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Sonntag, 09.07.2023

13:15 bis 14:00 Uhr

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Regensburger Dom, Beginn der Kathedralgotik in Bayern. | Bildquelle: BR/Bernhard Graf

Bildquelle: BR/Bernhard Graf

Unsterbliches Mittelalter - Gotik in Bayern

Das Mittelalter floriert! Das ganze Jahr hindurch finden an den Wochenenden Mittelaltermärkte oder Ritterturniere statt – selbst in der Weihnachtszeit auf dem Wittelsbacher Platz in der Münchner City. Solche Events erfreuen sich höchster Beliebtheit. Was ist es, das uns an den gotischen Wurzeln unserer Heimat so fasziniert? Ist Bayern wirklich so barock, wie es uns immer vermittelt wird? Filmautor Bernhard Graf begibt sich auf Spurensuche.

Mitwirkende

 
Redaktion Henning Weber
Wie gotisch sich unsere Innenstädte noch heute präsentieren, wie sehr die spätmittelalterliche Verdichtung der Städte der Gegenwart gleicht, aber sich auch von ihr unterscheidet, beschreibt die renommierte Aachener Architektin und Stadtplanerin Ina-Marie Orawiec.
Die buchstäblich herausragende Baukunst des Regensburger Doms markiert den Beginn gotischer Architektur in Bayern. Was fasziniert die Mitglieder der Bauhütte, jeden Stein noch heute mit der Hand zu schlagen? Am Beispiel der Martinskirche in Landshut verdeutlicht sich die Weiterentwicklung der Epoche zur süddeutschen Sondergotik. Warum engagiert sich der Münsterpfleger Hubert Gruber für den höchsten Backsteinturm der Welt? Was veranlasste ihn als Akteur der Landshuter Hochzeit, mittelalterliche Musik zu spielen und Drehleiern selbst zu bauen? In diese höfische Welt tauchen ebenso die Landshuter Antonia Schad, der Augenarzt Georg Spitzlberger und der Jurist Joachim Rogos ein, die Kostüme, Ritterrüstungen und Fechtkunst möglichst detailgenau für das größte Historienfest Europas rekonstruieren.
Nicht nur Sakralbauten, Burgen und gotische Kunstwerke von Tilman Riemenschneider, Hans Leinberger oder Erasmus Grasser präsentieren sich. Wie die facettenreiche Gotik in der modernen Kunst weiterlebt, zeigt sich an der Wartehalle der Münchner Freiheit oder an den Arbeiten des Bildhauers Thomas Hildenbrand, der Installationskünstlerin Sibylle Kobus oder des Malers Fritz Hörauf.
Die Gotik-Rezeption fußt auf einer langen Tradition. Was wir von der scheinbar weit entfernten Epoche lernen können, wie sich die allgemeine Vorstellung durch Romanbestseller und Serienhits hin zum "finsteren Mittelalter" und zur Fantasy verändert, in die Cosplay-Szene Einzug hält und Nördlingen sogar im japanischen Anime-Comic "Princess Tutu" als Filmkulisse dient, davon weiß die Präsidentin der Deutschen Burgenvereinigung und ehemalige Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner zu berichten. Es entfaltet sich ein bunter Strauß einer noch heute lebendigen Epoche.

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