BR-KLASSIK

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Dienstag, 02.05.2023

01:15 bis 02:15 Uhr

BR Fernsehen

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Jakub Hrusa | Bildquelle: Marian Lenhard

Bildquelle: Marian Lenhard

BR-KLASSIK: Jakub Hruša dirigiert Werke von Bohuslav Martinu

Für die große Symphonik konnte sich der im Paris der 1920er Jahre sozialisierte Martinů, wo er neben dem Studium bei Albert Roussel Einflüsse von Neoklassizismus und Jazz in sich aufsog, erst relativ spät erwärmen. Erst 1942, als Martinů vor den Nazis in die USA geflohen war, ermunterte ihn der Auftrag von Serge Koussevitsky, für dessen Boston Symphony Orchestra seine erste von letztendlich sechs Symphonien zu schreiben - da war Martinů bereits 52. Das großformatige Stück atmet den typischen Martinů-Sound mit seinen pulsierenden Rhythmen, seiner reichen Farbpalette und seinem hymnischen Pathos.

Mitwirkende

 
Dirigent Jakub Hrusa
Redaktion Meret Forster
Die schlichte Kirche San Francesco im toskanischen Arezzo beherbergt einen Schatz der italienischen Frührenaissance – den Freskenzyklus des Malers Piero della Francesca.
1954 besuchte der tschechische Komponist Bohuslav Martinu die Kirche und war tief beeindruckt von der feierlichen und gleichzeitig stillen, poetischen Aura der Kunstwerke. Sie wurden zur Inspirationsquelle für das dreisätzige Orchesterwerk "Les fresques de Piero della Francesca“, das Jakub Hruša für sein Gastdirigat im März 2023 beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auswählte.
Den "Fresques“ gegenübergestellt ist die erste der sechs Symphonien von Bohuslav Martinu. Er komponierte sie im Jahr 1942, ein Jahr nach seiner Emigration in die USA. Das Boston Symphony Orchestra hatte den Auftrag erteilt und Martinu komponierte ein formal ganz eigenständiges Werk, das mit großer Farbenpracht und virtuosen Herausforderungen dem US-amerikanischen Orchester auf den Leib geschrieben ist. Der dritte Satz jedoch lässt das Publikum jäh in Abgründe blicken: Durchaus möglich, dass Martinu in diesem Satz ein Ereignis reflektierte, das er später in seinem Werk "Memorial to Lidice“ explizit verarbeiten sollte: Nur wenige Tage vor der Komposition hatte die deutsche SS das böhmische Dorf Lidice überfallen und den Großteil seiner Bewohner ermordet. Eine Tat, die weltweit Entsetzen hervorrief.

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