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Villa Concordia Bamberg Kunstschaffende aus der Ukraine

Der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine dauert an. Weiterhin verlassen viele Menschen das Land – um sich und ihre Angehörigen in Sicherheit zu bringen. Darunter sind auch viele Künstlerinnen und Künstler. Als Zeichen der Solidarität hat das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg in diesem Jahr die Hälfte der Stipendien an Kunstschaffende aus der Ukraine vergeben. Der Krieg ist trotzdem allgegenwärtig.

Bildquelle: dpa-Bildfunk/Nicolas Armer

Villa Concordia

Ukrainische Kunstschaffende in Bamberg

Draußen scheint die Sonne auf das pittoreske Bamberg mit seinen vielen Kirchen und Brücken. Anna Korsun hat all das schon mit dem Fahrrad erkundet. Sie versucht, die Atmosphäre in der Villa Concordia zu genießen, soweit das geht. Denn der Krieg in ihrer Heimat lässt sie nicht los.

Ein ruhiger Ort als Unterstützung

"Alles, was ich sehe und höre, beeinflusst mich natürlich, aber eher unbewusst. Ich kann nicht bestimmt sagen, welcher Moment am Ende in meiner Musik auftaucht", sagt sie. Die ukrainische Künstlerin transformiert klassische Instrumente und die menschliche Stimme in elektroakustische Kompositionen, hat in Kiew und München studiert und schon viele Preise für ihr Schaffen bekommen. "Ich spüre die Kontraste zwischen den Stimmungen – an die Ukraine denken, aber gleichzeitig hier sein zu dürfen. Ich finde das als sehr unterstützend. Es ist ein sehr schöner Ort, um die schwierigen Momente zu verarbeiten."

Zwischen Postkartenmotiv und Heimat im Ausnahmezustand

Ihr Zuhause ist für elf Monate das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia. Dieser Ort verstärkt den Kontrast sicher, denn die barocke Villa ist ein Postkartenmotiv direkt am Fluss – mit riesiger Terrasse am Wasser. Hier sitzen mehrere Teilnehmende des Programms zusammen am Tisch und unterhalten sich mit der Direktorin der Villa, Nora-Eugenie Gomringer. Auch sie spürt den Zwiespalt, den viele der ukrainischen Gäste hier wohl erleben. "Ich habe noch nie so einen reservierten Jahrgang erlebt. Man merkt, dass alle stets mit ihrem Herz und den Gedanken bei Freunden und Verwandten in der Ukraine sind."

Freie Unterkunft und finanzieller Support

Der Freistaat Bayern stellt für die 13 Stipendiaten die Unterkunft und eine finanzielle monatliche Unterstützung, lässt Ihnen aber ansonsten viel Freiraum. "Was wir bieten können, ist ein Aufenthalt und eine Zeit in Bamberg, in der sie sich mal wieder auf künstlerisches Schaffen konzentrieren dürfen", sagt Nora-Eugenie Gomringer. Das tut auch der Dramatiker Vitaly Chenskiy. Er stammt aus der heftig umkämpften Stadt Mariupol, seine Eltern leben immer noch dort. Er verfolgt den Krieg in der Ukraine aus der Entfernung und will das für sein Schaffen nutzen. "Ich benutze dafür Social-Media-Kanäle und studiere News-Kanäle. Auch das, was Menschen in ihren eigenen Kanälen schreiben, ist für mich eine große Inspiration", sagt er.

Der Tatendrang kehrt zurück

Olena Ilnytska ist Mitglied des Nationalen Komponistenverbandes der Ukraine und stürzte sich gleich zu Beginn ihres Stipendiums in Bamberg in die Arbeit. Sie nutzt die Ruhe in Bamberg, die Lage in ihrer Heimat nimmt sie aber sehr mit. All das verwandelt sie aber anscheinend sehr effektiv in Kunst. Sie hat es geschafft, ein großes und wichtiges Werk zu beenden, in den zwei Monaten wo sie in der Villa Concordia ist. Außerdem konnte sie mit einem neuen Werk anfangen, dass sie im November bei ihrer Vorstellungrunde präsentieren wird.

Sendung: "Leporello" am 13. Juni ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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