallplatte einspielte. Seine riesenhafte Statur verband sich am Dirigentenpult mit großer Ökonomie in Bewegung und Zeichengebung.

Ein großer Perfektionist

Knussens Aktivitäten als Dirigent haben dazu geführt, dass er ein zahlenmäßig vergleichsweise schmales kompositorisches Werk hinterließ. Hinzu kommt, dass er im Laufe der Jahre immer selbstkritischer wurde. Die bekanntesten seiner Werke entstanden im 20. Jahrhundert – etwa die bereits 1979 vollendete Symphonie Nr. 3, die auch Simon Rattle gerne aufs Programm setzte. Großen Erfolg hatte er mit zwei Kurzopern nach Kinderbüchern von Maurice Sendak: "Where the Wild Things Are" ("Wo die wilden Kerle wohnen") und "Higglety Pigglety Pop".

In Knussens Musik verbindet sich eine gelegentlich tonale, gelegentlich freitonale Sprache mit luxuriös funkelnder Instrumentation zu purem Schönklang, der wohl geeignet wäre, konservativen Hörern die Scheu vor der Moderne zu nehmen. Nach eigener Aussage hatte es ihm besonders die kleine Form angetan, in der "eine utopische Welt in wenigen Minuten hergestellt und erkundet wird". So präsentieren sich denn seine Werke vorwiegend als bunt-poetische, märchenhafte, nichtsdestoweniger minuziös ausgearbeitete Miniaturen, die, mit Ausnahme der beiden Opern, die Fünzehn-Minuten-Grenze kaum je überschreiten. Oliver Knussen sagte selbst: "Ich mag lieber ein paar Minuten verzaubert sein, als eine Stunde hypnotisiert werden." Er wird als einer der großen Perfektionisten der zeitgenössischen Musik in Erinnerung bleiben.

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