Der Pianist Rudolf Buchbinder wird vom 6. bis 8. Oktober bei den Bamberger Symphonikern zu Gast sein – mit gleich zwei Konzerten pro Abend. Der Konzert-Marathon ist den strengen Corona-Beschränkungen in Bayern geschuldet. Derzeit dürfen in der Bamberger Konzerthalle nur 200 Menschen im Publikum sitzen. Für Rudolf Buchbinder ist das eher unverständlich, sagt er im Gespräch mit BR-KLASSIK.
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"Das wird sicher anstrengend", prophezeit Rudolf Buchbinder, wenn er auf die kommenden Tage in seinem Terminkalender blickt. Am Dienstag spielt er Beethovens erstes und drittes Klavierkonzert, erst um 18:00 Uhr und dann noch einmal um 20:30 Uhr. Am Mittwoch stehen dann die Klavierkonzerte Nr. 4 und Nr. 5 auf dem Programm, ebenfalls um 18:00 Uhr und um 20:30 Uhr . Und am Donnerstag wird er alle vier Klavierkonzerte in zwei Konzerten spielen. "Dann kommen auch noch an zwei Vormittagen Generalproben hinzu", überlegt Buchbinder. "Es fühlt sich an wie noch zwei zusätzliche Konzerte."
Ich verstehe nicht, warum man in Bayern nur 200 Leute im Publikum erlaubt.
Den Konzert-Marathon spielt der 73-jährige Buchbinder, damit möglichst viele Klassikfans in Bamberg die Klavierkonzerte von Beethoven live erleben können. Denn derzeit ist das Publikum im Joseph-Keilberth-Saal auf 200 Personen begrenzt. Rudolf Buchbinder kann darüber nur den Kopf schütteln. "Ich verstehe nicht, warum man in Bayern nur 200 Leute im Publikum erlaubt, unabhängig von der Größe des Saals." Eine Pilotphase, die bis Mitte Oktober in Bayern läuft, öffnet zwar einzelne Säle für 500 Personen, aber noch nicht flächendeckend. In anderen Bundesländern habe das Publikum bei Buchbinders Auftritten im Schachbrettsystem gesessen, erzählt der Pianist – und es habe funktioniert. "Da kann man viel mehr Leute unterbringen."
Für sein Klavierspiel macht es aber keinen Unterschied, ob er vor 2000 oder vor 20 Menschen auftritt. Die Hingabe und die Konzentration sind gleich. Sogar, wenn er Zuhause nur für sich übt: "Wenn nicht der ganze Körper von Kopf bis Fuß beteiligt ist, setze ich mich nicht ans Klavier." Nach einer halben Stunde Üben ist er "genauso ausgelaugt wie bei einem Konzert".
Der Pianist Rudolf Buchbinder wird am 6., 7. und 8. Oktober Solist bei den Bamberger Symphonikern sein. Auf dem Programm: die Klavierkonzerte Nr. 1, Nr. 3, Nr.4 und Nr. 5 von Ludwig van Beethoven. Alle Konzerte finden im Joseph-Keilberth-Saal in Bamberg statt, Beginn ist um 18:00/20:30 Uhr. Informationen zum Ticketverkauf finden Sie hier.
Rudolf Buchbinder gehört zu den bedeutendsten Beethoven-Interpreten. | Bildquelle: © Basta Eigentlich hätte Buchbinder bereits im Mai zu Gast bei den Bamberger Symphonikern sein sollen. Dass das Beethoven-Jahr 2020 durch Corona ein Krisenjahr für die Kultur wurde, bedauert Buchbinder. Als Künstler stellt ihn Corona vor ganz neue Herausforderungen. Er erinnert sich, wie er im Mai mit den Münchner Philharmonikern ein Konzert vor leerem Saal spielte, das per Videostream ins Internet übertragen wurde. Oder wie er im Juni das Klavier-Festival Ruhr eröffnete und ihm anschließend – der Abstandsregeln wegen – ein Roboter Blumen auf die Bühne brachte. Ob er etwas aus der Corona-Zeit für die Zukunft mitnehmen möchte? Buchbinder schmunzelt: "Sicher nicht den Roboter! Ich bekomme Blumen lieber von einer Person überreicht."
Beethoven ist, solange ich lebe, eine Herausforderung.
Beethoven spielt eine zentrale Rolle in Rudolf Buchbinders Leben. Er setzt seine Werke oft aufs Programm, hat Bücher über Beethoven geschrieben und wird im kommenden Jahr eine Neueinspielung aller fünf Klavierkonzerte von Beethoven herausbringen. "Beethoven verfolgt mich, seit ich auf der Welt bin", sagt Buchbinder. Überdruss stellt sich auch im Beethoven-Jahr 2020 bei ihm nicht ein. "Ich habe vorher viel Beethoven gespielt, ich werde ihn nach dem Jubiläumsjahr spielen. Er ist, solange ich lebe, eine ewige Herausforderung."
Sendung: "Leporello" am 6. Oktober 2020 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK