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Tschaikowsky-Wettbewerb in Russland Wegen Putin-Nähe vom Weltverband ausgeschlossen

Der von der russischen Regierung geförderte Tschaikowsky-Wettbewerb ist ab sofort vom Weltverband der Internationalen Musikwettbewerbe (WFIMC) ausgeschlossen. Auslöser für die Entscheidung sei das brutale Kriegsvorgehen Russlands in der Ukraine.

Konzert des Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerbs, veranstaltet im Großen Saal des Moskauer Konservatoriums. | Bildquelle: picture-alliance/ dpa | Tass Tushin

Bildquelle: picture-alliance/ dpa | Tass Tushin

Über 110 Musikwettbewerbe und Förderinstitutionen junger Künstler*innen sind derzeit Mitglied im Weltverband der Internationalen Musikwettbewerbe (WFIMC). Bei einer Abstimmung am 13. April hat ein Großteil dieser Mitglieder nun entschieden: Der Internationale Tschaikowsky-Wettbewerb in Russland wird zukünftig nicht mehr zum WFIMC gehören.

Putin und Gergiev sind Unterstützer des Tschaikowsky-Wettbewerbs

Verbandspräsident Peer Paul Kainrath und Generalsekretär Florian Riem erklären in einem offiziellen Presseschreiben: "Angesichts des brutalen Kriegs Russlands und humanitärer Gräueltaten in der Ukraine kann der WFIMC als unpolitische Organisation keinen Wettbewerb als Mitglied dulden oder fördern, der vom russischen Regime finanziert oder als Propagandawerkzeug benutzt wird."

Ein Statement des russischen Präsidenten Vladimir Putin steht auf der Wettbewerbs-Homepage. Zu den Organisatoren des Tschaikowsky-Wettbewerbs zählen die russische Regierung, das russische Kulturministerium und die Mariinsky Stiftung. Co-Vorsitzender im Organisationskomitee ist der Dirigent Valery Gergiev. Er gilt als Favorit Putins und hat sich bislang weder vom russischen Präsidenten noch vom Vorgehen Russlands in der Ukraine distanziert. Im März 2022 wurde Gergiev deshalb als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker entlassen.

Keine generelle Diskriminierung russischer Kulturschaffender

Es sei das erste und vorrangige Ziel, junge Künstlerinnen und Künstler aktiv zu fördern, und gerade in besonderer Weise ukrainische Kunstschaffende, betont der WFIMC. Gleichzeitig ist der Verband gegen eine generelle Sanktionierung russischer Künstlerinnen und Künstler sowie gegen eine Diskriminierung einzelner Kunstschaffender aufgrund ihrer Nationalität. "Wir glauben, dass es besonders in Kriegszeiten essenziell ist, im Dialog mit denen zu bleiben, die uns vertrauen und die unsere Werte teilen, so wie auch wir ihnen vertrauen", so Kainrath und Riem.

Der Tschaikowsky-Wettbewerb – Aushängeschild für Russlands Musikkultur

Der Internationale Tschaikowsky-Wettbewerb wird seit 1958 ausgetragen und findet alle vier Jahre in den Kategorien Klavier, Violine, Violoncello, Gesang, Holz- und Blechblasinstrumente in Moskau und St. Petersburg statt. Viele Preisträgerinnen und Preisträger sind heute bekannte Klassikstars, darunter der Pianist Daniil Trifonow, der Geiger Gidon Kremer oder der Cellist David Geringas.

Der Weltverband der Internationalen Musikwettbewerbe

Mehr als 110 Wettbewerbe und Förderinstitutionen sind derzeit unter dem in Genf ansässigen Weltverband der Internationalen Musikwettbewerbe (World Federation of International Music Competitions) organisiert. Dabei unterscheiden sich die Wettbewerbe in ihrem Turnus (von jährlich bis alle fünf Jahre) und ihrer Ausrichtung (Spezialwettbewerb für ein einziges oder wenige Instrumente oder eine Vielzahl von Fächern). Der Weltverband hat auch eine Empfehlung über Mindestanforderungen und Bewertungssysteme herausgegeben. Laut Richtlinien des WFIMC müssen mindestens sieben Juroren eines der Organisation angeschlossenen Wettbewerbs die Teilnehmer beurteilen. Auch der ARD Musikwettbewerb ist Mitglied des WFIMC.

Sendung: "Leporello" am 20. April 2022 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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