Anfang des Jahres sorgte der Zwischenbericht über körperliche Misshandlungen und sexuellen Missbrauch in Einrichtungen der Regensburger Domspatzen für Aufsehen. Jetzt soll ein Kuratorium, in dem auch Opfer am Tisch sitzen, den Skandal aufarbeiten. Die Domspatzen hoffen, dass die negativen Schlagzeilen keine Schüler abschrecken, die in den kommenden Jahren zu dem traditionsreichen Chor kommen wollen.
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Regensburger Domspatzen
Zum Tag der Offenen Tür
Der Regensburger Rechtsanwalt Ulrich Weber nennt in seinem Zwischenbericht 231 Fälle von körperlicher Gewalt und 50 Fälle von sexuellem Missbrauch in den Jahren 1953 bis 1992. Inzwischen haben sich weitere 60 Männer bei Ulrich Weber gemeldet, die angeben, in ihrer Domspatzenzeit körperlich misshandelt worden zu sein.
„Diese ganzen Tatsachen, die jetzt zutage kommen, werfen ein schlechtes Licht auf die ganze Institution. Und die Heutigen müssen unter den Vorigen leiden", sagt Domkapellmeister Roland Bücher. „Wir müssen mit der Vergangenheit leben, uns aber auch der Zukunft stellen. Das Fatale daran ist, dass die Bilder, die uns immer wieder präsentiert werden, suggerieren, es wäre heute noch so. Und dem muss man ganz massiv entgegentreten.“
Regensburger Domspatzen und Domkapellmeister Roland Bücher | Bildquelle: privat
Auch das lange Schweigen der Kirche ist eine schwere Hypothek für die Domspatzen und die Arbeit von Roland Büchner. Der Domkapellmeister setzt jetzt große Hoffnungen auf das Kuratorium, das Vertreter der Opfer und der Kirche an einen Tisch bringt. Am 1. Februar trifft sich dieses Kuratorium zum ersten Mal.
Mit Spannung werden die Ergebnisse vom Tag der Offenen Tür bei den Domspatzen erwartet. Am Samstag, 30. Januar singen die Kinder vor, die bei den Domspatzen aufgenommen werden wollen. Dann wird man sehen, ob die Anmeldezahlen, die in den letzten beiden Jahren bei knapp über 30 lagen, wieder steigen.