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Prokofjews "Der feurige Engel" an der Bayerischen Staatsoper Wahnsinn und erotische Ekstase

Eine Frau liebt seit ihrer Kindheit einen Engel, hinter dem sich der Teufel verbirgt. Diese aberwitzige Geschichte erzählt Sergej Prokofjew in seiner Oper "Der feurige Engel". Der russische Diktator Josef Stalin hielt die Oper für dekadent, weshalb der Komponist sie zu Lebzeiten nicht auf der Bühne erleben durfte. Am Sonntag wird das Werk zum ersten Mal an der Bayerischen Staatsoper in München aufgeführt. Regie führt Barrie Kosky, die musikalische Leitung hat Vladimir Jurowski.

Szene aus "Der feurige Engel" an der Bayerischen Staatsoper | Bildquelle: Wilfried Hösl

Bildquelle: Wilfried Hösl

Sergej Prokofjew hat seine Oper "Der feurige Engel" nach der gleichnamigen Romanvorlage des russischen Symbolisten Walei Jakkowlewitsch Brjussow zwischen 1919 und 1927 komponiert. Uraufgeführt wurde das Werk im November 1954 in einer konzertanten Version in Paris.
Die Handlungsstränge sind komplex. Okkultes, Mystisches und Abgründiges bestimmt den Inhalt. Für Regisseur Barrie Kosky ist das Werk ein "grandioses Meisterstück des 20. Jahrhunderts“, das allerdings musikalisch und dramatisch schwer auf die Bühne zu bringen sei. Die Themenkombination Engel, Wahnsinn, erotische Ekstase und Gewalt sei wunderbar, so Barrie Kosky. Der schmale Grat zwischen Kitsch und Harmlosigkeit sei ihm aber durchaus bewusst. Die zentrale Rolle der in den Engel verliebten Renata wird oft auf eine sexuell besessene Frau reduziert. In Koskys Inszenierung wird der Charakter des Ritter Ruprecht gewissermaßen aufgewertet. Eigentlich ist Ruprecht für etwa die Hälfte der Zeit nicht auf der Bühne zu sehen. Bei Barrie Kosky dagegen sind Ruprecht und Renata ständig präsent.

Das Stück bekommt eine andere Qualität, eine Art Strindberg-Emotionalität, einen 'battle of sexes'.
Barrie Kosky, Regisseur

Filme von Polanski und Hitchcock als Inspiration

Szene aus "Der feurige Engel" an der Bayerischen Staatsoper | Bildquelle: Wilfried Hösl Bildquelle: Wilfried Hösl Barry Kosky lässt das fünfaktige Stück ohne Pause gut zwei Stunden durchspielen, damit die symphonische Klang- und Traumwelt auf der Bühne nicht durchbrochen wird. Die Musik sei sehr filmisch, sie habe Hitchcock-Qualität, so Kosky. Sein Anspruch ist es, eine Krimi-, eine Horror- und auch eine Liebes-Geschichte zu erzählen. Inspiriert haben ihn Filme wie "Der letzte Tango in Paris“, die Polanski-Filme "Rosemaries Baby“ und "Der Mieter“, und Hitchcocks "Psycho“ und "Vertigo“.

Ein russischer Wozzeck

Die Rolle der Renata singt in München die russische Sopranistin Svetlana Sozdateleva. Sie gilt als ausgewiesene Spezialistin für diese stimmlich wie darstellerische extreme und exzessive Rolle. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Vladimir Jurowski, der erstmals eine Premiere an der Bayerischen Staatsoper dirigiert. Der Prokofjew-Spezialist Jurowski vergleicht das Stück mit Alban Bergs "Wozzeck“.

Es ist im Prinzip ein russischer Wozzek, nur mit einer weiblichen Protagonistin. Eine zweite Partie wie die der Renate gibt es in der ganzen Weltliteratur nicht.
Vladimir Jurowsk, Dirigent

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