BR-KLASSIK

Die Zeit ist knapp, und die drei Matrosen auf Landgang in Leonard Bernsteins Musical "On the Town" wollen alles auskosten, was möglich ist. 24 Stunden, um New Yorks Etablissements aufzusuchen, Sehenswürdigkeiten zu besichtigen und dabei auch noch die Liebe zu finden. Intendant und Regisseur Josef E. Köpplinger inszeniert am Münchner Gärtnerplatztheater ein buntes Spektakel und taucht damit ins New York der 1940er-Jahre ein - mit überzeichneten Figuren und vor allem starken Frauenbildern.

Ein Schiff legt im Hafen von Brooklyn an, Matrosen tummeln sich am Ufer. Die einen haben strahlende Gesichter der Vorfreude, andere gehen torkelnd wieder an Bord. Vor ihnen erstrahlt die Skyline von New York. Im Zentrum von "On the Town" stehen Gabey, Chip und Ozzie, drei befreundete Matrosen auf Landgang. 24 Stunden haben sie Urlaub, in dieser kurzen Zeit wollen sie alles erleben, was New York zu bieten hat. Die ungebremste Suche nach Lustgewinn zeichnet Leonard Bernsteins erstes Musical aus dem Jahr 1944 aus. Das klingt im ersten Moment nach leichter Kost.

Wolkenkratzer sausen vorbei

Szene aus "On the Town" am Münchner Gärtnerplatztheater | Bildquelle: @Marie-Laure Briane Sigrid Hauser singt und spielt die Taxifahrerin Hildy Esterhazy. Ihr Fahrgast ist Chip, den sie zum "Anbeißen" findet. Sie schnappt ihn sich kurzerhand und düst mit ihm nach Hause. Ihr gelbes Taxi fährt ungebremst einige Passanten über den Haufen, während durch eine Videoinstallation die Wolkenkratzer an ihnen vorbeisausen. "Hildy ist, wie die anderen Damen im Musical, eine überzeichnete Figur", sagt Hauser über ihre Rolle. "Was allerdings ernsthaft ist: Man weiß nicht, ob die Matrosen den Krieg überleben werden. Und sie wollen sich deshalb eine tolle Nacht machen."

Eine Oase der Zerstreuung

Auch die anderen beiden Matrosen, Gabey und Ozzie, finden ihre Traumfrauen – beziehungsweise werden von den Frauen gefunden. In seinem Musical "On the Town" hat Bernstein starke Frauen gezeichnet. Zugleich schafft er eine Oase der unterhaltsamen Zerstreuung mit unglaublicher Musik. Diese lässt bereits erahnen, welch geniale Werke - wie die "West Side Story" - noch folgen sollen. Der Intendant und Regisseur des Hauses, Josef E. Köpplinger, meint, Bernstein versuche von den Schrecken des Krieges abzulenken: "Er schreibt ein Stück, in dem das Wort Krieg nie vorkommt." 1944 wusste der jüdische Komponist Leonard Bernstein um das, was den Juden in Europa angetan wurde. Köpplinger meint, Bernstein wolle mit dem Musical zum Genießen aufrufen: "Carpe diem - nützt die Gelegenheit und lasst den Moment einen Moment sein."

Albtraum Großstadt

Szene aus "On the Town" am Münchner Gärtnerplatztheater | Bildquelle: @Marie-Laure Briane Bei einem kurzweiligen Abend im Gärtnerplatztheater werden auch die teuflischen Aspekte des Menschseins in der Stadt gezeigt. "New York, New York" heißt es im berühmtesten Song aus dem Musical: "What a helluva Town". In der Großstadt herrscht die Lust: "Da brodelt's", sagt Köpplinger. "Dann finden sich die Paare, und die Matrosen müssen wieder aufs Schiff. Wer weiß, was dann kommt?"

Eine Reise in die 1940er-Jahre erwartet das Publikum: Bunte Kostüme, schnelle Szenenwechsel. "Entertainment, das den Darstellerinnen und Darstellern alles abverlangt", sagt Köpplinger. Gefragt sind schnelle Dialoge, präzise Personenführung, klassischer Gesang, aber auch der typische Musicalsound. Die Orchestermusik reicht vom großen symphonischen Klang, bis zum intimen, witzigen Broadway-Chanson. Josef E. Köpplinger freut sich auf die Premiere: "Ich glaube, "On the Town" ist Broadway at its best."

Sendung: "Allegro" am 26. April 2019 ab 6.05 Uhr auf BR-KLASSIK

"On the Town" am Gärtnerplatztheater

Leonard Bernstein:
"On the Town"
Musical (1944)

Staatstheater am Gärtnerplatz
Premiere: 26. April 2019, 19:30 Uhr

Inszenierung: Josef E. Köpplinger
Musikalische Leitung: Michael Brandstätter

Infos zu Terminen und Besetzung finden Sie auf der Homepage des Gärtnerplatztheaters.

Eine Kritik der Premiere sendet BR-KLASSIK in "Piazza" am 27. April 2019 ab 8.05 Uhr.