Erst als sie weit über 60 Jahre alt war, wurde ihr die Professorenwürde an der Prager Musikhochschule verliehen. Dabei war die tschechische Cembalistin Zuzana Růžičková bereits international bekannt und vor allem: anerkannt. Doch die Kommunisten in der CSSR hatten vor 1990 das Cembalo als feudales und religiöses Instrument abgelehnt. Am 27. September ist die außergewöhnliche Musikerin im Alter von 90 Jahren in Prag gestorben.
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Sie träumte davon, ihr Leben mit der Musik zu verbringen. Das sei ihr gelungen - ein riesiges Glück, sagte Zuzana Růžičková einmal. Es war ein Glück, das ihr das Leben gerettet hat. 1927 wurde sie als Tochter eines jüdischen Kaufmanns in Pilsen geboren. Die Nazis brachten sie ins Konzentrationslager. Nur sie und ihre Mutter überlebten. Im Kopf hatte sie Stücke von Bach geübt - die dazugehörigen Noten bekam sie von ihrer Klavierlehrerin zu Weihnachten geschenkt. Als Erste spielte Růžičková zwischen 1965 und 1974 Bachs komplettes Klavierwerk auf dem Cembalo ein. Die Aufnahmen erschienen 2016 in einer Neuauflage auf 20 CDs.
Ihre internationale Karriere startete sie 1956 in München. Dort gewann sie eine Förderungsprämie im Fach Cembalo beim ARD-Musikwettbewerb. Sie konnte immer auch im Westen auftreten, aber erst nach der Wende erhielt sie eine Professur an der Akademie der musischen Künste in Prag und durfte eine Cembalo-Schule gründen. Nicht nur Bach, sondern auch die Musik des 20. Jahrhunderts faszinierte Růžičková. Ihr Ehemann, der tschechische Komponist Viktor Kalabis, schrieb Konzerte und Sonaten für sie. Im Januar feierte die Cembalistin ihren 90. Geburtstag. Ein Dokumentarfilm über das Leben der mutigen Musikerin läuft zurzeit auf internationalen Festivals mit dem Titel "Music is Life".
Samstag, 30. September 2017, 22.05 Uhr
Im Takt der Sarabande
Ein Porträt der Cembalistin Zuzana Růžičková
Von Johannes Jansen