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Sonntag, 16.07.2023

19:15 bis 19:30 Uhr

ARD alpha

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Jugendstil: Metall und Glas verbinden sich zu kühnen Bauelementen im floralen Stil. | Bildquelle: BR/SWR

Bildquelle: BR/SWR

Schätze der Welt - Erbe der Menschheit

Die Horta-Häuser in Brüssel (Belgien) - Unter Glasbaldachinen

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Mitwirkende

 
Redaktion Gábor Toldy
Brüssel und der Jugendstil, das heißt auch Brüssel und Horta. Der Architekt Horta wurde zu Ende des 19. Jahrunderts durch die Neuartigkeit seiner Wohnhäuser nicht nur in Belgien berühmt, sondern erregte internationales Aufsehen. 1893 entwirft Horta "Maison Tassel". Fast über Nacht wird der 32-jährige Architekt durch dieses Wohnhaus bekannt. Äußerlich unterscheidet es sich kaum von den Nachbarhäusern. Doch Details lassen genauer hinsehen. Die aus der Fläche ausschwingenden Linien der Fassade, die kunstvolle Formung des Steins, die artistisch mit dem Stein verbundenen Eisenelemente und die farbigen Glasfenster. Das ist neu. Das Material scheint von jeder Starrheit befreit und die asymmetrische Aufteilung der Wandflächen lassen die Fassade lebendig erscheinen.

Doch die eigentliche Neuheit seines Baustils wird erst im Inneren offenbar. Es gelingt dem Architekten, die schmalen Brüsseler Stadthäuser in weiträumige und zugleich märchenhaft dekorative Räume zu verwandeln. Jedes Funktionselement wird von ihm entworfen und zu einem Kunststück. Die Veredelung jedes Details ist Hortas Spezialität. Raumwirkung zu erzielen, darum ging es dem Schöpfer des belgischen "Art nouveau", und diese Raumwirkungen weiß er durch raffinierte Lichteffekte zu steigern.

In "Maison Tassel" - wie in den meisten seiner Bauten - durchbricht ein Lichtschacht alle Stockwerke und durch die farbigen Glasscheiben werden die Räume in mysteriöses Licht getaucht. Das Kaufhaus "Waucquez", ein Spätwerk, scheint ein Stück pompöser Präsentations-Architektur zu sein, ganz ausgerichtet auf die Wirkung, die ein Tempel des Kommerz auf die Kunden ausüben sollte. Doch auch hier zeigt sich Hortas Meisterschaft durch Glasdachkonstruktionen Lichtwirkungen zu erzielen.

Viele seiner für die Architekturgeschichte beispielhaften Bauten wurden Opfer beispielloser Denkmalzerstörung. Sie wurden rücksichtslos abgerissen, wenn es profitabel erschien. Die übriggebliebenen Häuser stehen heute unter Denkmalschutz und besonders Hortas Wohn- und Atelierhaus ist zu einem Wallfahrtsort jugendstilbegeisteter Besucher geworden.

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