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Ludwig van Beethoven Klaviersonate c-Moll, op. 13 "Pathétique"

Die von Beethoven selbst so bezeichnete Klaviersonate "Pathétique" beschreibt einen Wendepunkt im Leben des Komponisten. Enstand sie doch in einer Zeit, als Beethoven erste Anzeichen seiner späteren Taubheit spürte. Mit diesem Werk bekannte sich Beethoven erstmals dazu, sich diesem Schicksal entgegenzustellen. Ulrich Möller-Arnsberg stellt das Starke Stück mit dem Pianisten Rudolf Buchbinder vor.

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Die Sendung zum Anhören

Beethovens Klaviersonate "Pathétique" op. 13 beginnt mit einer Gewichtigkeit, die unmittelbar berührt und fesselt. Schon der von Beethoven selbst bestimmte Name soll darauf hinweisen, dass diese Musik auf ihren Gefühlsgehalt hin verstanden werden soll. 1798 begann Beethovens Kampf gegen die allmähliche Ertaubung.

Ich will meinem Schicksale trotzen, obschon es Augenblicke meines Lebens geben wird, wo ich das unglücklichste Geschöpf Gottes sein werde.
Ludwig van Beethoven

"Con Brio" – "mit Feuer"

Rudolf Buchbinder | Bildquelle: BR Rudolf Buchbinder | Bildquelle: BR Nichts anderes hat der Moment im 1. Satz zu bedeuten, in dem die Spannung des "Grave" ihre äußerste Fallhöhe erreicht hat und Beethovens Musik in ein ungestümes "Allegro di molto con brio" wechselt. Dazu sagt Rudolf Buchbinder: "Das ist schon gewaltig, das Grave, die Einleitung. Beethoven war allerdings nicht der Erste, der solche Einleitungen machte. Aber es ist schon phantastisch, der ganze Aufbau, bis zum Allegro molte e con brio, mit Feuer. Das kommt bei Beethoven oft vor. Im ersten Satz des Klavierkonzerts Nr. 1 beispielsweise, oder im Kopfsatz des Dritten Klavierkonzerts. Immer wieder con brio, con brio." Im zweiten Satz von Beethovens "Pathétique", überschrieben "Adagio cantabile", löst sich das spannungsvoll-dramatische Moment des Beginns in eine ungeheure Innigkeit auf.

Das ist ein unglaublicher Gesang mit einer Stimme. Das könnte man vertexten.
Rudolf Buchbinder

Die kantable Träumerei, die das Hauptthema des langsamen Satzes charakterisiert, wird erst durch das Seitenthema aufgelöst, das Dramatik in den Satz bringt. Nicht nur durch den drängenden Triolenrhythmus, sondern auch, weil sich das anfängliche Moll nach fünf Takten überraschend nach Dur wandelt. Schließlich, als besondere Raffinesse im langsamen Satz der "Pathétique", verknüpft Beethoven das Hauptthema mit dem Triolen-Rhythmus des Seitenthemas. "Er variiert. Gott sei Dank", äußert sich Rudolf Buchbinder dazu. "Und da zeigt sich wieder etwas: Ein Thema wird nie gleich gespielt. Wenn es dreimal kommt, muss es dreimal verschieden sein."

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Das abschließende Rondo, von manchen Interpreten bisweilen als entspanntes Anhängsel an die vorangegangene Gewichtigkeit verstanden, entpuppt sich in Wahrheit als folgerichtiger Schluss. Heiter scheint es nur auf den ersten Moment, die Grundstimmung bleibt beim c-Moll. Ein Indiz dafür, dass dieser Satz in all seiner Geläufigkeit in der Stimmung der vorangehenden Sätze bleibt. "Auch die ganze Coda, die Entwicklung der Coda bis hin zu der Fermate. Es ist gewaltig", begeistert sich Rudolf Buchbinder. "Man kann das bis zum ersten Grave zurückführen, bis zum allerersten Beginn". Die letzten acht Takte des Rondos zeigen Beethovens "Pathétique" wie in einem Brennglas. Auf die letzte Wiederholung des Rondo-Themas folgt zunächst eine kurze Anspielung auf den zweiten Satz. Und als Schluss folgt die Antwort auf den dramatischen Beginn im ersten Satz.

Musik-Info

Ludwig van Beethoven:
Sonate für Klavier Nr. 8 c-Moll, op. 13, "Pathétique"

Rudolf Buchbinder (Klavier)

Label: Teldec

Sendung: "Das starke Stück" am 17. Oktober 2023, 19.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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