Vor 150 Jahren verkündete Papst Pius IX. das auf dem Ersten Vatikanischen Konzil beschlossene Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes. Es besagt, dass der Papst nicht irren kann, wenn es um Lehrentscheidungen in Glaubens- und Sittenfragen geht, wenn er sie "ex cathedra" als endgültig entschieden verkündet.
Seit ihrer Verkündung sorgt die Unfehlbarkeit des Papstes für Kontroversen. Der Papst kann demnach Katholikinnen und Katholiken auf der ganzen Welt Vorschriften in Glaubens-, Lebens-, und Moralfragen machen. Er kann den Bischöfen vorschreiben, was sie in ihren Bistümern tun oder lassen sollen. Im Lauf der Zeit werden Äußerungen der Päpste, Enzykliken und Rundschreiben von den Gläubigen wie unfehlbare Lehrentscheidungen aufgenommen, auch wenn sie es oft gar nicht sind.
Sogar die größten Kritiker der Unfehlbarkeit, die größten Befürworter von Reformen, blicken immer dann, wenn Entscheidungen getroffen werden sollen, hoffnungsvoll nach Rom zum Papst. Und rufen ihn an – als letzte Instanz. Ist hier der – wie es der Kirchenhistoriker Professor Hubert Wolf formuliert – "römischen Indoktrination gelungen, den Katholikinnen und Katholiken einzuimpfen: Die Kirche ist der Papst"? So wie es Papst Pius IX., jener Papst, der die Unfehlbarkeit zum Dogma erhob, einmal formulierte: Die Kirche bin ich.
Im Film wird der Entstehungsprozess des Dogmas verfolgt: Professor Hubert Wolf hat Jahre in verschiedenen Archiven des Vatikans verbracht. Seine Erkenntnisse werfen ein neues Licht auf Papst Pius IX. und seine Zeit.
Filmautor Klaus T. Steindl begibt sich an die Original-Schauplätze des Lebens von Papst Pius IX. und der Entstehung des Unfehlbarkeits-Dogmas. Er zeigt Auswirkungen und Irritationen, die auf das Dogma der Unfehlbarkeit zurückzuführen sind, wie bei der Enzyklika "Humanae Vitae", der sogenannten "Pillenenzyklika" oder des Apostolischen Schreibens von Papst Johannes Paul II., dass Frauen nicht zur Priesterweihe zugelassen werden dürfen, Lehrschreiben, die wie Dogmen aufgenommen wurden.
Befürworter und Gegner der Unfehlbarkeit standen sich schon vor 150 Jahren unversöhnlich gegenüber. In aufwendig gestalteten Spielszenen kommen die historische Persönlichkeiten zu Wort. Die Interview-Szenen sind nachgestellt, die Aussagen der Personen sind Originalzitate. Zu Wort kommen Theologen, Kardinäle und eine Frau, die Mitte des 19. Jahrhunderts heftig das Wort ergriff, als es um das Dogma ging: Cristina Trivulzio Belgiojoso – eine italienische Intellektuelle und Vorreiterin für Frauenrechte.