Es wird für Gruseleffekte eingesetzt, im Jazz oder auch in großen Orchesterwerken: das Vibraphon, entwickelt in den 1920er Jahren. Vibraphon-Spieler Tim Collins zeigt, was das Instrument so besonders macht.
Bildquelle: Ralf Dombrowski
Tim Collins steht im Wohnzimmer vor seinem Vibraphon und schlägt auf die Klangstäbe aus Metall. Dabei entlockt er dem Instrument ganz unterschiedliche Klangfarben. "Das Vibraphon kann lyrisch klingen, aber auch nach Avantgarde oder gruselig", erklärt er.
Das haben Filmkomponisten früh erkannt und das Vibraphon gern für spannende Szenen eingesetzt, wenn etwa ein Privatdetektiv durch einen dunklen Raum schleicht. Aber auch im Jazz und in klassischen Konzerten ist das Vibraphon im Einsatz. Dennoch gilt es eher als "Underdog" der Instrumente. Bekannter sind seine Verwandten, das Xylophon oder die Marimba.
Die Klangplatten des Vibraphons sind aus Metall und werden mit sogenannten Mallets angeschlagen. | Bildquelle: picture alliance / Zoonar | VALMEDIA
Unter den metallene Klangplatten hängen gestimmte Resonanzröhren zur Verstärkung des Klangs. Schlägt man diese mit dem Schlägel an, klingen diese zunächst ähnlich wie ein Xylophon. Das Vibraphon hat aber eine Besonderheit: ein Pedal, ganz ähnlich wie bei einem Klavier. Wenn es gedrückt ist, hält der Ton länger an und es breitet sich ein warmer Klang im Raum aus.
Doch das ist nicht alles, was das Vibraphon zu bieten hat: Es verfügt über einen kleinen Motor, der ein Art Ventilatoren-System in Gang setzt. Eine gummibandähnliche Schnur bringt in den Resonanzröhren kreisförmige Plättchen zum Drehen, die sogenannten Deckplatten. Der Ton beginnt zu beben. Es ist keine elektronische Verstärkung des Klangs, sondern ein rein akustischer Trick, der dem Instrument seinen Namen gibt: Vibra-phon, was übersetzt "vibrierender Klang" bedeutet.
Das Festival "Vibraphonissimo" feiert in diesem Jahr sein 10. Jubiläum. Vom 17. bis zum 29. Januar 2023 treten in der Metropolregion Nürnberg verschiedene Musiker*innen auf, um neben dem Vibraphon auch verschiedene Instrumenten aus der Percussions-, Schlagwerk- und Mallets- Familie zu zeigen. In verschiedenen Konzerten präsentieren Künstler*innen aus dem In- und Ausland neben Stücken des Jazz und der Klassik auch zeitgenössische Kompositionen. Einzelheiten zu den Veranstaltungen finden Sie hier.
Das erste Vibraphon entstand 1921 unter dem Namen "Vibraharp" und wurde schnell in die Jazzmusik integriert. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts war dann auch die Klassikszene bereit für das Instrument. Immer mehr Werke für Schlagzeug und Vibraphon wurden komponiert, Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen schrieben Solo-Stücke für das Vibraphon. Außerdem entstanden zahlreiche Arrangements für das Vibraphon.
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My Foolish Heart (Andrea Hermenau & Tim Collins)
Heute ist das Vibraphon fester Bestandteil im Orchester. Während in der Jazzszene das Instrument meistens über Lautsprecher verstärkt wird, muss das Schlaginstrument sich im großen Orchester mit anderen Mitteln durchsetzen: Dafür verwenden die Orchestermusiker härtere Schlägel als im Jazz. Der Ton wird dadurch prägnanter, härter und vor allem lauter im Klangbild.
Schlagzeuger Tim Collins spezialisierte sich während des Studiums auf das Vibraphon. Ihn faszinierte, wie dieses Schlaginstrument Rhythmus und Melodien auf außergewöhnliche Weise kombiniert. Durch die Verwendung von bis zu vier Schlägeln parallel kann Collins Akkorde und auch weit auseinanderliegende Töne schnell hintereinander spielen. Der Vibraphonisten klemmt sich dazu die Stäbe zwischen die Finger. Zwischen welche, das entscheidet die Technik. So gibt es den "Stevens-Grip", benannt nach dem Marimba-Künstler Leigh Howard Stevens, und den "Burton-Grip" nach dem Vibraphonisten Gary Burton, der zu den bekanntesten Vibraphonisten seiner Zeit gehörte.
Tim Collins ist sich sicher: Das melodiöse Vibraphon ist für Anfänger perfekt geeignet: "Bei der Trompete oder der Klarinette dauert es ein Jahr, bis man schöne Töne erzeugen kann. Beim Vibraphon schlägst du auf die Klangstäbe und kannst sofort anfangen mit der Musik!"
Sendung: "Allegro" am 16. Januar 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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