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Samstag, 11.12.2021

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Woody Allen im Interview mit G.S.Troller. | Bildquelle: BR/Kick Film GmbH

Bildquelle: BR/Kick Film GmbH

Zum 100. Geburtstag von Georg Stefan Troller Hollywood Profile: Woody Allen

Von 1998 bis 2001 befragt der Journalist Georg Stefan Troller auf seine unnachahmliche Weise Persönlichkeiten der amerikanischen Filmwelt. Sechs "Hollywood-Profile" entstanden auf diese Weise, darunter auch ein Porträt des "Stadtneurotikers", Filmemachers und Jazzmusikers Woody Allen.

Mitwirkende

 
Redaktion Carlos Gerstenhauer
Woody Allen ist seit den späten 1960er Jahren einer von Hollywoods profiliertesten Filmemachern: 42 Kinospielfilme hat Allen seit "What's up, Tiger Lily" (1966) bis zu "Tall Dark Stranger - Ich sehe den Mann deiner Träume" (2010) inszeniert. Fast 40 Auftritte hat er vor der Kamera absolviert - von "Was gibt's Neues, Pussy?" (1965) bis "Scoop" (2006) - und mehr als 60 Drehbücher für Kino und Fernsehen verfasst. Hinzu kommen Theaterstücke, Kurzgeschichten, Werbespots sowie Auftritte als Jazzmusiker: Der am 1. Dezember 1935 im New Yorker Stadtteil Brooklyn als Allen Stewart Konigsberg geborene Woody Allen ist ein vielbeschäftigter Mann. Als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller in einer Person ist er der prototypische "auteur" nach europäischem Vorbild, ein Filmemacher mit eigener Handschrift und "vision du monde". Auch dieses Jahr enttäuscht er seine Anhänger nicht, die auf ihren jährlichen "Woody" warten: "Tall Dark Stranger - Ich sehe den Mann deiner Träume" wird am 2. Dezember in unsere Kinos kommen, Allens 43. Spielfilm, "Midnight in Paris", ist ebenfalls schon abgedreht und erhielt wegen des Kurzauftritts von Sarkozy-Gattin Carla Bruni einige Publicity. Wie üblich gilt der Prophet allerdings nur wenig im eigenen Land - trotz seiner drei Oscar-Auszeichnungen und einundzwanzig Oscar-Nominierungen ist Allen in den USA vornehmlich als Komiker und Spaßvogel, zuletzt auch als Jazzmusiker bekannt. In Europa dagegen gilt er als Genie - auf der gleichen Ebene wie Charles Chaplin - und manche seiner Filme nehmen in Paris mehr Geld ein als in ganz Amerika.
Lange Jahre drehte Woody Allen fast ausschließlich in New York, bevor er sich mit dem in London entstandenen "Match Point" (2005) im selbst gewählten europäischen Exil neu erfand. Während der Dreharbeiten zu Trollers Porträt war Allen noch ganz seiner großen Liebe New York verpflichtet. Damals stand sein 34. Film "Im Bann des Jade-Skorpions" kurz vor der Vollendung und das eisige Schweigen der Geheimhaltung lag über Allens Studio und Schneideraum an der noblen Park Avenue. Eine Geheimhaltungsmanie, die sich auch auf Allens bewegtes Privatleben erstreckt, besonders auf seine dritte Ehe mit Mia Farrows Adoptivtochter, der Koreanerin Soon-Yi.
Wie filmt, wie befragt, wie stellt man einen Künstler dar, der mit dem in seinen Filmen immer wieder variierten Stadtneurotiker beileibe nicht verwechselt werden will? Georg Stefan Troller zeigt in gewohnter Brillanz und Einfühlung, wie man es macht, einer Persönlichkeit nahe zu kommen, ohne Voyeur zu sein. Er porträtiert Woody Allen im Spannungsfeld zwischen dem Brooklyn seiner Kindheit und dem vornehmen Manhattan der Upper Eastside, wo Allen bevorzugt arbeitete.

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