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Sounds of Bayblon Musik der goldenen 20er mit Erina Yashima

Dirigentin Erina Yashima entführt in den musikalischen Reichtum der 1920er-Jahre: Damals komponiert Béla Bartók mit seiner "Tanzsuite" ein Plädoyer für die "Verbrüderung der Völker". Igor Strawinsky wird in Paris mit seinem "Oktett für Blasinstrumente" zum Vorreiter des Neoklassizismus. Und George Gershwins "Rhapsody in Blue" wird zum Symbol für amerikanische Kultur. Mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks geht Erina Yashima auf eine packende Zeitreise.

Sounds of Babylon | Bildquelle: ARD-Klassik

Bildquelle: ARD-Klassik

Schlager und Zwölftonmusik, Jazz und neue Formen von Oper oder Orchestermusik: Musikalisch zeichnen sich die 1920er-Jahre durch eine unglaubliche stilistische Vielfalt aus. Es ist eine Zeit wilder Partys, von Glanz und Glamour, gleichzeitig aber auch eine Zeit großer wirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten. All das spiegelt sich im künstlerischen Schaffen dieser Jahre. In einer mehrteiligen Videoreihe taucht Dirigentin Erina Yashima gemeinsam mit dem BRSO tief ein in Schlüsselwerke der Epoche.

George Gershwin "Rhapsody in Blue"

Die "Rhapsody" war zwar von Anfang an populär, gleichzeitig gab es aber auch Kritik: Gershwin wurde das Talent abgesprochen. Leonard Bernstein urteilte: "Die Rhapsody ist überhaupt keine Komposition. Sie ist eine Aneinanderreihung von einzelnen Abschnitten, die aneinander geklebt. Die Themen sind großartig, inspiriert, Gott gegeben". Tatsächlich schuf George Gershwin in der Rhapsody etwas völlig Neues, indem er europäische klassische Musik, Tin Pan Alley Songs und Jazz verschmolz.

Béla Bartók "Tanzsuite"

Ein Kompositionsauftrag der ungarischen Regierung bedeutete für Béla Bartók ein Dilemma: 1923 jährte sich die Vereinigung der Städte Buda und Pest zur Metropole Budapest zum fünfzigsten Mal, das sollte angemessen gefeiert werden. Bartók allerdings lehnte die ultranationale Gesinnung der Regierung ab. Den Kompositionsauftrag abzulehnen, wäre aber nicht klug gewesen. Seine Lösung: Er setzte auf Volksmusik. Ohne, dass es die Regierenden bemerkten, feierte Bartók in seiner "Tanzsuite" nicht eine nationale Perspektive, sondern Vielfalt und interkulturellen Dialog.

Arthur Honegger "Pacific 231"

Sein Name ist untrennbar mit diesem Werk verbunden: "Pacific 231" machte Arthur Honegger so berühmt, dass sein Porträt zwei Jahrzehnte den Schweizer 20-Franken-Schein zierte. Auf der anderen Seite des Geldscheins rollt das Rad einer Lokomotive über einen Takt aus seiner Partitur. Es geht in seiner Komposition also – um Technik. "231" bezeichnet die verschiedenen Achsen einer Lokomotive. Die leistungsstärkste Dampflokomotive der Zeit wurde damals in den USA gebaut, ihr Name: Pacific. Als Mitglied der Groupe des Six lehnte Arthur Honegger die Musik der Romantik und des Impressionismus ab. Das Programm der Gruppe: Eine vom Individuum objektiv abgelöste Kunst, die den Hörer bei klarem Bewusstsein lässt.

Darius Milhaud "La Création du Monde"

Als der Jazz dank neuer Techniken wie Schallplatte und Radio auch in Europa zu hören war, traf er auf Neugier und Faszination. Darius Milhaud – wie Arthur Honegger Mitglied der Groupe des Six – wurde zum wichtigen Botschafter des transatlantischen Kulturaustausches in Sachen Musik. Er erlebte Jazz direkt in Harlem in New York. "Nur dort, bei den Schwarzen, sind wir mit dem eigentlichen Kern dieser Musik konfrontiert, die uns bis in die Tiefen des Seins hinein berührt und erschüttert." Milhaud setzte sich mit den afrikanischen Wurzeln und der Leidensgeschichte der Schwarzen in den USA auseinander und verschmilzt im Ballett "La Création du Monde" europäische Konzertmusik und Jazz zu symphonischem Jazz.

Igor Stravinsky "Oktett für Blasinstrumente"

Mit dem Skandalerfolg von "Le Sacre du Printemps" wurde Igor Stravinsky schon vor dem Ersten Weltkrieg einer der berühmtesten Komponisten seiner Zeit – und zum Anführer der Avantgarde. Der Krieg zwang ihn ins Exil in die Schweiz, sein Heimweh bekämpfte er, indem er in seiner Musik russische Volksmusik verarbeitete. Dieses Erfolgsrezept warf Stravinsky in den 1920er-Jahren über Bord und machte eine musikalische Kehrtwende: Seine Inspirationsquelle war nun der Neoklassizismus. Auch für diese Bewegung wurde Stravinsky einer der wichtigsten Vorreiter.

Ein umfangreiches Dossier zum BR-KLASSIK-Schwerpunkt Der wilde wilde Sound der 20er mit Konzertmitschnitten, Hintergrundgeschichten und Interviews finden Sie hier.

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