Er ist der berühmteste lebende Jazzmusiker aus Deutschland: der Pianist Joachim Kühn. Geboren in Leipzig und in den 1960er Jahren nach einem Wettbewerb im Westen geblieben – und an den Tasten stets ein Energiebündel. Jetzt hat er – gerade 80 Jahre alt geworden – mit zwei Kollegen aus Frankreich ein neues Trio mit der Besetzung Klavier, Bass und Schlagzeug zusammengestellt. Die beiden Partner sind zusammen etwa so alt – oder besser: jung – wie Joachim Kühn alleine. "The Way" heißt ihr vor kurzem erschienenes Album. Für unseren Kollegen Roland Spiegel ist es das Jazz-Album des Monats Oktober.
Bildquelle: Act
Der CD-Tipp zum Anhören
Ganz wenige Töne genügen bei ihm – und schon öffnet sich ein Buch: das Buch eines langen Musiker-Lebens und einer dennoch nie versiegenden musikalischen Neugier. Der deutsche Pianist Joachim Kühn ist ein Musiker mit starker Kontur. Und einer, der stets etwas Intensives mitzuteilen hat.
"The Way" heißt sein neues Album. Was ist der Weg? Der hier eingeschlagene – mit Stücken, die sich viel Zeit nehmen – ist jedenfalls ein guter. Einer, den Musikerinnen und Musiker gehen, wenn sie auf langen Atem vertrauen können. Nur vier Stücke enthält dieses Album. Drei davon sind über zehn Minuten lang. Nach Produktionen mit jeweils deutlich mehr und viel kürzeren Stücken holt Kühn jetzt wieder einmal länger aus – und zieht Zuhörende damit in einen starken Bann.
Musik für Hinhör-Willige. Nicht für die Nebenbei-Beschallung. Wer das einlegt oder anklickt, muss eintauchen wollen. Denn diese drei Musiker, neben Pianist Joachim Kühn der Bassist Thibault Cellier und der Schlagzeuger Sylvain Darrifourq, machen hier überhaupt keine Kompromisse.
Sehr eng verzahnte Kommunikation geschieht hier – mit Dreien, die offenbar viel Lust am quirligen und kantigen Gedankenaustausch mit Tönen haben. Sturm und Drang und sinnliches Vergnügen! Nirgends ein liebliches Klang-Geplauder. Nie die Handbremse. Sondern immer: raus mit den Tönen, die auf dem Herzen liegen!
Der Zauber der ungezähmten Klangentfaltung. Des Ausdrucks ohne Quotendruck. So jung wie in diesen frei aufspielenden Trio-Improvisationen hat selbst der ewig junge Joachim Kühn schon lange nicht mehr auf einem Album geklungen.
Sendung: "Leporello" am 23. Oktober um 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Joachim Kühn French Trio: "The Way", ACT 9991-2