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Sonntag, 02.07.2023

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Fränkische Wässerwiesen: Eichenbretter stauen die Wiesent auf | Bildquelle: BR

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Unter unserem Himmel

Die Flut, die Gutes tut - Fränkische Wässerwiesen

Selbst in der Dürre haben die Bauern am Unterlauf der Wiesent bei Forchheim in Oberfranken immer noch frisches Gras für ihre Tiere. Denn hier gibt es seit Jahrhunderten ein einfaches Bewässerungssystem: die fränkischen Wässerwiesen.

Mitwirkende

 
Redaktion Yvonne Belohlavek
Alfons Postler ist Wässermann der Wässergenossenschaft von Kirchehrenbach, acht Kilometer östlich von Forchheim. Er kümmert sich um die Bewässerung der Wiesen vor den Toren seines Dorfes. Bevor am 1. Mai die Wässerperiode beginnt, muss Alfons Postler die Gräben und Kanäle reinigen und mähen, damit das Wasser frei fließen kann. Er bedient aber auch das "Nadelwehr", das mittels 97 eichener Bretter, Nadeln genannt, die Wiesent aufstaut.
Weiter flussabwärts liegt die Gosberger Wässergenossenschaft. Ihr Vorstand ist Markus Galster, in der Sprache der Wässerer der "Bauherr". Markus Galster führt einen Milchviehbetrieb und ist angewiesen auf das Grünfutter, das auf den Wässerwiesen wächst. Als Bauherr ist er auch für den Hochwasserschutz zuständig, weshalb er in Kontakt mit dem Kraftwerk Schwedengraben steht, das aus dem Wasser der Wiesent Strom für 650 Haushalte gewinnt.
Wie sorgsam die Bauern an der Wiesent früher schon mit Wasser umgingen, belegt eine alte Karte, die Roland Lindacher vom Landratsamt Forchheim mitgebracht hat. Das Landratsamt unterstützt die Wässergenossenschaften beim Bau neuer Wehre und hat einen Antrag auf Aufnahme ins Immaterielle Kulturerbe der UNESCO gestellt. Im Verzeichnis der deutschen Liste stehen die Wässerwiesen schon.
Je weiter das Jahr voranschreitet, desto deutlicher wird, dass der Sommer so trocken wird wie vor ihm kaum ein anderer. Aber hier, in einer der trockensten Regionen Bayerns, sind die Wiesen noch grün. Denn Alfons Postler und Markus Galster wässern immer wieder das Land und der Bauer Max Sponsel erntet Heu für seine Pferde, Ziegen und Schafe.
Zu Hause in Kirchehrenbach pflegt Alfons Postler noch eine andere Leidenschaft, die Brieftaubenzucht. Die Vögel spüren die Hitze genauso wie die Menschen, und weil immer noch kein Regen angesagt ist, wird Alfons bestimmt noch einmal wässern. Die Wässerwiesen waren immer wertvoll und sie werden es bleiben – da sind sich alle sicher.

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