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Sonntag, 31.07.2022

19:15 bis 19:30 Uhr

ARD alpha

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Bildquelle: BR/SWR/Früh

Schätze der Welt - Erbe der Menschheit

Die Salpeter-Mine Santa Laura (Chile) - Blech-Musik im Wüstenwind

Rostendes Blech als Welterbe unter Denkmalschutz. In einer der trockensten Gegenden der Erde, der nordchilenischen Pampa, erscheint sie wie ein vorzeitliches Ungetüm neben der Panamericana: Die Oficina Santa Laura, eine verlassene Salpeterfabrik. Der Schornstein - ein schlanker Kirchturm neben dieser verfallenen Kathedrale des Industriezeitalters.

Mitwirkende

 
Redaktion Gábor Toldy
Rostendes Blech als Welterbe unter Denkmalschutz. In einer der trockensten Gegenden der Erde, der nordchilenischen Pampa, erscheint sie wie ein vorzeitliches Ungetüm neben der Panamericana: Die Oficina Santa Laura, eine verlassene Salpeterfabrik. Der Schornstein - ein schlanker Kirchturm neben dieser verfallenen Kathedrale des Industriezeitalters. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts konnte Chile einen Wirtschaftsboom verzeichnen. Das Salz, das direkt unter der Wüstenkruste lagerte, wurde abgebaut, das daraus gewonnene Salpeter als Düngemittel auf den Markt gebracht. Salpeter - Natriumnitrat- weißes Gold. Etwa 200 Salitreras, Salpeterorte, entstanden zwischen dem 19. und 26. Breitengrad, dem größtem Nitratvorkommen auf dem Planeten. Chile stieg zum weltweit führenden Exporteur von Düngemitteln auf und deckte Anfang des 20. Jahrhundert 65 Prozent des Weltbedarfs. Der Boom brach mit dem ersten Weltkrieg ein und ging später mit der Entwicklung des künstlichen Düngers zu Ende. 1960 wurde die Anlage Santa Laura stillgelegt, die Gebäude dem Verfall überlassen. Jetzt ist die Ruine als Beispiel einer vergangenen Industrietechnik und Industriekultur unter Denkmalschutz gestellt. Obwohl man sich in den verlassenen Gebäuden der Aufbereitung des Salpeters vorstellen kann, es ist nicht allein die Vorstellung des komplizierten Arbeitsablauf eines industriellen Prozesses, die Besucher in Bann schlägt, es ist die Ästhetik dieses Ortes, eine Ästhetik des Verfalls. Unter dem Diktat der Zeit sind in der Wüste aus den ungenutzten Gebäuden abstrakte Formen- und Bildwelten entstanden, bei denen sich die Grenze zur Kunst verwischt. Die Einwirkung der Natur auf diese Architektur, die nur auf ihre Funktion angelegt war, hat den Ruinen eine rostige Schönheit verliehen, die heute den Reiz der Salitrera ausmacht. Und diese Faszination wird verstärkt, wenn sich täglich gegen Mittag der Wüstenwind erhebt und an den Blechverschalungen der Fabrikhallen rüttelt: Eine Symphonie von knarrend knarzigen und schrill scheppernden Tönen, wie man sie nirgends sonst zu Gehör bekommt.

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