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Sonntag, 09.04.2023

19:15 bis 19:30 Uhr

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Bildquelle: SWR

Schätze der Welt - Erbe der Menschheit

Corvey (Deutschland) - Zwischen Himmel und Erde

Die frühere Benediktinerabtei Corvey gilt als eine der bedeutendsten Klostergründungen im Mittelalter. Sie verdankt sich dem Sieg Karls des Großen in der blutigen Schlacht unter dem Brunsberg 775 an der Weser. Der Frankenkönig erzwingt die Unterwerfung und Christianisierung der Sachsen. Am Rande seines Reichs, so seine Vision, soll eine Bastion des Glaubens entstehen, ein Stützpunkt für die Missionierung. Es folgt eine wechselvolle Geschichte bis in die Neuzeit. 2014 wird Corvey Weltkulturerbe.

Mitwirkende

 
Redaktion Gábor Toldy
Die ehemalige Benediktinerabtei Corvey gilt als eine der bedeutendsten Klostergründungen im Mittelalter. Sie verdankt sich dem Sieg Karls des Großen bei der blutigen Schlacht unter dem Brunsberg 775 an der Weser. Der Imperator erzwingt die Unterwerfung und Christianisierung der Sachsen. Am Rande des Frankenreichs, so seine Vision, soll eine Bastion des Glaubens entstehen. Ein Stützpunkt für die Missionierung nach Norden und Osten. Doch der Kaiser erlebt nicht mehr, wie Mönche aus dem westfranzösischen Corbie in den Weserauen siedeln.
Als das "Nova Corbeia" entwickelt sich das Benediktinerkloster in seiner Blütezeit im 9. und 10. Jahrhundert zu einem geistigen und wirtschaftlichen Zentrum mit Ausstrahlung in ganz Europa. Nahezu eintausend Jahre prägen dann Mönche diesen Ort, bis mit der Säkularisation weltliche Herren seine Geschicke bestimmen. Corvey, das sind 1200 Jahre wechselvolle Geschichte auf engstem Raum. Alle Epochen haben hier Spuren hinterlassen.
Von der ursprünglichen Klosteranlage hat nur das Karolingische Westwerk die Wirren der Zeit überstanden. Zum Glück, denn wir verdanken dem vorgelagerten Zentralbau der ehemaligen Klosterkirche tiefe Einblicke in die damalige Architektur. Neuartig, modern und prägend war die karolingische Bauweise aus Bruchsteinmauerwerk. Sie vereint auf hohem Niveau das Innovative mit antiken Vorbildern. Dies zeigt sich im Innern des Westwerks mit seiner original erhaltenen gewölbten Eingangshalle mit Säulen und Pfeilern. Hier empfängt der Corveyer Abt den Kaiser bei den Hoftagen. Von Emporen umgebenen ist der Johannischor im Obergeschoss, ein Zeugnis karolingischer Baukunst.
Auch Corvey und seine Besitzungen trifft der Dreißigjährige Krieg. Die Klosteranlage wird nahezu vollständig zerstört. Ihr Wiederaufbau als barocke Residenz beginnt 1671 und braucht dann noch weitere 43 Jahre. Die Fürstäbte statten das Kloster mit allem aus, was man im 18. Jahrhundert zur Repräsentation für notwendig erachtet. Im prachtvollen Kaisersaal bewirten sie hochgestellte Persönlichkeiten. Bei Staatsgeschäften wie Gnadenakte oder Lehensverschreibungen bildet der Prunkraum den würdigen Rahmen.
Im Zuge der Säkularisation geht auch die ehemalige Reichsabtei Corvey in weltliche Hände über. Durch Erbfolge wird die barocke Klosteranlage zum herrschaftlichen Schloss der Herzoglichen Familie von Ratibor. Ein Juwel ist die Fürstliche Bibliothek mit ihren15 Sälen und 200 Bücherschränken. Alle sind sie im Stile des Biedermeiers und späten Klassizismus gestaltet sowie in unterschiedlichen Holzarten ausgeführt. Edles Ambiente für eine Büchersammlung mit rund 74.000 Bänden, die zu den kostbarsten Privatbibliotheken Deutschlands zählt. Den Bücherschatz mit wertvollen Einzelwerken, Pracht- sowie Reisebänden hütet und formt der Germanist und Politiker August Hoffmann von Fallersleben. Nach langen Wanderjahren hat der Dichter des Deutschlandliedes in Corvey eine Aufgabe für seinen Lebensabend gefunden. Hier wird er auch beerdigt. Mehrere tausend Trauergäste nehmen an der Beisetzung auf dem Friedhof neben der ehemaligen Abteikirche teil.

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