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Montag, 29.06.2020

22:00 bis 22:45 Uhr

BR Fernsehen

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Bildquelle: BR/Waldemar Hauschild

Lebenslinien

Irmgard und die Widerstandssocken

Die Oberpfälzerin Irmgard Gietl führt mit ihrer Familie ein bescheidenes, aber zufriedenes Leben. Als Mitte der 1980er-Jahre in ihrer Nachbarschaft die atomare Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf gebaut werden soll, beginnt die bis dahin unpolitische Frau, sich zu wehren.

Mitwirkende

 
Redaktion Christian Baudissin
Ungehorsam ist der 88-jährigen (2018) Irmgard Gietl nicht in die Wiege gelegt worden. Ihre Jugend in der Oberpfalz ist von Entbehrung geprägt. Das Stricken ist zunächst eine Grundnotwendigkeit, um warme Sachen zu haben. Doch es wird zu Irmgards Leidenschaft.
Mit Mitte 50 führt Irmgard ein ruhiges Leben als Mutter und Hausfrau. Als bekannt wird, dass in ihrer Nachbarschaft bei Wackersdorf eine angeblich ungefährliche atomare Wiederaufarbeitungsanlage gebaut werden soll, wird sie misstrauisch. Die Härte, mit der die Regierung bald gegen demonstrierende Bürger vorgeht, treibt Irmgard selber an den Bauzaun. Für ihre Familie zu sorgen, heißt nun, gegen die WAA zu kämpfen. Und doch bleibt sie zerrissen zwischen traditioneller Hausfrauenrolle und gewecktem Widerstandsgeist. Nur ihrem Stricken bleibt sie treu: Zigtausende von Socken wie die, die sie bisher für Familie und Freunde gestrickt hat, verteilt sie nun als "Widerstandssocken“ an die Demonstranten: Damit sie keine kalten Füße bekommen. 1989 wird der Bau der WAA aufgegeben, was Irmgard auch sich zuschreibt.

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