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Montag, 20.04.2020

21:30 bis 22:15 Uhr

ARD alpha

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Ein Mann ballt seine Faust, im Hindergrund eine Frau. | Bildquelle: BR/Julia Müller

Bildquelle: BR/Julia Müller

alpha-thema: Gewalt Verliebt, verlobt, verprügelt - Gewalt gegen Frauen

Fragen zu spannenden wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Themen werden aus verschiedenen Perspektiven erklärt, vertieft und diskutiert. Die Welt verstehen – mit Talkshows und Podiumsdiskussionen in ARD alpha.

Mitwirkende

 
Redaktion Astrid Harms-Limmer
Eine Doppelhaushälfte irgendwo in deutscher Kleinstadtidylle. Daniela und Eduard machen Fenster und Türen einbruchsicher – aus Angst vor Danielas Ex-Partner, der sie geschlagen, gewürgt und beleidigt hat. Im Gegensatz zu vielen anderen Schlägern in Partnerschaften wurde er verurteilt wegen gefährlicher Körperverletzung – auf Bewährung.

Gewalt in Partnerschaften, besonders gegen Frauen, ist nach wie vor Alltag in Deutschland. Insgesamt wurden 114.393 weibliche Opfer von Partnerschaftsgewalt in der polizeilichen Kriminalstatistik 2018 erfasst. Die Dunkelziffer aber, so Experten, ist um ein vielfaches höher. Jeden dritten Tag bringt ein Mann seine Frau oder Ex-Frau sogar um – häufig, weil sie ihn verlassen möchte oder bereits verlassen hat.

Ein Großteil der Gewaltübergriffe in den Partnerschaften kommt nie ans Tageslicht: aus Scham, aus Angst, wegen der Kinder – und auch weil die Unterstützung von außen fehlt.

Petra hielt es 14 Jahre bei ihrem prügelnden Ehemann aus, aus Angst um die Kinder, bis sie es endlich schafft ins Frauenhaus zu fliehen. „Das Frauenhaus war meine letzte Rettung.“ In Deutschland gibt es 350 Frauenhäuser mit 6.700 Plätzen für Frauen und ihre Kinder, tatsächlich bräuchte es aber mindestens doppelt so viele, sagen Wissenschaftler und Frauenhilfsorganisationen.

Daniela hat es große Überwindung gekostet, sich Hilfe zu holen und ihren Ex-Partner anzuzeigen. „Der Gang zur Polizei und dann zum Gericht waren die schwierigsten Hürden, denn wird man mir glauben?“ Ihre Aussagen wurden zusätzlich durch Fotos unterstützt, die sie von ihren Verletzungen gemacht hat. Häufig aber steht Aussage gegen Aussage und die Chancen, mit einer Strafanzeige Erfolg zu haben, sind gering. Gewaltopferambulanzen, in der Verletzungen gerichtssicher dokumentiert werden, sind in Deutschland rar und unterfinanziert. Auch Therapieprogramme für gewalttätige Männer in Partnerschaften gibt es wenige.

Zwei Betroffene klagen an: Die Täter, den Staat, aber auch die Gesellschaft. Was muss sich in unser aller Köpfe ändern, um Gewalt gegen Frauen in Partnerschaften effektiver zu bekämpfen?

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