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Freitag, 02.04.2021

20:55 bis 21:25 Uhr

ARD alpha

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Bei den Oberammergauer Passionsspielen 1990 diskutieren die Theologen Pinchas und Ruth Lapide mit Regisseur und Spielleiter über interreligiöse Themen und dem Umgang damit. | Bildquelle: BR

Bildquelle: BR

alpha-retro: Oberammergau und die Passion alpha-retro: Oberammergau und die Passion

alpha-retro: Jesus oder Jeschua? (1990)

Zur ersten Inszenierung des jungen, damals noch nicht Kette-rauchenden Christian Stückl im Jahr 1990 gab es im Vorfeld einen Film mit dem Titel „Jesus oder Jeschua?“, in dem die jüdischen Religionswissenschaftler Ruth und Pinchas Lapide mit Christian Stückl und Otto Huber über einzelne Stellen im Passionstext diskutieren. Und dann wird gezeigt, wie Stückl das in seiner ersten Inszenierung umzusetzen versucht.

Mitwirkende

 
Redaktion Martin Posselt
Die Judasgasse in Oberammergau: Ruth und Pinchas Lapide sind auf dem Weg zu Christian Stückl und Otto Huber, um mit ihnen über die kommenden Passionsspiele zu diskutieren. 1990 inszenierte Christian Stückl als Achtundzwanzigjähriger zum ersten Mal die Passionsspiele in Oberammergau. In den Jahren davor hatte es viel Streit gegeben und mit der Wahl von Christian Stückl wagte man in Oberammergau einen Neuanfang. Stückl und sein Dramaturg Otto Huber hatten angekündigt, antisemitische oder auch nur antisemitisch klingende Passagen aus dem Passionsspieltext von Daisenberger, der noch aus dem 19. Jahrhundert stammte, zu entfernen. Dazu holten sie sich Rat von Pinchas Lapide, dem berühmten jüdischen Religionswissenschaftler und dessen Frau Ruth Lapide, ebenfalls Religionswissenschaftlerin. Pinchas Lapide hatte u.a. das zweibändige Werk „Ist die Bibel richtig übersetzt“ geschrieben und diskutierte nun zusammen mit seiner Frau im Winter 1989/90 mit Stückl und Huber über einzelne Textstellen und will mithelfen einen Mittelweg zu finden zwischen den „Rigoristen“ in Oberammergau, die alles beim Alten lassen wollen, und den Rigoristen auf jüdischer Seite, die die Passionsspiele in Oberammergau wegen dieses alten Textes verdammen. Eine zentrale Frage, die Pinchas Lapide daher in diesem Zusammenhang stellt, lautete: „Warum muss die Jesus-Liebe im Neuen Testament – und in Oberammergau – immer mit dem Judenhass zu einem bibelwidrigen Zweiergespann zusammengejocht werden?... Warum beschuldigt Ihr die Juden nicht endlich einmal, Jesus hervorgebracht zu haben? Anstatt ihnen vorzuwerfen, ihn umgebracht zu haben, was falsch ist.“ Es geht in diesen Gesprächen allen vieren um Versöhnung: Die Brücke, die sie dabei damals gebaut haben, wurde später weiter ausgebaut und trägt bis in die Gegenwart.

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