Der ehemalige Münchner Musikhochschulpräsident und jetzige Rektor des Mozarteums Salzburg Siegfried Mauser musste sich am Mittwoch vor dem Münchner Amtsgericht verantworten. Nach umfangreichen Zeugenaussagen wurden nun weitere Verhandlungstermine für Mai angesetzt. Der Angeklagte schwieg zu den Vorwürfen.
Bildquelle: Astrid Ackermann (Archivbild)
Am ersten Prozesstag gegen Siegfried Mauser hat das Schöffengericht am Amtsgericht München heute kein Urteil gefällt. Die Verhandlung wurde aus Zeitmangel auf drei weitere Termine bis Ende Mai vertagt. Laut Anklageschrift soll der 61-Jährige zwei Kolleginnen während seiner Rektorentätigkeit in München mit Gewalt dazu genötigt haben, "sexuelle Handlungen...an sich zu dulden". Zusätzlich zu den beiden Nebenklägerinnen und ursprünglich 16 geladenen Zeugen meldeten sich noch zwei weitere Personen, die eine Aussage machen wollen - darunter eine ehemalige Studentin, die ebenfalls angab, von Mauser bedrängt worden zu sein. Die beiden Nebenklägerinnen wurden jeweils über mehrere Stunden hinweg befragt. Mauser war anwesend, schwieg jedoch. Seine Verteidiger plädieren auf Freispruch.
Im April 2009 soll Mauser in seinem Büro eine Professorin bei einem Gespräch über Hochschulbelange bedrängt haben. Drei Jahre später soll er bei einer Probe eine damals befreundete Gitarristin und Musikhochschuldozentin gegen ihren Willen geküsst und angefasst haben. Wie die Süddeutsche Zeitung am vergangenen Freitag meldete, sei die Musikerin "nach dem mutmaßlichen Übergriff so schockiert und traumatisiert" gewesen, "dass sie anschließend auf dem Fahrrad verunglückte und sich einen Knöchel brach."
Siegfried Mauser streitet "die Vorwürfe kategorisch ab" und verfasste am Freitagabend ein Schreiben an seine Mitarbeiter:
Sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, liebe Kolleginnen und Kollegen,
heute melde ich mich in einer für mich sehr schwierigen Situation. Ich sehe mich mit sehr schweren Vorwürfen aus meiner Münchener Amtszeit konfrontiert, die mich stark belasten. Es ist mir ein Anliegen, Sie darüber persönlich zu informieren.
Am Mittwoch, den 20.4.2016, startet in München ein Gerichtsverfahren, bei dem ich mich gegen den Vorwurf der sexuellen Nötigung verteidigen muss.
Aus meiner Perspektive wurden völlig unverfängliche Begegnungen mit zwei Kolleginnen vor sieben und drei Jahren völlig unerwartet im Mai 2015 in München angezeigt. Ich habe mir in diesem Zusammenhang nichts vorzuwerfen. Den Tatbestand einer sexuellen Nötigung bestreite ich kategorisch ab.
Ich bin sehr froh, dass diese Vorwürfe nun vor einem ordentlichen Gericht behandelt werden. Ich bin zuversichtlich, dass das Gericht im Sinne der Gerechtigkeit zu einer entsprechenden Entscheidung findet.
Mit kollegialen Grüßen,
Siegfried Mauser
Siegfried Mauser hat den Universitätsrat in Salzburg bis zur Klärung der Vorwürfe um Beurlaubung gebeten. Die Geschäfte führt "bis auf Weiteres" Vizerektorin Brigitte Hütter, so die Universität. Ein Sprecher des Universitätsrates teilte außerdem mit: "Der Universitätsrat nimmt diese Angelegenheit sehr ernst, beobachtet das Verfahren in München sehr genau und verweist darauf, dass bis zu einer Entscheidung eines ordentlichen Gerichts das Prinzip der Unbescholtenheit zu gelten hat."