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Eröffnung Europäische Wochen Passau Mit "Kriemhild" von Enjott Schneider

Zum 71. Mal finden die Europäischen Wochen statt. Am 1. Juli steht die große Eröffnung bevor. Und zwar mit einer Uraufführung: Kriemhild heißt das Werk. Ein sinfonisches Spiel zum Nibelungenlied, das Enjott Schneider komponiert hat.

Kriemhilde findet die Leiche Siegfrieds vor ihrer Kemenate Schnorr von Carolsfeld, Julius 1794-1874.  | Bildquelle: icture alliance / akg-images | akg-images

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Rund um Passau ist wieder Festspielzeit. Zum 71. Mal finden die Europäischen Wochen statt. Es ist das größte Kulturfestival im Dreiländereck Bayern-Österreich-Tschechien. Am Donnerstag ging es in Passau schon bunt los: mit Kinderkonzerten und Live-Musik am Campus der Uni. Am Freitagbend spielen Max Mutzke und die SWR-Big-Band an der Ortsspitze von Passau. Morgen aber steht die große Eröffnung bevor. Und zwar mit einer Uraufführung: Kriemhild heißt das Werk. Ein sinfonisches Spiel zum Nibelungenlied, das Enjott Schneider komponiert hat.

Das Nibelungenlied wurde massiv gekürzt

Enjott Schneider | Bildquelle: Ursus Samaga Der Komponist Enjott Schneider | Bildquelle: Ursus Samaga Während das Symphonieorchester des Passauer Konzertvereins spielt, sitzt Komponist Enjott Schneider am Mischpult und fährt dazu fertig produzierte Sounddesigns ab. Das Wiehern der Pferde mischt sich mit der Musik. Enjott Schneider will das Publikum dadurch schlagartig ins Mittelalter versetzen. Der Komponist hat das Nibelungenlied massiv gekürzt. Er hat sich auf die Passagen konzentriert, in denen es um Kriemhild geht. Denn bei den Europäischen Wochen in Passau soll das Nibelungenlied aus ihrer Perspektive erzählt werden.

Schneider hat dafür 33 Stücke komponiert, die zusammen ein großes Sinfonisches Spiel ergeben. Mal spielt nur das Orchester, mal nur eine Harfe, mal singt nur der Chor. Die Besetzung wechselt, im Mittelpunkt steht aber Kriemhild, die von der Sopranistin Theresa Pilsl gesungen wird. "Ich glaube, man kann Geschichten nicht oft genug aus der Sicht von Frauen erzählen", sagt sie, weil es einfach eine andere Farbe bringe. "Und gerade die Kriemhild ist ja eigentlich wirklich die tragende Rolle. An der entscheidet sichs am Ende", so Pilsl weiter. Kriemhild ist ja auch diejenige, die alle am Ende umbringen lässt.

Als Erzähler tritt Tatort-Kommissar Miroslav Nemec auf

Miroslav Nemec | Bildquelle: picture alliance/dpa | Tobias Hase Miroslav Nemec tritt in "Kriemhild" als Erzähler auf. | Bildquelle: picture alliance/dpa | Tobias Hase Die Klammer zwischen Instrumentalmusik und Gesang bildet ein Erzähler. Er liefert die Infos, die man braucht, um das Nibelungenlied zu verstehen. Seine Stimme dürfte den meisten bekannt sein: Miroslav Nemec, vor allem bekannt als Münchner-Tatort-Kommissar, führt durch die Geschichte. Er sitzt auf der Bühne neben dem Dirigenten und wartet aufmerksam auf seine Einsätze - genauso wie es Streicher, Sänger und Bläser tun. "Das gefällt mir besonders", sagt Nemec. "Ich habe ja auch Musik studiert und kann zumindest größtenteils die Partitur mitlesen. Ich habe auch einen Klavierauszug gekriegt."

Das Nibelungenlied ist mutmaßlich vor rund 800 Jahren in Passau niedergeschrieben worden - auf Mittelhochdeutsch. Miroslav Nemec liest Original-Passagen, aber ins Neuhochdeutsche übersetzt. Der Text ist also gut verständlich. Trotzdem muss man mit ihm vorsichtig umgehen, findet Nemec. "Der ist wirklich schwierig. Und auch das Thema ist schwierig. Ich meine, es ist eine blutige Angelegenheit und ein Heldenepos. Und so Heldensagen sind ja immer auch gefährlich, wurden ja auch anders verwendet im Nationalsozialismus." Insofern werde versucht, eine moderne Fassung daraus zu machen. Und eine neutrale "im Sinne von nicht sich hineinwerfend in die in die tolle Schlacht, sondern sie als Außenstehender beschreibend, damit die sich selber ein Bild machen können", so Nemec weiter.

Ziel: ins Mittelalter abtauchen

Rund 150 Mitwirkende, darunter auch viele Laien, stehen für diese Uraufführung in Passau auf der Bühne. Zu ihrem Gesang und Spiel kommen Video- und Nebeleffekte dazu. Auf flatternde weiße Laken werden Bilder und Symbole projiziert. Damit das Publikum auch wirklich ins Mittelalter abtaucht.

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