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Montag, 03.04.2023

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Königreich Bayern - Königin Marie Therese | Bildquelle: picture-alliance / akg-images

Bildquelle: picture-alliance / akg-images

Königreich Bayern

Königin Marie Therese

Die Liebe zu ihrem Gemahl, der später dann doch noch als König Ludwig III. den bayerischen Thron bestieg, sollte 55 Jahre dauern. Sie war ihm Rückhalt und gab ihm die Kraft, seine Pflichten in den schweren Zeiten des Ersten Weltkriegs zu tragen. Dreizehn Kindern schenkt die zierliche Marie Therese das Leben.

Mitwirkende

 
Redaktion Christian Lappe
"Mein lieber guter Ludwig, ich glaube Ihnen noch zu wenig gesagt zu haben, wie innig ich Sie liebe." Voller Sehnsucht erwartet die 18-jährige Marie Therese von Habsburg-Este ihren Bräutigam, Prinz Ludwig von Bayern, den 22-jährigen ältesten Sohn des Prinzen Luitpold und Vetter des gleichaltrigen Königs Ludwig II. Eine echte Neigungsheirat. Der bayerische Prinz entstammt einer Nebenlinie und es besteht im Jahr 1867 wenig Aussicht, dass Ludwig einmal bayerischer König werden könnte.
Die Liebe zu ihrem Gemahl, der später dann doch noch als König Ludwig III. den bayerischen Thron bestieg, sollte 55 Jahre dauern. Sie war ihm Rückhalt und gab ihm die Kraft, seine Pflichten in den schweren Zeiten des Ersten Weltkriegs zu tragen. Dreizehn Kindern schenkt die zierliche Marie Therese das Leben.
Die naturverbundene Prinzessin teilt die Begeisterung ihres Mannes für die Landwirtschaft. Auf dem Mustergut Leutstetten im Würmtal führt sie Gäste gern selbst durch den Kuhstall und lässt es sich nicht nehmen, beim Melken mitzuhelfen. Ist Ludwig der "Millibauer" in der Karikatur, so nennt sie der Volksmund liebevoll bald "Topfenreserl". Sie ist passionierte Gärtnerin und auch als Zeichnerin nicht unbegabt und fertigt exakte Aquarelle aller möglichen Blumenarten an. Bei den zahlreichen Ausflügen mit den Kindern hat sie den Skizzenblock immer dabei.
Mit dem beschaulichen Landleben ist es endgültig vorbei, als 1912 Prinz Ludwig seinem Vater, Prinzregent Luitpold, nachfolgt. Seit 48 Jahren hatte Bayern keine "Landesmutter" mehr gehabt, denn König Ludwig II. war unverheiratet geblieben und Prinzregent Luitpold war bei Regierungsantritt bereits Witwer. Eindringlich, fast flehend warnte sie Ludwig davor, den Königstitel zu Lebzeiten des unheilbar geisteskranken Vetters König Otto anzunehmen.
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges richtete sie, obwohl gesundheitlich angeschlagen, gemeinsam mit ihren Töchtern in den Nibelungensälen der Münchner Residenz eine Näh- und Verbandsstube ein, wo den ganzen Krieg hindurch Wäsche, Socken und Verbandszeug für die Soldaten an der Front gefertigt wurden. Als die Versorgungslage der Bevölkerung infolge des Krieges immer schlechter wird, versucht die Königin mit kostenlosen Milchlieferungen aus Leutstetten sowie der Einrichtung von Volksküchen die größte Not zu lindern.
Vom Tode gezeichnet, verlässt die Königin am Abend des 7. November 1918 die Residenz. Nach abenteuerlicher Flucht landet das Königspaar schließlich auf Schloss Wildenwart im Chiemgau. Dort stirbt Marie Therese am Morgen des 3. Februar 1919.

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