Literatur für vier Saxofone ist überschaubar. Da gehört Wandelbarkeit zur Visitenkarte dazu. Das Signum Saxophone Quartet wechselt auf der aktuellen CD mehrmals Epoche, Genre und Farbe. Passend zum Titel "Chameleon".
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"Viele Leute haben uns gesagt: das klappt nicht, das schafft ihr nicht! Das hat uns natürlich erst recht angespornt." Alan Lužar vom Signum Saxophone Quartet muss schmunzeln, als er im BR-KLASSIK-Interview von der Arbeit am neuen Album erzählt. "Chameleon" heißt es – und da ist der Titel Programm: Vom Streichquartett Haydns geht die Reise über die Romantik mit Brahms und Glasunov, weiter zu Gershwin und hin zu Zeitgenössischen Kompositionen. Und am Ende ist sogar noch Raum (und Laune) für "Thunder Struck" der legendären Rock-Halunken von AC/DC. Geht nicht mit vier Saxofonen? Überzeugen Sie sich selbst: hier der Mitschnitt ihres Live-Auftritts in der BR-Abendschau.
AC/DC auf 4 Saxofonen in der BR-Abendschau: Das Signum Saxophone Quartet | Bildquelle: Bayerischer Rundfunk 2024 "Das Album ist eine Hommage an das Instrument Saxofon. Und das ist eben sehr wandelbar, daher war der Titel "Chameleon" eigentlich naheliegend", meint Alan Lužar, der im Quartett Tenorsaxofon spielt und zum BR-KLASSIK-Interview seinen Kollegen Blaž Kemperle (Sopransaxofon) mitgebracht hat. Auf wenige Adjektive runtergekürzt könnte man das Album laut den zwei folgendermaßen beschreiben: "Tierisch, melancholisch, tragisch, hoffnungsvoll." Aber gleich fügen sie an, dass es auch das Ziel sei, mit dieser Reise das Publikum selbst einzuladen, dafür Adjektive und andere Worte zu finden.
Dass sich das Ensemble mit Haydn, dem Übervater des Streichquartetts, auseinandergesetzt hat, lag nahe. "Wir haben viel mit dem Artemis-Streichquartett zusammengearbeitet," sagt Alan Lužar und verweist auch explizit auf den 2015 verstorbenen Bratscher Friedemann Weigle, ihren "großen Vater", der ihnen nicht nur musikalisch viel beigebracht, sondern auch eine Art Grundhaltung mit auf den Weg gegeben hat: "Keine Scheu vor Grenzen." Eine symbolische Verbeugung vor Weigle sei das Gebet von Ernst Bloch, das sich auch auf der CD befindet: "Uns berührt das sehr, und wir sind sehr dankbar für die Zusammenarbeit", so Kemperle.
Grenzen sind ohnehin relativ – gerade in der Musik. Ein bekannter Geiger habe ihnen mal gesagt, ihr Arrangement von Haydns Quartett klinge fast besser als im Original. Das sei aber kein Affront gegenüber den Streichinstrumenten, eher die Einladung, immer offen für Neues zu sein, so Lužar: "Wenn man sich auf die Reise einlässt, erkennt man am Ende, dass die Musik für sich selbst spricht." Wichtig sei, dass man authentisch ist. "Dieses Album, das sind wir" sagen die beiden, "das ist keine PR-Nummer, weil man sowas Buntes halt mal machen muss."
Grenzen suchen, Nischen ausloten, Hürden überwinden, was Neues kreieren, das ist die Welt des Signum Saxophon Quartet. Eine bunte Welt, die dem oftmals doch eher grauen Alltag guttut. "Nach einem Konzert kam eine Frau an und sagte, sie habe geweint beim Hören der Musik," sagt Blaž Kemperle. Das sei des schönste Beweis, dass ihr Job wichtig und richtig sei, "dafür studiert man, das lässt uns jeden Tag ruhig schlafen." Und wie ist es jetzt mit weiteren Parallelen mit dem titelgebenden Chamäleon? Da müssen die Zwei lachen: "Wir haben zwar schnelle Zungen, die brauchen wir auch beim Stakkato, aber die Länge ist nicht so entscheidend. Wobei, vielleicht messen wir das mal."
Sendung: "Leporello" am 12. April 2024 ab 16:05 Uhr
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